Jüngere Frauen im Nachteil |
Isabel Weinert |
29.09.2025 16:00 Uhr |
Frauen im gebärfähigen Alter mit Multipler Sklerose erhalten seltener Schub- und Verlaufsmodulierende Medikamente. / © Adobe Stock/rocketclips
Die sogenannte Disease-Modifying Therapy (DMT) dient dazu, langfristig den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen, mit dem Ziel, die Schubschwere und deren Häufigkeit zu verringern und somit eine fortschreitende Behinderung möglichst zu bremsen.
Ein frühzeitiger Therapiebeginn scheint notwendig für den größtmöglichen Effekt einiger der als DMT zugelassenen Medikamente. Ausgerechnet Frauen im gebärfähigen Alter scheinen davon seltener zu profitieren, weil sie weniger häufig mit diesen Mitteln behandelt werden, verglichen mit Männern. Forschende der Universität Lyon, Frankreich, fanden dies im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie heraus.
Sie untersuchten die Gesundheitsdaten von Menschen mit sogenannter schubförmig-remittierender MS, die zwischen dem 18. und dem 40. Lebensjahr erkrankt waren. Daraus ergab sich, dass für Frauen die Wahrscheinlichkeit, DMT zu erhalten signifikant geringer ausfiel als bei Männern – und zwar um ganze 8 Prozent. Zwar ließe sich anführen, Behandelnde seien besonders darauf bedacht, Frauen im gebärfähigen Alter nicht mit Medikamenten zu gefährden, die ein Ungeborenes womöglich schädigen könnten. Jedoch wurden auch weniger derjenigen DMT verordnet – völlig unabhängig von einer Schwangerschaft –, die erwiesenermaßen nicht in der Schwangerschaft schaden und deren Absetzen vor einer geplanten Empfängnis noch lange positive Effekte auf den Verlauf der MS zeigen.
Das Forscherteam rät deshalb: »Ärzteschaft und Patientinnen sollten über die aktuellsten Empfehlungen zum Einsatz von DMT im Zusammenhang mit einer geplanten Schwangerschaft informiert werden, um einer möglicherweise folgenreichen therapeutischen Untätigkeit vorzubeugen.«