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Unfälle und Karies

Kinderzähne in Gefahr

Von Zahnschmerz bis Mundgeruch: Täglich suchen Patienten rund um die Mundgesundheit Rat in der Apotheke. In diesem Teil der Zahnserie geht es um unsere kleinsten Patienten: Kinderzähnen wird nicht nur Zucker, sondern auch manch Sturz zum Verhängnis.
Anna Carolin Antropov
16.05.2023  08:30 Uhr

Kinder entdecken die Welt – und das ist gut so! Doch manchmal geht ein Tritt daneben und eine unaufmerksame Sekunde führt zu dicken Tränen, blutiger Lippe und einem abgebrochenen oder gar ausgeschlagenen Zahn. Jedes Zahntrauma sollte sofort vom Zahnarzt abgeklärt werden. Wie es dann weitergeht, hängt davon ab, ob es sich um einen Milchzahn oder um einen bleibenden Zahn handelt.

»Bei Milchzähnen sind es entweder so kleine Verletzungen, dass man gar nichts macht, oder eine so große, dass der Zahn besser entfernt wird«, fasst Professor Dr. Ulrich Schiffner im Interview mit PTA-Forum zusammen. Er ist auf Kinderheilkunde spezialisiert und im Beirat der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde. »Ein ausgeschlagener Milchzahn wird nicht reponiert, denn da kann man nur Fehler machen.« Eltern müssen diesen Schock erst einmal verdauen, denn für sie ist es erfahrungsgemäß eine Hürde, die Lücke und Nichtstun zu akzeptieren. Doch die bleibenden Zähne sitzen unterhalb des herausgeschlagenen Milchzahns noch relativ weich im Knochen, sodass jedes Manipulieren den neuen Zahn schädigen könnte. Daher sei oberstes Ziel, nichts zu riskieren. Das gilt auch für den Fall, dass die Zähne ein bisschen verschoben sind. Solange sie nicht stören, werden sie gelassen, wie sie sind. »War die Krafteinwirkung senkrecht zur Zahnachse, können die Gefäße abgeklemmt werden, die den Zahn versorgen. Der Zahn stirbt ab und wird grau.« Glücklicherweise ist dies meist nur ein kosmetisches und kein medizinisches Problem, beruhigt Schiffner: »Jedes zwanzigste Kind hat einen solchen Zahn, ohne dass daraus eine Komplikation entsteht – auch da machen wir erst einmal nichts.« Selten kann durch den abgestorbenen Zahn das Gewebe reagieren und eine sogenannte Fistel entstehen, also ein röhrenartiger Eiterkanal. Das erkennen Eltern und Zahnärzte beispielsweise an einem Zahnfleischbläschen oder einer -schwellung über dem betroffenen Zahn.

Im ungünstigsten Fall kann der Sturz auch den neuen Zahn im Knochen schädigen. »Wenn wirklich etwas passiert ist, dann entsteht ein kleiner weißer Fleck am bleibenden Zahn«, so Schiffner. Leider ist das nicht mehr ungeschehen zu machen. Aber oft passiert gar nichts – und Eltern wie Kind sind mit einem Schrecken davon gekommen, dürfen also einfach auf den neuen Zahn warten. Trotzdem sollte immer ein Zahnarzt die Situation beurteilen. Ist der Sturz im Kindergarten oder in der Kindertagesstätte passiert, wird der Unfall aus Versicherungsgründen genau dokumentiert.

Zeit ist Trumpf

Bei bleibenden Zähnen kommt es hingegen auf die Zeit an. Größere Fragmente oder der ausgeschlagene Zahn sollten gesucht, in Flüssigkeit gelegt und schnellstmöglich zum Zahnarzt gebracht werden. Die Zahnwurzel darf keinesfalls berührt werden, der Zahn weder gereinigt noch desinfiziert werden. »Damit er wieder eingepflanzt werden kann, muss er feucht gelagert werden«, so Schiffner. Im Idealfall ist eine Zahnrettungsbox griffbereit. Sie enthält ein ideales Nährmedium, damit möglichst viele sogenannte desmodontale Zellen überleben. Denn von ihnen hängt ab, ob eine erneute Einsetzung Erfolg hat oder nicht. Sportvereine, Kindergärten und Schulen sollten immer eine Box griffbereit haben.

Über Plan B scheiden sich die Geister. Laut aktueller Leitlinie ist notfalls auch haltbare Milch, isotone Kochsalzlösung oder Ringerlösung geeignet, gegebenenfalls sogar Speichel. Dieser ist aufgrund der Verkeimung allerdings wirklich nur eine Notlösung und im Mund dürfe der ausgeschlagene Zahn aufgrund der Verschluckungsgefahr natürlich nicht aufbewahrt werden. »Wenn der Zahn länger als zwei Stunden trocken gelagert wurde, ist die Zukunft ungewiss«, so Schiffner. Die allerbeste Lösung ist natürlich die Prävention, also das konsequente Tragen eines Sportmundschutzes bei Kontaktsportarten.

Zahnarzt von Anfang an

Doch auch Zucker wird zum Verhängnis, besonders wenn zusätzlich die Mundhygiene zu wünschen übrig lässt. Am besten trinken Kinder nur ungesüßte Flüssigkeiten, ideal ist hierbei Wasser. Kritisch sei nach Erfahrung des Experten auch das ständige Nuckeln an der Flasche oder einem Quetschie. Ebenfalls keine gute Idee seien zuckerhaltige Zwischenmahlzeiten, und auch der Zucker zu den Hauptmahlzeiten sollte reduziert werden.

»Bei kleinen Kindern sind braune Flächen an den Milch-Frontzähnen ein Hinweis auf Saugerflaschenkaries«, erklärt Schiffner. »Bei anderen Zähnen erkennen Eltern Karies als braunes Loch – also dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist.« Denn bei einem Milchzahn ist die Karies dann schon so weit fortgeschritten, dass sie den Nerv erreicht hat. Bei fortgeschrittener Karies bleibt bei Kleinkindern oft nur eine Behandlung in Vollnarkose.

Frühere Stadien der Karies, sogenannte Initialkaries, ist hingegen weiß und kann – rechtzeitig entdeckt und behandelt – gestoppt werden. »Kinder sollen also ab dem ersten Zahn frühzeitig und regelmäßig zum Zahnarzt gehen«, betont Schiffner. Er wisse, dass diese Empfehlung häufig zu Verwunderung führt, da mit rund sechs Monaten ja noch gar keine Karies und Behandlungsbedarf bestehen könne. Doch genau deshalb gebe er diese Empfehlung. Denn Vorsorge sei besser als Nachsorge – und obendrein werden Kindern unangenehme Behandlungen erspart und der Besuch beim Zahnarzt wird gar nicht erst zum mit Angst besetzten Ereignis.

Auch wenn kariöse Milchzähne irgendwann ausfallen und Eltern wie Kinder bei den bleibenden Zähnen danach alles besser machen wollen, sollten Eltern bereits gut auf die Milchzähne Acht geben. Denn Zähne erfüllen vielfältige Aufgaben: »Wir wollen dem Kind das Schmerzerlebnis, im sozialen Kontext auch Hänseleien im Kindergarten ersparen und nicht zuletzt eine normale Ernährung gewährleisten.« Denn es sei mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass Kinder mit schlechtem Zahnstatus auch nicht normal zunehmen. Und je besser bereits bei Milchzähnen eine gute Mundhygiene etabliert wird, desto einfacher wird diese auch bei den Bleibenden beibehalten und umgesetzt.

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