Ist ein Mundschutz für Kinder gefährlich? |
Experten halten eine Maskenpflicht erst vom Grundschulalter an sinnvoll. Jüngere Kinder würden das eher als Spielzeug betrachten, daran herumhantieren und damit die Infektionsgefahr damit verstärken. Die Gefahr einer CO2-Vergiftung bestehe allerdings nicht. / Foto: Adobe Stock/Kostia
Das ist aus Sicht von Experten jedoch nicht der Fall. Jakob Maske, Berliner Mediziner und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gibt vor allem für die gewöhnlichen Stoffmasken Entwarnung. Alle könnten einen Mundschutz aus Stoff tragen – auch Kinder. »Das ist gar kein Problem, CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen.« Dieser sei ja kein luftundurchlässiges Plastik. Von komplett geschlossenen Abdeckungen – wie etwa Staubschutzmasken aus dem Baumarkt – rät der Kinderarzt allerdings ab.
Erwachsene atmeten mehr Luft ein und aus als Kinder. Das geringere Lungenvolumen bei Kindern sei jedoch nicht so klein, als dass die Atemluft Platz zwischen Gesicht und Mundschutz hätte, so Maske. »Da besteht auch für kleinste Kinder keinerlei Gefahr.« Mit jedem Atemzug komme wieder ausreichend frische, sauerstoffreiche Luft in die Lungen.
Es gibt jedoch altersbedingte Einschränkungen. »Unter zwei Jahren kann ein Kind kaum einen Gesichtsschutz tragen«, sagte der Kinder- und Jugendarzt Ulrich Fegeler, ebenfalls Mitglied des Verbandes BVKJ. »Und sollten Spielplätze wieder frei zugänglich sein, birgt der Mund-Nasen-Schutz auch die Gefahr, dass ein Kind daran hängen bleiben kann.«
Der Kinder- und Jugendarztpräsident Thomas Fischbach hat vor einer Maskenpflicht auch für Kindergartenkinder zur Eindämmung der Corona-Pandemie gewarnt. »Es mag auch jüngere Kinder geben, die einen Mund-Nasen-Schutz akzeptieren, doch die allermeisten werden das eher als Spielzeug betrachten, daran herumhantieren und damit die Infektionsgefahr eher noch verstärken«, sagte Fischbach vergangene Woche den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Es ist deswegen unklug, sollten einige Bundesländer das Maskentragen in öffentlichen Bereichen sogar für Kleinkinder vorschreiben.«
Vorsicht ist laut Experten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) jedoch bei Kindern mit akuten oder chronischen Erkrankungen der Atemwege oder des Herzkreislaufsystems geboten. Wenn sie in ihrer Lungenfunktion beeinträchtigt sind, werde das Atmen durch Schutzmasken erschwert.
»Säuglinge sollten zur Prävention des plötzlichen Kindstodes generell keine Masken tragen.« Wichtig sei zudem ein durchlässiger Stoff: »Wenn der Stoff zu dicht ist und der Atemzug damit wesentlich beeinträchtigt wird, wird zwangsläufig an der Maske vorbei geatmet und der gewünschte Schutzeffekt wird nicht erzielt«.
Sowohl Fischbach als auch die DGKJ halten eine Maskepflicht erst vom Grundschulalter an für sinnvoll. Laut Fischbach sind Grundschüler meistens schon in der Lage, mit Masken vernünftig umzugehen.
Den Experten der DGKJ zufolge ist es bei diesen Kindern »sinnvoll und auch längerfristig zumut- und umsetzbar«, wenn sie in Begleitung von Erwachsenen im öffentlichen Raum, also beim Einkaufen oder in Bus und Bahn eine Maske tragen. Für jüngere Kinder empfehlen sie Masken in Risikobereichen wie etwa Krankenhäusern.
Anordnungen zum Tragen von Masken würden wahrscheinlich ein Jahr oder länger dauern, hieß es auch. Die Regelungen müssten also auch noch bei Temperaturen von über 30 Grad oder im Winter umsetzbar sein, warnen die Ärzte.
Zudem: Wer sich selbst einen Schutz bastelt, sollte keine Staubsaugerbeutel verwenden. Denn diese enthalten nach Angaben des Drogerieunternehmens dm häufig ein feines antibakteriell wirkendes Pulver. Dieses einzuatmen sei »sowohl für Lunge als auch Verdauungsorgane gesundheitsschädigend«, heißt es.
Eine eng anliegende Maske soll dazu dienen, Tröpfchen abzufangen, die etwa beim Sprechen ausgestoßen werden – und so den Erreger SARS-CoV-2 weitertragen könnten. Geatmet wird durch das Material, Luft dringt aber auch von den Seiten her ein. Eine Maske diene immer nur als ergänzende Maßnahme, mahnte Fegeler.