Keine Angst vor Fehlern |
Viele Menschen haben Angst davor, Erste Hilfe zu leisten. Doch gar nichts zu tun, ist keine Option. Für mehr Sicherheit sorgen Auffrischungskurse. / Foto: Getty Images/thianchai sitthikongsak
Jeder ist verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen, wie Professor Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, erklärt. Laut § 323c des Strafgesetzbuches kann unterlassene Hilfeleistung mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet werden.
Viele Menschen zögern jedoch, wenn sie als Ersthelfer gefordert sind, oft, weil der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon Jahre zurückliegt oder das Wissen nie angewendet wurde. Dennoch ist es wichtig, die Sorge vor Fehlern zu überwinden, denn Erste Hilfe kann Leben retten.
Bei einem Herzstillstand beispielsweise zählt jede Minute, da das Herz keinen Sauerstoff mehr durch den Körper pumpt. Das Gehirn kann in einem solchen Fall nur drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff überleben – eine Zeit, in der der Rettungsdienst selten vor Ort ist. Daher sind Ersthelfer gefordert, eine Herzdruckmassage zu beginnen, sobald der Notruf unter der Nummer 112 abgesetzt ist. Mit jeder Minute, in der keine Herzdruckmassage durchgeführt wird, sinkt die Überlebenschance des Betroffenen um etwa 10 Prozent.
Die Herzdruckmassage sollte mit einer Frequenz von 100 bis 120 Druckbewegungen pro Minute durchgeführt werden. Dabei kniet man sich seitlich neben die Person, platziert einen Handballen auf der Mitte des Brustbeins und die andere Hand auf dem Handrücken der ersten. Dann drückt man den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter tief herunter. Ein guter Orientierungspunkt für das richtige Tempo ist der Song »Stayin' Alive« von den Bee Gees.
Bei einer Herzdruckmassage können Rippenbrüche auftreten, was jedoch im Vergleich zu den möglichen Folgen unterlassener Hilfeleistung – wie schwere Hirnschäden oder Tod – zu vernachlässigen ist. Zudem schützt das Recht die Helfer: Fehler und Verletzungen, die während der Ersten Hilfe entstehen, haben keine rechtlichen Konsequenzen.
Die Rettungsleitstelle kann Ersthelfer auch telefonisch unterstützen, zum Beispiel bei der Durchführung der Herzdruckmassage. Regelmäßige Auffrischungskurse, etwa alle zwei Jahre, werden empfohlen, um im Notfall gut vorbereitet zu sein.