PTA-Forum online
Faktencheck

Ist das Kontaktverbot überflüssig?

Der Lockdown, ein wahnwitziger Schritt wider besseres Wissen? Ein Ökonom der Universität Hannover versucht sich derzeit als Mahner: Stefan Homburg, Professor für Öffentliche Finanzen, erreicht mit seinen Thesen ein Millionenpublikum, auf Youtube, im Fernsehen und in der Presse. Mittlerweile haben sie sogar den Bundestag erreicht.
dpa
23.04.2020  15:50 Uhr
Wirtschaft schon vor Lockdown in der Krise

Wirtschaft schon vor Lockdown in der Krise

Homburg geht von weiteren falschen Voraussetzungen aus. Er suggeriert zum Beispiel, die Beschlüsse der Bundesregierung vom 22. März hätten die Wirtschaft gewissermaßen lahmgelegt. Auch das ist nicht der Fall. Großkonzerne wie Daimler und VW hatten schon in der Woche zuvor Fabriken geschlossen. Den Autobauern waren Absatzmärkte weggebrochen, außerdem hatten sie Lieferschwierigkeiten etwa wegen der Lage in Italien und China. Ausschlaggebend waren auch Sorgen um die Ansteckungsgefahr für die Mitarbeiter. Viele Konzerne in Deutschland schlossen also nicht, weil der Staat es angeblich so anordnete, sondern weil die Produktion im bisherigen Umfang nicht mehr möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll war.

Grafik nicht leichtfertig interpretieren

Aber was ist nun mit den Maßnahmen, die ab dem 23. März galten: Waren sie so sinnlos, wie Homburg behauptet? Der Statistiker Helmut Küchenhoff aus München widerspricht entschieden, dass die RKI-Grafik das hergibt. »Die Aussage, dass man allein aus der Reproduktionszahl die Unwirksamkeit der Maßnahmen ableiten kann, ist einfach nicht richtig. Das ist eine falsche Interpretation der Grafik.«

Warum aber blieb die Reproduktionszahl in Deutschland etwa auf dem gleichen Niveau, seitdem die Kontaktsperre in Kraft ist? Das RKI verweist unter anderem auf mehrere Ausbrüche in Pflege- und Altenheimen Ende März. Sobald sich das Virus dort erst mal ausbreitet, lässt sich dem auch mit den derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen kaum begegnen. Selbst wenn dann die Reproduktionszahl zur gleichen Zeit andernorts sinkt, bleibt sie im Mittel etwa gleich. Laut RKI werden durch das Kontaktverbot die Ansteckungen zwischen verschiedenen Haushalten verringert.

Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation mahnt ebenfalls davor, die Daten leichtfertig zu interpretieren: »Es ist sehr schwierig, allein anhand dieser Grafik Ursache und Wirkung abzulesen.« Faktoren wie Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen und andere ließen sich nicht so leicht auseinandernehmen. Ihren eigenen Berechnungen zufolge zeige sich eine klare Wirkung der Kontaktsperre vom 22. März.

Der R-Wert ist außerdem ein bundesweiter Durchschnitt. Er überdeckt, dass es regional große Unterschiede geben kann. Ein exponentielles Wachstum der Infiziertenzahl ist allerdings immer gefährlich, egal ob auf Bundes-, Landes- oder Kreisebene.

Viele Epidemiologen sehen es als sinnvoll an, den R-Wert mit entsprechenden Maßnahmen dauerhaft sehr deutlich unter 1 zu drücken, um der Covid-19-Epidemie in Deutschland Herr zu werden. Von voreiligen Schlüssen von Fachfremden wie dem Ökonomen Homburg hält der Statistiker Küchenhoff wenig. »Man muss Zahlen richtig lesen können – und dafür muss man sich eben ein bisschen mit Epidemiologie beschäftigen.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz
THEMEN
Coronaviren

Mehr von Avoxa