Kinder mit Nussallergie besonders gefährdet |
Katja Egermeier |
11.12.2023 10:00 Uhr |
Ein riskanter Unterschied: Während Erwachsene mit Nussallergie beispielsweise Plätzchen unbeschadet verzehren können, haben diese bei Kindern mit Nussallergie gefährliches Potenzial. / Foto: Getty Images/ranplett
Wer als Erwachsener oder Jugendlicher eine Nussallergie entwickelt, hat bei vielen Produkten mit Nüssen nichts zu befürchten. Wurden diese zuvor ausreichend erhitzt, wie es bei Plätzchen oder Kuchen der Fall ist, werden die allergenen Eiweiße ausreichend zerstört. Erwachsene reagieren in der Regel nur auf rohe oder kaum erhitzte Nüsse allergisch. Anders bei Kindern. Wie die GPA erklärt, kann bei diesen schon ein Nussplätzchen zum Teil schwere oder lebensbedrohliche allergische Reaktionen hervorrufen.
Wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Wie die GPA schreibt, liegt bei Erwachsenen in der Regel eine sekundäre Nussallergie vor. Dabei werde eine Allergie durch eine Kreuzreaktion aufgrund einer Pollenallergie ausgelöst. Im vorliegenden Fall einer Nussallergie ähnelten die Allergene der Birkenpollen denen von einigen Nüssen. Bei wem die Birkenpollen also Heuschnupfen auslösen, der fühle beim Essen von Nüssen dann meist ein Kribbeln, Brennen oder Jucken an Lippen, Mund und Schleimhäuten.
Das gelte jedoch nur für rohe oder wenig erhitzte Produkte, so die GPA weiter. Denn durch ausreichendes Erhitzen würden die allergenen Eiweiße zerstört und die Lebensmittel könnten gefahrlos konsumiert werden – wie zum Beispiel gebackene Plätzchen, die Nüsse enthalten.
Bei Kindern liegt dagegen meist eine primäre Nussallergie vor. Diese entwickelt sich isoliert, also unabhängig von einer Pollenallergie in den ersten Lebensjahren. »Viele Kinder hatten schon im frühen Säuglingsalter eine Neurodermitis und damit eine gestörte Hautbarriere. Bei diesen Kindern bilden sich oft Allergieantikörper durch den Hautkontakt mit Nussallergenen die sich überall im Haushalt finden«, schreibt die GPA. Das Entscheidende: Die für sie allergenen Eiweiße der Nüsse werden durch Erhitzen nicht zerstört. Essen Kinder Nussplätzchen, könne es also zu allergischen Reaktionen kommen, die auch schwer oder lebensbedrohlich sein können.
Äußert sich die Allergie in einer derart heftigen Reaktion, müssten sämtlich Produkte, die Nüsse oder Spuren davon enthalten – erhitzt wie roh – konsequent gemieden werden. Dazu gehören unter anderem Backwaren, Brot, Kekse, Schokolade, Nougat, Brotaufstriche, Marzipan, Eis, Pudding, Wurstwaren, Gewürzmischungen, Pesto sowie aromatisierten Getränken wie zum Beispiel Kaffee oder Likör. Zudem solle stets ein Adrenalinautoinjektor zur Hand sein, dessen Handhabung die Kinder und Eltern in einer Schulung kennenlernen sollten.
Grundsätzlich kann es zu allergischen Reaktionen kommen bei Haselnüssen, Walnüssen, Erdnüssen, Mandeln, Pistazien, Cashewnüssen, Pekannüssen, Paranüssen und Macadamianüssen. Tröstlich ist jedoch laut GPA, dass Nussallergiker meist nicht auf jede Art reagieren. Das liege unter anderem daran, dass das, was wir landläufig als »Nüsse« bezeichnen, die Samen sehr unterschiedlicher botanischer Pflanzenfamilien sind. Echte Nüsse sind beispielsweise Hasel- und Walnüsse. Erdnüsse dagegen sind Hülsenfrüchte und Mandeln und Cashewkerne Steinfrüchte. Es müssen also in der Regel nicht alle Nüsse gemieden werden. Für die Bestimmung derjenigen, die eine Allergie auslösen, sei eine gründliche Diagnostik sinnvoll, rät die GPA.