Klartext zu Hepatitis B |
Katja Egermeier |
28.07.2025 12:00 Uhr |
Hepatitis B ist hochansteckend und heilt – bei Erwachsenen zumindest – meist wieder aus. Dennoch bleibt ein Reaktivierungs-Risiko. Kinder haben dagegen ein sehr hohes Risiko einer gefährlichen Chronifizierung. Eine Impfung kann vor beidem schützen. / © Adobe Stock / natali_mis
Die Hepatitis B zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Das Hepatitis-Virus-B (HBV) ist nur etwa 42 nm groß und hochgradig ansteckend – etwa 100 Mal ansteckender als das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) und überaus stabil gegenüber Umwelteinflüssen. Außerhalb des Körpers können HB-Viren bis zu sieben Tage überleben. Meist wird eine Hepatitis B nur per Zufall diagnostiziert, etwa wenn der Arzt bei einer Routineuntersuchung erhöhte Leberwerte feststellt.
Das Virus kann in hoher Konzentration über Blut, in geringerer Konzentration auch über andere Körperflüssigkeiten wie Tränen, Urin, Sperma, Scheidensekret, Speichel oder Muttermilch übertragen werden.
In den westlichen Ländern wird HBV meist durch ungeschützten Sexualverkehr übertragen. Ein erhöhtes Risiko haben zudem Neugeborene HBV-positiver Mütter. Auch Menschen, die im medizinischen Bereich arbeiten und mit Blut in Kontakt kommen, haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, ebenso wie Drogenabhängige, die Spritzbesteck gemeinsam nutzen. Eine Ansteckung ist zudem beim Piercen oder Tätowieren möglich, wenn unsauber gearbeitet wird. Unwahrscheinlich ist in Deutschland dagegen eine Infektion über infizierte Blutkonserven.
Ist eine Ansteckung erfolgt, dauert es im Schnitt 75 Tage bis zum Ausbruch der Krankheit. Bei einem Drittel der Erwachsenen verläuft die Infektion symptomlos. Auch bei kleinen Kindern und Immungeschwächten können die Beschwerden komplett ausbleiben. Ein weiteres Drittel der Erwachsenen entwickelt unspezifische Symptome wie Fieber, Gelenkschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden, hauptsächlich hervorgerufen durch das eigene Immunsystem und nicht durch die HB-Viren.
Etwa 30 Prozent der Erkrankten machen eine akute Gelbsucht (Ikterus) durch, die ihren Höhepunkt meist nach ein bis zwei Wochen erreicht und bei 90 Prozent der Erwachsenen nach weiteren zwei bis vier Wochen vollständig ausheilt. Dennoch verbleibt Erbmaterial des Virus im Kern der Leberzellen, was ein Wiederaufflammen der Krankheit Jahre später ermöglicht. Eine Reaktivierung tritt häufig auf, wenn Patienten wegen einer anderen Erkrankung immunschwächende Medikamente einnehmen müssen.
Gefürchtet ist bei einer HBV-Infektion der chronische Verlauf, dessen Risiko sich erhöht, je früher im Leben die Ansteckung mit HBV erfolgt. So liegt die Chronizitätsrate bei Kindern im ersten Lebensjahr bei fast 90 Prozent und im Vorschulalter noch bei 20 bis 40 Prozent. Erst im späteren Schulalter nähert sich das Risiko dem von Erwachsenen an, die nur in 5 bis 10 Prozent der Fälle eine chronische Hepatitis B entwickeln. Aus diesem Grund ist die Impfung der Neugeborenen so wichtig. Unbehandelt schädigt die Infektion die Leber schleichend und kann über Jahre hinweg zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen.