Joggend durch die Corona-Krise |
Gleicht aus und hält fit: Viele Menschen haben das Joggen in der Corona-Krise (wieder) für sich entdeckt. Ein positiver Trend – aber bitte an die Ansteckungsgefahr denken und auch hier Abstand halten. / Foto: Adobe Stock/frilled_dragon
»Die Menschen verfügen gerade über mehr Freizeit, zudem haben Fitnessstudios geschlossen. Man hat schon den Eindruck, dass viel mehr Menschen laufen«, sagt Matthias Reick, Vizepräsident im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). »Die individuelle Mobilisierung ist natürlich positiv im gesundheitlichen Sinne.«
Dieser Meinung ist auch Professor Claus Reinsberger, Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Universität Paderborn. Sport erhalte nicht nur die Fitness, sondern helfe dem Körper durch Stärkung der Abwehrkräfte auch, mit Infektionen besser fertig zu werden, so der Neurologe kürzlich auf der Website der Universität. »Kommt es zu einer Infektion mit SARS-CoV-2, so ist es vorteilhaft, gesundheitlich und in Bezug auf die eigene Fitness bestmöglich aufgestellt zu sein«
»Deutschland wird fitter aus der Krise herauskommen, als es vorher war. Ich habe noch nie so viele Läufer draußen gesehen«, prophezeit der Sportpsychologe und Langstreckenläufer Oliver Stoll in einem Beitrag der ARD-»Sportschau«.
Unzählige Fitness-Apps überschwemmen derzeit den Markt. Verbände, Krankenkassen, Organisationen und Influencer geben online Tipps. Auch der DLV unterstützt die neue Laufbegeisterung mit Trainingsprogrammen und Einsteigertipps auf seinen Social-Media-Kanälen. Er hat mit seiner Initiative #TrueAthletes@Home auch eine Serviceseite zu Gesundheits-, Jugend-, Senioren- und Leistungssport gestartet.
Für überehrgeizige Lauf-Asse gibt es aber auch Warnungen, es jetzt nicht zu übertreiben. »Natürlich ist das Immunsystem in den Spitzenphasen anfälliger für grippale Infekte und Viren, insbesondere nach sehr harten Belastungen«, erklärt Arne Gabius, deutscher Marathon-Rekordhalter und Arzt.
Auch Marathonläufer und Olympia-Teilnehmer Philipp Pflieger warnt in einem Interview der »Süddeutschen Zeitung« übereifrige Anfänger: »Der Kardinalfehler ist definitiv der, dass man am Anfang zu schnell zu viel will. Auspowern ist nur dann unproblematisch, wenn man es sportlich gewohnt ist.« Wenn nicht, dann gehe es nach hinten los: »Es am Anfang zu übertreiben, ist wirklich der beste Weg, sich den Spaß zu vermiesen.«
Hinsichtlich der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus beim Joggen hat der Aerodynamiker Bert Blocken eine Studie in den Niederlanden und Belgien gemacht. Seine Frage: Wie groß muss der Abstand beim Laufen sein, um andere nicht mit dem Coronavirus anzustecken oder angesteckt zu werden? »Ob Sie der Speichelwolke anderer Personen ausgesetzt sind, hängt davon ab, ob Sie sich im Windschatten dieser Person befinden«, sagte er in einem Interview des Deutschlandfunks.
Die Tröpfchen, mit denen das Virus übertragen werden kann, seien so leicht, dass sie sich nicht mit dem Läufer mitbewegen. Sein Fazit: ein Sicherheitsabstand von mehr als den empfohlenen zwei Metern.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.