Jede Depression ist anders |
Depressionen können genetisch bedingt sein, aber auch durch Infektionen oder Stress und Traumata entstehen. / Foto: iStock/Kerkez
Um eine Depression festzustellen, beurteilen die Ärzte und Therapeuten die Symptome des betroffenen Menschen nach einem festgelegten Schema. »Ich sehe es kritisch, dass man bei der Diagnose die Lebensumstände nicht mehr berücksichtigt«, sagt der Berliner Psychotherapeut und Psychiater Jan Kalbitzer. Wichtig sei, unter welchen Umständen sich die Krise entwickelt habe, »um eine individuelle Lösung zu finden und nicht nach Schema F zu behandeln«.
So sind Depressionen in ihren Auswirkungen sehr heterogen. Und sie können verschiedene Auslöser haben. Tritt die Erkrankung ohne klar ersichtlichen äußeren Grund auf, kann sie auch vorwiegend genetisch bedingt sein und durch neurobiologische Veränderungen im Gehirn entstehen. Auch körperliche Infekte können sie auslösen. »Auf der anderen Seite gibt es Depressionen aufgrund von langanhaltendem Stress oder Traumata, die man erlebt hat: bedrohliche Lebensereignisse, die so einschneidend waren, dass man längerfristig immer wieder Angst hat«, erläutert Kalbitzer.
Wie man eine Depression behandelt, hängt davon ab, wie schwerwiegend sie ist. Grundsätzlich sei eine Psychotherapie angeraten. »Aber bei schweren Depressionen hilft sie nicht alleine. Da braucht es meistens Psychotherapie und Medikamente«, so Kalbitzer.
Für Menschen, deren Situation sich auch dadurch nicht verbessert, forscht Goya-Maldonado in Göttingen derzeit an zwei Ansätzen: Zum einen untersucht sein Team die Wirkung eines speziellen Antibiotikums. Zudem wird getestet, ob eine Magnetstimulation des betroffenen Bereichs im Gehirn depressive Symptome verringert.
Um Depressionen vorzubeugen, die von äußeren Faktoren ausgelöst werden, fordert Kalbitzer: »Wir müssen in der Psychiatrie umdenken und viel präventiver arbeiten. Dazu ist es wichtig, dass Menschen zum Psychiater ähnlich wie zum Hausarzt gehen, wenn sie längere Zeit Stress haben – weil diese Krankheit, wenn sie durch Stress entsteht, verhindert werden, beziehungsweise das Risiko vermindert werden kann.«
Aber nicht nur Ärzte und Therapeuten können präventiv wirken: »Jede Form von sozialem Umfeld, wo man aufeinander achten kann, hilft. Das können analoge und digitale Gemeinschaften sein. Gemeinschaften, die aufeinander achten und in denen sich Menschen engagieren, müssen viel mehr gefördert werden.«