Klimawandel ist Gesundheitsrisiko |
Die Statistiker schränken die Aussagekraft der Zahlen dabei selbst ein wenig ein: »Von Flüssigkeitsmangel und Hautkrebs sind ältere Menschen besonders häufig betroffen. Deren Zahl hat in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Der Anstieg der Krankenhausbehandlungen und Todesfälle bei diesen Diagnosen ist somit teilweise auch altersbedingt«, hieß es dazu in Wiesbaden.
Direkte Schäden durch Hitze und Sonne haben im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre zu jährlich 1519 Krankenhausbehandlungen und 19 Todesfällen geführt, wie Destatis berichtet. Beispiele sind etwa Hitzschlag oder Sonnenstich. Weit über diesem Durchschnitt lag das Jahr 2015: Damals gab es 2322 Krankenhausfälle und 60 Todesfälle dieser Art – der Deutsche Wetterdienst hatte mehr als 17 Tage über 30 Grad gezählt. Auch 2003 war extrem mit 2600 Krankenhausbehandlungen und 41 Todesfällen – damals war es an 19 Tagen über 30 Grad heiß.
Eine Modellrechnung in der Fachzeitschrift »The Lancet« war schon 2020 zu weit dramatischeren Zahlen gekommen. Sie ermittelten für Deutschland im Jahr 2018 rund 20.200 Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze. In die Kalkulation nahmen die Forscher unter anderem die tägliche Maximaltemperatur, den Anteil der über 65-Jährigen und das Sterberisiko dieser Altersgruppe durch Hitze auf. Dabei zeigte sich schon eine deutliche Steigerung: In den Jahren 2014 bis 2018 habe nach dieser Methode die Zahl der Hitzetoten in Deutschland im Schnitt bei 12.080 gelegen. Das seien bereits 3640 Hitzetote mehr gewesen als im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2004.
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hatte schon 2019 einen nationalen Hitzeschutzplan gefordert. Häufigkeit, Dauer und Intensität von Hitzewellen nähmen weiter zu, Rettungsdienste, Kliniken, Alten- und Pflegeheime müssten darauf besser vorbereitet sein. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels würden nicht irgendwann in weit entfernten Weltregionen spürbar, sondern hier und heute.