Intimhygiene richtig dosieren |
Gewusst wie: Die richtige Intimhygiene für sie und ihn bedeutet neben einem Wohlgefühl auch Krankheitsprophylaxe. / Foto: Adobe Stock/Volodymyr
Unter einer wohldosierten Intimpflege ist die einmal tägliche Reinigung des Genitalbereichs zu verstehen. Dazu genügt es, die Genitalregion mit lauwarmem Wasser oder milden Waschlotionen, die auf das Milieu des Intimbereichs abgestimmt sind, zu erfrischen (wie Vagisan® Intimwaschlotion, Deumavan® Waschlotion, Sebamed® Intimwaschlotion, Sagella® Intimpflege). Aus hygienischen Gründen sollte man dazu am besten nur die Hände oder einen Einmalwaschlappen verwenden. Dabei sollte sich die Frau nicht in der Scheide säubern, sondern nur die äußeren und inneren Schamlippen, also die Region zur Scheide hin.
Die Zubereitungen enthalten neben Wasser ampholytische oder nicht ionogene Tenside wie Fettsäuretauride oder -proteinkondensate, die eine besonders gute Schleimhautverträglichkeit auszeichnet. Häufig sind pflegende Zusätze und rückfettende Substanzen enthalten. Antimikrobielle Substanzen, vor allem Chlorhexidingluconat, verhindern die bakterielle Zersetzung von Harnresten, Vaginalsekret und Schweiß. Durch organische Säuren wie Milchsäure sind die Waschlösungen auf einen sauren pH-Wert eingestellt.
Bei der Auswahl geeigneter Präparate ist auf einen passenden pH-Wert zu achten. Hintergrund: Bei Frauen ändert sich in Abhängigkeit des Hormonspiegels beziehungsweise der Lebensphase der pH-Wert im Intimbereich. Während bei jungen Frauen der hohe Estrogenspiegel dafür sorgt, dass sich in der Scheide und im äußeren Intimbereich durch die Ansiedlung von Milchsäurebakterien ein leicht saures Milieu bildet, wird die Schleimhaut in den Wechseljahren trockener. Für die Milchsäurebakterien verschlechtern sich also die Lebensbedingungen. Die Scheide und die Haut im äußeren Intimbereich sind dann nicht mehr so sauer, sondern haben einen fast neutralen pH-Wert.
Alkalische Seifen, Duschgele mit aggressiven oder entfettenden Waschsubstanzen, Intimsprays oder Scheidenspülungen (nur nach ärztlicher Verordnung!) sind in der Bikinizone tabu. Sie strapazieren das natürliche Hautmilieu, entziehen der Haut im Genitalbereich Fett und stören damit die Barrierefunktion der Vaginalflora. Intimtücher, also Vliestücher aus Zellstoff oder Mischgewebe, die mit wässrigen Lösungen bakterizider Wirkstoffe, aber zum Teil auch mit Parfümölen (Allergiegefahr!) getränkt sind, sollten Frauen am besten nur unterwegs verwenden.
Um die natürliche Schleimhaut wieder aufzubauen beziehungsweise um gereizte, trockene Haut zu beruhigen, helfen der Frau spezielle Lotionen, Gele und Cremes mit pflegenden Lipiden und Feuchthaltefaktoren (wie Gepan Mannose-Gel®, Deumavan® Schutzsalbe, Remifemin® Feuchtcreme). Das Fetten der Haut ergänzt oder ersetzt die natürliche Talgproduktion, gibt der Haut den benötigten Schutzfilm rasch zurück und hilft ihr, sich zu regenerieren. Zusätzliche Inhaltsstoffe wie Milchsäure oder Mannose helfen, den natürlichen pH-Wert zu stabilisieren und bewirken, dass sich pathogene Darmkeime wie E. coli im äußeren Intimbereich weniger gut anheften können. Bei der Intimpflege können auch der Damm und der Analbereich mit einbezogen werden.
Auch beim Mann spielt die Intimpflege selbstverständlich eine wichtige Rolle. Penis, Hoden und After werden täglich und am besten in der Dusche unter fließendem Wasser mit einer milden Seife oder Waschlotion gewaschen. Auch hier gilt es, die Haut mit leicht sauer eingestellten Syndets zu reinigen. Denn die sensible Haut im Intimbereich reagiert auf die Reinigung mit herkömmlichen pH-neutralen Zubereitungen gereizt und trocknet aus. Entsprechende Zubereitungen sind mitunter »für Sie und Ihn« ausgelobt.
Es ist darauf zu achten, dass sich das sogenannte Smegma, bestehend aus Talgresten, Bakterien und abgeschilferten oberflächlichen Hautzellen, zwischen Eichel und Vorhaut nicht bildet. Das geht, indem der Mann bei der Reinigung die Vorhaut zurückzieht. Nach dem Waschen sorgfältig abtrocknen. Smegma steht im Verdacht, indirekt durch die Auslösung von Entzündungen das Risiko von Peniskrebs erhöhen zu können. Zumindest erkranken beschnittene Männer seltener an dieser Form des Krebses.
Krankheiten der Geschlechtsorgane werden bei Männern meist später diagnostiziert als bei Frauen, informiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie. Das könnte daran liegen, dass Frauen aufgrund von Verhütungsfragen oder Schwangerschaft häufiger und früher in ärztlicher Betreuung sind und viele Männer eine gewisse Unsicherheit in Sachen Genitalhygiene an den Tag legen. Männer sollten die tägliche Intimpflege dazu nutzen, die Gesundheit ihrer Genitalien zu überprüfen. Ein Pilz im Genitalbereich, eine Vorhautverengung auch im Erwachsenenalter, Harnröhrenentzündungen, Genitalwarzen oder verschiedene Geschlechtskrankheiten sind keine Seltenheit. Bei Jucken, unangenehmem Geruch oder Ausfluss aus der Harnröhre ist der Besuch des Urologen angezeigt.
Auch die richtige »Wischtechnik« nach dem Toilettengang spielt für die Intimhygiene eine wichtige Rolle. Das gilt mehr noch für Frauen als für Männer. Die Reinigung nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten minimiert das Risiko einer Schmierinfektion deutlich. Immerhin werden Harnwegsinfektionen in neun von zehn Fällen von den eigenen Escherichia-coli-Stämmen ausgelöst, wenn diese vom Darm über die Haut im Analbereich in die Harnröhre und von dort weiter in die Blase gelangen.
Auch Scheidendiaphragmen und lokale Spermizide können die physiologische Abwehrfunktion der Vagina aus dem Gleichgewicht bringen. Und auch das orale Kontrazeptivum hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Scheidenmilieu. Bei ungewöhnlichem Ausfluss oder unangenehmem Geruch sollte das Verhütungsmittel überprüft werden.
Für viele Frauen und Männer gehört die Rasur im Intimbereich heute dazu. Nur geht eine Haarentfernung nicht ganz spurlos an der Haut vorbei. Egal ob man den Schamhaaren mit Enthaarungscremes, Wachsstreifen, Epiliergerät oder Nassrasierer (in Wuchsrichtung!) zu Leibe rückt: In jedem Fall wird die empfindlich dünne Haut im Intimbereich auf eine Belastungsprobe gestellt, und zwar sowohl mechanisch als auch chemisch durch die enthaltenen Substanzen. Rötungen, Juckreiz oder kleine Rasierpickelchen sind die Folge. Die Gefahr von Mikroentzündungen durch eingewachsene Haarbälger steigt.
Enthaarungscremes und -schäume sollte man zuvor an einer kleinen Hautstelle auf ihr individuelles Reizungspotenzial testen. Trockenrasuren sind für den Intimbereich gänzlich abzulehnen, da sie die Haut stark strapazieren. In jedem Fall sollte man durch geeignete Intimpflege die Haut in ihrer normalen Schutzfunktion unterstützen. Milde Balme oder Gele können mehrmals täglich aufgetragen werden und helfen damit, die Haut zu beruhigen.