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Fakten und Mythen

Ist Sex bei Herzschwäche ein Risiko?

Eine Herzerkrankung verändert das Sexualleben. Betroffene haben oft Angst, das geschwächte Herz zu stark zu belasten. Experten raten, offen mit dem Partner und dem Arzt darüber zu reden.
Carina Steyer
02.11.2023  08:30 Uhr

Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung sind in Deutschland rund 4 Millionen Menschen von einer Herzschwäche betroffen. Ihr Herz versorgt den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff. Die Betroffenen leiden insbesondere bei körperlicher Anstrengung unter Atemnot, fühlen sich schwach oder sind nicht mehr so belastbar wie früher. Viele fragen sich, was sie sich selbst noch zumuten können. Dass es dabei nicht nur um den Spaziergang am Wochenende oder das Treppensteigen, sondern auch um sexuelle Aktivitäten geht, liegt auf der Hand, wird aber wesentlich weniger offen angesprochen.

Suchen Betroffene das Gespräch mit ihren behandelnden Kardiologen, können diese in der Regel sämtliche Sorgen und Ängste nehmen. Das beginnt schon beim Ausmaß der Belastung, die von den meisten Menschen deutlich überschätzt wird. Sex ist definiert als leichte bis mittlere körperliche Aktivität über einen kurzen Zeitraum. Der Puls steigt in der Regel nicht über 130 Schläge pro Minute und der systolische Blutdruckwert nicht über 170 mmHg. Sexuell aktiv zu sein belastet das Herz somit nicht stärker als ein schneller Spaziergang, Treppensteigen oder Fahrradfahren. Mediziner bedienen sich deshalb auch oft folgendem Vergleich: Wer zu Fuß bis in den zweiten Stock steigen kann, ohne Schmerzen in der Brust zu verspüren oder nach Luft zu schnappen, kann ruhigen Gewissens sein Sexualleben ausüben. Darüber hinaus lassen sich die Herzaktivität unter Belastung und mögliche Risiken durch sexuelle Aktivität mit einem Belastungs-EKG auf dem Fahrradergometer gut einschätzen.

Unbelegte Mythen

Ebenfalls kein Grund zur Sorge ist das Erleben eines Orgasmus. Zwar erhöht sich das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen vom Vorspiel bis zum Orgasmus aufgrund des steigenden Blutdrucks und der zunehmenden Herzfrequenz stetig. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis wird von der American Heart Association (AHA) jedoch als äußerst gering eingeschätzt. Das belegen auch statistische Daten. So ereignen sich weniger als ein Prozent aller Herzinfarkte und Fälle von plötzlichem Herztod während sexueller Aktivität. Ein Angina-pectoris-Anfall tritt in weniger als fünf Prozent der Fälle während oder in den Stunden nach dem Sex auf.

Das Risiko, einen Herztod zu erleiden, ist grundsätzlich bei jeder körperlichen Aktivität im Vergleich zum Ruhezustand leicht erhöht. So ist die Wahrscheinlichkeit bei einem Wutanfall einen Herzinfarkt zu erleiden, deutlich größer als beim Sex. Im Gegenzug kann ein erfülltes Sexualleben einige Vorteile haben: Sex trainiert den Körper und senkt dadurch den Blutdruck; er reduziert Stress, verbessert den Schlaf und verstärkt soziale Bindungen, die wiederum Ängsten oder Depressionen entgegenwirken. Gerade solche psychischen Belastungen sind bei Patienten mit Herzerkrankungen häufiger und können sich ebenfalls negativ auf das Sexualleben auswirken.

Körpersignale beachten

Von Sex abgeraten wird nur wenigen Patienten. Dazu gehören Betroffene, deren Herzschwäche noch nicht optimal medikamentös eingestellt ist, die während des Sex bereits Beschwerden hatten oder bei denen schon die sexuelle Erregung Herzschwäche-Symptome auslöst. Liegt eine fortgeschrittene Herzschwäche vor, müssen Betroffene ihre gesamte Aktivität und damit auch ihre Sexualität deutlich einschränken. Patienten, die kürzlich eine Herzoperation hatten, sollten vor der Wiederaufnahme der sexuellen Aktivität abwarten bis die Heilung abgeschlossen ist. Sorgen, dass implantierte Defibrillatoren oder Herzschrittmacher Probleme bereiten könnten, sind unbegründet. Sollte während des Sex ein Schock ausgelöst werden, hat das keine Auswirkungen auf die Partnerin oder den Partner. Sie merken von dem Stromstoß nichts.

Spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen die Aufnahme des Sexuallebens, können Herzschwäche Patienten ein paar Punkte beachten, die das Erleben sicherer machen. So wird geraten, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Sollten sich der Herzschlag oder die Atmung ungewöhnlich beschleunigen, Atemnot oder Schmerzen in der Brust, Übelkeit, Verdauungsbeschwerden oder ein Gefühl des Unwohlseins auftreten, ist es sinnvoll, eine Pause einzulegen. Auch unmittelbar nach einem schweren Essen oder hohem Alkoholgenuss ist kein idealer Zeitpunkt für sexuelle Aktivitäten. Ansonsten raten Kardiologen, einen möglichst entspannten Zeitpunkt und Ort auszuwählen, das Vorspiel als Anpassung an die höhere Körperaktivität zu nutzen und körperlich weniger anstrengende Positionen zu wählen, die die Atmung nicht einschränken. Einen positiven Einfluss auf die sexuelle Aktivität hat zudem sportliche Aktivität. Sie erhöht die allgemeine körperliche Belastbarkeit und wird allen Patienten mit einer Herzschwäche empfohlen.

Erektionsstörungen häufig

Eng verbunden mit einer Herzschwäche sind Erektionsstörungen. Schätzungen zufolge sind 60 bis 89 Prozent der männlichen Patienten betroffen. Oft ist die erektile Dysfunktion sogar das erste Anzeichen einer Herzschwäche und tritt bereits zwei bis drei Jahre vor der Diagnose Herzschwäche auf. Auslöser ist oft ein gemeinsamer Risikofaktor der beiden Erkrankungen, die Arteriosklerose. Durch die Einlagerung von Fetten in die Wandinnenseite der arteriellen Blutgefäße verengen sich die Arterien. Vom Herz wird weniger Blut in den Körper gepumpt, das betrifft auch den Penis und seine Erektionsfähigkeit. Abhilfe schaffen in diesem Fall potenzsteigernde Medikamente mit PDE-5-Hemmern wie der Wirkstoff Sildenafil (Viagra®). Durch die Einnahme kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße, was zum Anschwellen des Penis und einer stärkeren Erektion führt.

Bei stabiler kardiovaskulärer Erkrankung werden PDE-5-Hemmer als sicher erachtet, wenn Patienten keine Kontraindikationen aufweisen. Aus Studien ist zudem bekannt, dass die Einnahme die Belastbarkeit bei moderater körperlicher Aktivität verbessern kann, was vermutlich auf die leichte Erweiterung der Blutgefäße zurückzuführen ist. Eine klare Kontraindikation besteht für Patienten, die an einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden und denen aus medizinischen Gründen von sexueller Aktivität abgeraten worden ist oder die Nitrate einnehmen. Nitrate entspannen wie PDE-5-Hemmer die Muskulatur in den Blutgefäßen und vermindern dadurch den Blutdruck. Gleichzeitig angewendet, kann es zu einem unkontrollierten Blutdruckabfall kommen. Herz und Gehirn erhalten zu wenig Blut; die Anwender können einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden.

Kommt eine medikamentöse Therapie nicht infrage, können Hilfsmittel wie eine Penispumpe oder ein Penisring helfen. Dies ist auch der Fall, wenn die Erektionsschwierigkeiten eine Nebenwirkung der verschriebenen Herz-Kreislauf-Medikamente sind und sich durch den Umstieg auf ein anderes Präparat nicht beheben lassen.

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