Jeder kann helfen, die Asiatische Tigermücke zu bekämpfen |
Gut erkennbar an ihrem charakteristischen schwarz-weißen Kleid: die Asiatische Tigermücke / © Adobe Stock/gordzam
Bedingt durch den Klimawandel konnte sich die Asiatische Tigermücke – einst von Südwesten kommend - immer weiter Richtung Norden ausbreiten. Dadurch ist die Gefahr von Dengue- oder Chikungunya-Infektionen in den vergangenen Jahren selbst im Mittelmeerraum – Sommerurlaubs-Sehnsuchtsorte vieler Deutscher - gestiegen. Seit 2010 sind in Südeuropa, etwa in Italien, Frankreich und Spanien, kleinere Cluster von autochthonen Übertragungen aufgetreten, also jene Infektionen, die die in der Region lebenden Betroffenen vor Ort durch Stechmücken erworben haben.
Seit etwa 2015 dringt diese invasive Mückenart auch in Deutschland vor. Etwa in der Region Oberrhein und im Süden Bayerns, in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen wurden schon Tiermücken nachgewiesen. Bislang sind die Temperaturen jedoch hierzulande noch nicht durchgehend im Jahr konstant so hoch, dass eine ganzjährige Virus-Zirkulation und -Ausbreitung zustande kommen könnte.
Die weiblichen Tiere stechen Menschen, weil sie deren Blut brauchen, um ihre Eier zu entwickeln. Erwischen sie hier einen der jährlich Tausenden Reiserückkehrer aus Südostasien, Afrika oder der Karibik, die das Dengue- oder das Chikungunya-Virus in sich tragen, können sie die Krankheiten ihr ganzes vierwöchiges Leben lang weitergeben. Damit es nicht so weit kommt, startet jetzt das hessische Gesundheitsministerium ein große Anti-Tigermücke-Kampagne. Die Bevölkerung soll mithelfen, Brutstätten zu vernichten beziehungsweise erst gar nicht zu schaffen. In Radio- und Social-Media-Kampagnen wiederholen die Experten ihre Empfehlungen immer wieder.
»Wir alle können dazu beitragen, die Gesundheitsgefährdung durch die Asiatische Tigermücke in Hessen gering zu halten. Die richtige Zeit dazu ist jetzt«, bittet Gesundheitsministerin Diana Stolz die hessischen Bürgerinnen und Bürger um ihre Mithilfe bei der Bekämpfung des Insekts. »Um die Ausbreitung der Tigermücke zu verhindern, ist es sinnvoll, jetzt das eigene Grundstück zu kontrollieren und mögliche Brutstätten abzudecken oder zu verhindern. So kann das Schlüpfen von Tigermückenlarven am wirksamsten unterbunden werden.«
Das Insekt braucht nicht viel zum Leben. Kleinste Wasseransammlungen, in denen sie ihre Eier legt. Schattenspendende Büsche, in die sie sich zurückziehen kann. Gärten und Spielplätze sind also ein perfekter Lebensraum. Und das muss unterbunden werden: Jetzt, da die erste neue Generation des Jahres aus den Eiern schlüpft, ruft Stolz deshalb zum Kampf gegen die Tigermücke auf.
Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) empfiehlt, nicht nur Eimer, Gießkannen und Regentonnen unzugänglich zu machen. Auch Gegenstände, in denen sich bei Regen kleine Wasseransammlungen bilden können, sollten umgedreht, trocken gelagert oder entfernt werden - beispielsweise Spielzeug, Plastikverpackungen wie Joghurtbecher, Schuhe oder Gartenutensilien. Die Untertöpfe von Kübelpflanzen werden am besten mit Sand ausgestreut.
Vogeltränken sollten regelmäßig mit frischem Wasser versehen werden und mindestens einmal pro Woche gereinigt werden. Dies ermögliche im Sommer Vögeln, Bienen und anderen Wildtieren eine Versorgung mit Trinkwasser, ohne dass sich die Asiatische Tigermücke vermehren kann. Abgestandenes Wasser sollte nicht einfach in den Abfluss gegeben werden, sondern wenn möglich direkt vergossen werden. Dies verhindert, dass sich Eier und Larven über das Abwasser verbreiten können.
Auch naturnahe Gartenteiche können hilfreich sein: Dort leben natürliche Gegenspieler der Tigermücke wie beispielsweise Libellenlarven, Wasserkäfer und Wasserwanzen, die die Stechmückenlarven fressen.
Keine Maßnahme ist so effektiv wie die Mithilfe der Bevölkerung. Das zeigen jahrelange Erfahrungswerte der EID Méditerranée, Europas ältester und größter Behörde für die Bekämpfung von Stechmücken. Sie wurde 1959 einst in Montpellier/Südfrankreich gegründet, um die Mückenplage einzudämmen – die Mittelmeerküste sollte für Touristen attraktiver werden. Seitdem werden etwa nach Regenfällen mit Flugzeugen und Helikoptern über den Sümpfen vor den Städten Biozide versprüht, um die Eier der Stechmücken zu vernichten.
Die erstmals 2004 an der Grenze zu Italien entdeckte Asiatische Tigermücke macht jedoch erhebliche Probleme bei der Bekämpfung. Mittlerweile wissen die französischen Insektenbekämpfer: Jede großangelegte Vernichtungsmaßnahme ist wirkungslos, solange die Menschen in den Nachbarhäusern die anderen Brutstätten unangetastet lassen, also nicht konsequent ihre Töpfe oder Gießkannen leeren. Taten sie das jedoch regelmäßig, konnte die Zahl der Tigermücken annähernd um 70 Prozent reduziert werden. Tigermücken bewegen sich maximal in einem Umkreis von 150 Metern.
In Hessen ruft Ministerin Stolz dazu auf, beim Monitoring der charakteristisch schwarz-weiß gemusterten Tigermücke zu helfen und Funde zu melden. »Wenn Sie bei einem Fund den Verdacht haben, dass es sich um eine Tigermücke handelt, schicken Sie bitte eines oder mehrere aussagekräftige Fotos per E-Mail an klima(at)hlfgp.hessen.de«, sagte Stolz. Wichtig ist für die wissenschaftliche Auswertung neben der Ortsangabe auch die Übermittlung des Straßennamens (ohne Hausnummer).
»Jede Meldung ist wichtig, besonders aus den Regionen, wo die Tigermücke bisher noch nicht gesichtet wurde. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass durch Meldungen aus der Bevölkerung effektiv neue Tigermücken-Populationen in Hessen identifiziert werden können.«