Institut warnt vor Slush Ice |
Verena Schmidt |
20.02.2025 09:00 Uhr |
Slush Ice besteht aus zerkleinertem Eis, das mit aromatisiertem Sirup gemischt wird. Es wird etwa in Freizeitparks, auf Jahrmärkten oder im Kino verkauft und ist besonders bei Kindern beliebt. / © Getty Images/pmmart
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zwischen November 2023 und Oktober 2024 die Glycerin-Konzentrationen in insgesamt 62 Slush-Ice-Proben gemessen und die Ergebnisse aktuell in einer Stellungnahme veröffentlicht. Hintergrund war nach Angaben des BfR, dass bei Analysen in Großbritannien in den vergangenen Jahren hohe Gehalte an Glycerin in Slush-Ice-Getränken von 50 g/l nachgewiesen worden waren. In Schottland waren 2021 und 2022 zudem zwei Kinder im Krankenhaus behandelt worden, die nach dem Konsum solcher Getränke unter Bewusstseinsstörungen und Krämpfen litten.
Der Zuckeralkohol Glycerin ist als Lebensmittelzusatzstoff E 422 unter anderem zur Verwendung in aromatisierten Getränken zugelassen. Eine vorgeschriebene Höchstmenge gibt es laut BfR nicht, Hersteller dürfen so viel Glycerin verwenden wie nötig (»quantum satis«). Zur Bewertung der gesundheitlichen Risiken legte das Institut daher eine Dosis von 250 mg/kg Körpergewicht als Grenzwert fest – die geringste Dosis, bei der ein pharmakologischer Effekt gezeigt wurde (Glycerin wird therapeutisch zur Senkung eines erhöhten Hirndrucks eingesetzt). Aus Sicht des BfR bestehen gesundheitliche Bedenken, wenn der Konsum eines Slush-Ice-Getränks zu einer Glycerin-Aufnahme führt, die dieser Dosis entspricht oder sie überschreitet.
Der Mittelwert aller 62 untersuchten Proben lag bei einem Glyceringehalt von 26,24 g/l. Bei einem fünfjährigen Kind mit einem Körpergewicht von 20 kg würden knapp 200 ml eines Slush-Ice-Getränks mit diesem Gehalt zu einer Exposition führen, die der therapeutisch wirksamen Dosis von 250 mg/kg Körpergewicht entspricht, rechnet das BfR vor. Bei einer Glycerinkonzentration von 73,9 g/l, dem 90. Perzentil der Messergebnisse, reichen dafür sogar schon 68 ml Slush-Ice aus.
Wie wahrscheinlich es ist, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nach dem Verzehr von Slush Ice auftreten, sei unklar, da dies von der Glycerin-Konzentration im Getränk, der Verzehrmenge und dem Körpergewicht der Konsumenten abhängt, so das BfR. Zur Toxizität von Glycerin nach oraler Exposition von Kindern seien zudem nur wenige Daten verfügbar. Womöglich werde das Risiko unterschätzt, da Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen nicht mit dem Verzehr eines Slush-Ice-Getränks in Verbindung gebracht werden, so das BfR.
Das Institut rät Produzenten, zu prüfen, ob der Einsatz von Glycerin in Slush-Ice-Getränken überhaupt notwendig ist – etwa ein Drittel der genommenen Proben enthielt kein Glycerin – oder ob sich der Glyceringehalt zumindest senken lässt. Verbraucher könnten auf entsprechende Getränke verzichten, um ihr Gesundheitsrisiko zu verringern, heißt es in der Stellungnahme.