Kinderaugen brauchen extra Schutz |
Katja Egermeier |
29.07.2024 10:00 Uhr |
Kinder sollten in der Sonne möglichst immer einen Hut und eine Sonnenbrille tragen. / Foto: Getty Images/alexandr_1958
Bis zum 20. Lebensjahr sind die Linsen des Auges noch klar und ungetrübt. UV-Strahlung könne daher ungefiltert auf die Netzhaut treffen – und dort Langzeitschäden hervorrufen, erklärt Professor Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Augenklinik am Klinikum Chemnitz. Im ersten Lebensjahr erreichten noch 90 Prozent der UVA-Strahlung und über 50 Prozent der UVB-Strahlung die Netzhaut. Im Alter zwischen 10 und 13 Jahren seien es immer noch 60 beziehungsweise 25 Prozent. »Erst mit 18 bis 20 Jahren werden UV-Strahlen fast vollständig von der Linse aufgehalten«, bestätigt Professor Ludwig M. Heindl vom Zentrum für Augenheilkunde am Uniklinikum Köln.
UV-Strahlung kann bei Kindern daher besonders leicht Schäden anrichten und die Entstehung des Grauen Stars fördern – auch wenn es sich dabei um einen Prozess handelt, der Jahrzehnte benötigt, bis er zu Einschränkungen führt, wie Kakkassery erklärt. Dennoch: Intensive Sonneneinstrahlung im Kindesalter erhöhe das Risiko, frühzeitig an einem Katarakt zu erkranken. UV-Licht könne zudem durch oxidativen Stress zum Untergang von Netzhautzellen beitragen, was die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) fördern kann – die häufigste Ursache für Erblindung in Deutschland, so Heindl.
UV-Strahlung kann bekanntermaßen Hautzellen verändern und sowohl gut- als auch bösartige Tumoren hervorrufen – auch an den Augenlidern oder auf der Bindehaut. Auch hier spielten Kindheit und Jugend eine entscheidende Rolle, erklärt Kakkassery. »Denn wir wissen mittlerweile, dass die Schadensbelastung, die man in frühen Lebensjahren sammelt, die Hauptursache ist, wenn sich später weißer und insbesondere schwarzer Hautkrebs entwickelt.« Man gehe von einer Entwicklungszeit von 40 Jahren aus.
Um die Augen von Kindern bestmöglich zu schützen, empfiehlt die DOG Eltern folgende Maßnahmen:
Was laut DOG häufig nicht bedacht werde: Spiegelnde Oberflächen wie Wasser, Sand und Schnee reflektieren ultraviolettes Licht und erhöhen den UV-Index. Selbst Gras steigere den UV-Wert, und zwar wie Wasseroberflächen um bis zu 10 Prozent. Noch stärker sei der Effekt bei Sand am Meer (15 Prozent) und Meeresschaum (25 Prozent).
Am stärksten jedoch reflektiere Schnee UV-Licht, so die DOG: Er erhöht den UV-Gesamtwert um rund 50 Prozent. Besondere Vorsicht sei daher im Hochgebirge oder auf Gletschern angebracht. Hier komme noch der Umstand hinzu, dass die UV-Strahlung alle 1000 Höhenmeter um weitere 10 Prozent zunimmt. Daher wird empfohlen, aufgrund der starken Blendung Sonnenbrillen mit Filterkategorie 4 zu tragen, die bis zu 97 Prozent des Lichts absorbieren.