Inhalatoren anwenden will gelernt sein |
Katja Egermeier |
29.03.2022 12:00 Uhr |
Die überwiegende Zahl der Patienten, die ein Inhalationssystem verwenden, machen mindestens einen Fehler bei der Anwendung. / Foto: Getty Images/Branimir Nedeljkovic
Die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Inhalationssysteme unterscheiden sich zum Teil deutlich in ihrer Handhabung. Das führt der Apothekerkammer nach dazu, dass 79 Prozent der Patienten unbewusst mindestens einen Fehler bei der Anwendung machen – eine Quote, die der VITA-Studie (Verbesserung der Inhalationstechnik von Menschen mit Asthma und COPD in Apotheken) zufolge schon nach einmaliger Beratung in der Apotheke auf 21 Prozent gesenkt werden konnte.
Die Apothekerkammer rät Apothekern und PTA daher, die Patienten auf einige grundsätzliche Regeln hinzuweisen:
Typische Erkrankungen, bei denen Inhalatoren zum Einsatz kommen, sind Asthma bronchiale, Bronchitis, COPD, Allergien und die seltenere Mukoviszidose. Verbreitete Typen sind unter anderem Pulverinhalatoren, Druckgasinhalatoren und elektrische Vernebler.
Bei der Auswahl des Inhalators müsse beachtet werden, welche Grundvoraussetzungen der jeweilige Patient mitbringe, erklärt die Apothekerkammer. Reiche beispielsweise die Koordination des Anwenders nicht aus, seien Geräte, bei denen man gleichzeitig drücken und einatmen müsse, nicht geeignet. Das sei besonders bei Kindern und Senioren der Fall. Auch die Lungenfunktion müsse berücksichtigt werden.
Pulverinhalatoren eignen sich für Patienten, die in der Lage sind, kräftig ein- und auszuatmen. Bei diesem Inhalationssystem liegt der Wirkstoff treibgasfrei vor und wird mit der Einatmung inhaliert. Auch hier gibt es verschiedene Modelle, wie den Diskus®, Novolizer® oder Turbohaler®. So können die Dosen beispielsweise einzeln in Kapseln oder Blistern verpackt sein oder in einem Behälter, der durch Betätigung des Mechanismus jeweils eine Dosis freigibt.
Wichtig bei allen Modellen sei, dass Patienten einen gewissen, minimalen Inspirationsdruck aufbringen können, so die Apothekerkammer. Das heißt, sie müssen mit einer bestimmten Stärke und Tiefe einatmen können. Nur so könne der Wirkstoff optimal freigesetzt werden. Die Auswahl des Pulverinhalators hängt daher von den Lungenfunktionswerten ab. Es gibt Inhalatoren mit mittlerem und mit hohem Widerstand.
Vor der Inhalation sollen die Patienten langsam und entspannt ausatmen, dann das Mundstück mit den Lippen fest umschließen und schnell, kräftig sowie möglichst tief durch den Mund einatmen. Der Atem wird anschließend 5 bis 10 Sekunden gehalten und dann wird langsam ausgeatmet. Nach der Inhalation sollte der Mund nicht nur ausgespült werden, sondern besser eine Kleinigkeit gegessen oder ein paar Schlucke getrunken werden.
Eine weitere Form sind Druckgasinhalatoren, auch Dosieraerosole genannt. Diese eigenen sich vor allem für Patienten, die nicht stark und tief einatmen können, aber eine noch gute Koordination aufweisen. Dabei befindet sich der Wirkstoff zusammen mit einem Treibgasmittel in einem Druckbehälter. In der Regel sollte der Anwender beim ersten Gebrauch – oder wenn das Mittel länger nicht verwendet wurde – den Inhalator schütteln und zwei Sprühstöße in die Luft auslösen, um sicherzugehen, dass er funktioniert. Ein Dosieraerosol kann mit einer Inhalationshilfe, auch Spacer genannt, verwendet werden.
Der Vorteil ist laut Apothekerkammer, dass ein zu starker Reiz im Rachen verhindert wird und mehr Wirkstoff in die Lunge gelangt. So könnten beispielsweise Nebenwirkungen kortisonhaltiger Sprays im Mundraum vermieden werden. Dosieraerosole seien auch geeignet für Patienten, die nur einen geringen maximalen inspiratorischen Druck erzeugen, also nicht so stark und tief einatmen können. Die Nutzung von Spacern mache es leichter, das Auslösen des Inhalators und das Einatmen zu koordinieren.
Vor der Anwendung sollten Patienten langsam und entspannt ausatmen und den Kopf leicht nach hinten neigen. Dann umschließen sie das Mundstück fest mit den Lippen und lösen daraufhin einen Sprühstoß aus, indem sie den Wirkstoffbehälter nach unten drücken. Der Substanznebel sollte sofort langsam und möglichst tief eingeatmet und der Atem 5 bis 10 Sekunden angehalten werden. Dann kann langsam wieder ausgeatmet werden.
Auch elektrische Vernebler sind für Patienten geeignet, die nicht so stark und tief einatmen können. Die Inhalation erfolgt hier sehr langsam und kontinuierlich. Es wird das normale Atemzugsvolumen ein- und ausgeatmet. Der Wirkstoff wird in ein Reservoir eingefüllt und ohne Treibmittel in einer lang anhaltenden Sprühwolke freigesetzt. Häufig auftretende Fehler könnten eine Steigerung der Atemfrequenz oder Tiefe der Atemzüge sein, auch Hyperventilation genannt, so die Kammer Niedersachsen.
Bei den elektrischen Verneblern muss die Einheit aus Mundstück und Reservoir mit warmem Wasser abgespült und zum Trocknen abgelegt werden. Es empfiehlt sich, den Schlauch des Verneblers mit Hilfe des Kompressors trocken pusten zu lassen, damit die Restfeuchtigkeit nicht zu Schimmelbildung führt. Nur so kann sichergestellt werden, dass bei diesen Systemen die Düse nicht verstopft und die Geräte lange Zeit zuverlässig funktionieren.
Damit die Therapie mit Inhalatoren anschlägt und Erfolg bringt, ist es aus Sicht der Apothekerkammer Niedersachsen notwendig, dass die Patienten mit dem Fachpersonal zusammenarbeiten. Nicht nur das Einhalten von Therapieplänen und eine gute Kommunikation zwischen Arzt, Patient und Apotheker spielten eine entscheidende Rolle, auch müsse die Inhalation unter Aufsicht von Fachpersonal geübt werden – am besten bei einem Termin in einer Apotheke des Vertrauens.