»Ketamin ist keine harmlose Droge« |
Ketamin-Abhängigkeit ist mit einem hohen Maß an körperlichen Gesundheitsproblemen und psychischen Folgen verbunden, wie das Team um Celia Morgan von der Universität Exeter in »Addiction« erläutert. Die einbezogenen 274 Menschen hatten demnach im Mittel zwei Gramm Ketamin pro Tag konsumiert.
Bei 60 Prozent traten Blasen- oder Nierenprobleme auf, ähnlich viele berichteten über Bauchkrämpfe – die die Betroffenen häufig dazu veranlassten, erneut zur Droge zu greifen, um die Schmerzen zu lindern. Typisch für anhaltenden Ketamin-Missbrauch ist demnach die sogenannte Ketamin-Blase: Die Substanz zerstört die Blasenwand, was zu Inkontinenz und im Extremfall dazu führen kann, dass die Blase entfernt und der Urin in Beuteln aufgefangen werden muss.
Eine Ketamin-Blase könne schon nach wenigen Wochen starken Konsums entstehen, sagt Betzler. Längerfristig drohten zudem erhebliche kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, ergänzt Schäfer. Vor allem bei Menschen mit entsprechender Veranlagung könnten zudem depressive Symptome verstärkt oder Psychosen ausgelöst werden.
Im Rauschzustand könne die Droge zu impulsiverem Verhalten führen. Urteilsvermögen und Selbstkontrolle werden vermindert, die Risikobereitschaft erhöht – mit aggressiven Auseinandersetzungen oder Unfällen als mögliche Folgen. Gerade bei Mischkonsum mit anderen Drogen sind über den Einfluss auf das Atemzentrum lebensbedrohliche Zustände wie Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit möglich.
Zur akuten Gefahr kann auch die zeitweise stark eingeschränkte Bewegungsfähigkeit werden. »Man kann bis zu sechs Stunden lang weitgehend bewegungsunfähig sein«, erklärt Schäfer. Badewanne und Ketamin-Konsum seien deshalb keine gute Kombi: Der aus der Serie »Friends« bekannte US-amerikanische Schauspieler Matthew Perry hatte bei seinem einsamen Tod im Whirlpool im Oktober 2023 eine hohe Ketamin-Konzentration im Blut.
»Ketamin ist keine harmlose Droge«, betont Schäfer. »Auch Langzeitkonsum allein zum Freizeitvergnügen ist schon hochriskant.« Das gelte noch einmal stärker für junge Menschen, bei denen die Hirnreifung noch nicht abgeschlossen sei.
Mehr Aufklärung ist nötig – auch, weil die Zahl junger Konsumenten wohl zunimmt: Nach seinem Eindruck verjünge sich der Nutzerkreis seit einiger Zeit, sagt Betzler. Früher sei Ketamin vorwiegend ab etwa Mitte 20 konsumiert worden, wie seine Studie zeigte – heute sei das vermutlich oft weitaus früher der Fall. Belastbare aktuelle Zahlen dazu gebe es bisher nicht.