Knollensellerie ist mehr als nur Suppengemüse |
Keine Schönheit, aber würzig und gesund: Knollensellerie. / Foto: Getty Images/©Daniela White Images
Knollensellerie ist ganzjährig im Supermarkt erhältlich, aber die Hauptsaison deutscher Ware beginnt im Herbst und dauert bis etwa März an. Sein Erscheinungsbild ist knorrig und wenig einladend, denn: Seine rundliche und bis zu 20 Zentimeter große Knolle hat eine dicke gelblich-braune Schale mit Nebenwurzeln. Aber das Schälen lohnt sich, denn dahinter verbirgt sich ein weißes bis cremefarbenes Fruchtfleisch von fester bis schwammiger Konsistenz, das mit seinen inneren Werten punktet. Botanisch zählt Knollensellerie zu den Doldengewächsen und ist unter anderem mit den Möhren verwandt.
Knollensellerie (Apium graveolens) stammt ursprünglich vom Wild- oder Sumpfsellerie ab und ist als Küchengemüse und Naturmedizin in Mitteleuropa seit dem Mittelalter bekannt. Der Dichter Homer besang Sellerie schon vor fast drei Jahrtausenden in seiner Odyssee – und zwar als Lieblingsgemüse der Zauberin Kalypso, die für ihre Zaubertränke bekannt war. Seitdem haftete dem Gemüse eine aphrodisierende Wirkung an, die jedoch niemals bewiesen werden konnte.
Bis zum 18. Jahrhundert beschränkte sich der Anbau des Knollenselleries auf Hof- und Klostergärten, erst später fand das Wintergemüse dann auch breiteren Einzug in die Küchen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die kugelige Knolle eine lange Tradition hat: Blätter und Blüten des wilden Selleries dienten den alten Ägyptern wohl als Grabschmuck oder Grabbeigaben sowie als Heilpflanze.
Roh und gegart schmeckt die dicke Knolle anregend-würzig sowie intensiver und herber als der verwandte Staudensellerie. Sein charakteristisches Aroma verdankt der Knollensellerie seinem hohen Gehalt an ätherischen Ölen sowie Bitterstoffen. Paradoxerweise wurden in den letzten Jahren vermehrt schneeweiße (optisch ansprechendere) Sorten gezüchtet. Dadurch verliert der Knollensellerie allerdings sowohl sein intensives Aroma als auch einen Teil seiner gesundheitlichen Wirkungen – zum Zwecke der Schönheit.
Neben dem Knollensellerie gibt es auch noch den verwandten Staudensellerie, der auch unter der Bezeichnung Stangensellerie oder Bleichsellerie geläufig ist. Bei ihm werden die kräftigen Stängel und Blätter verwendet, nicht die eher kleine Knolle. Staudensellerie hat ein etwas milderes Aroma und ist eine passende Zutat in vielen Gemüsegerichten, Rohkostsalaten oder in der klassischen Bolognese-Soße. Pur als kalorienarmer und knackiger Snack mit einem Kräuter-Dip punkten die Stangen auf jedem Fingerfood-Buffet. Staudensellerie wird auch gerne frisch zu Saft gepresst, der etwa von Anhängern der »Selleriesaftbewegung« (nach Anthony William) morgens auf nüchternen Magen als Heilelixier getrunken wird. Auch beim Heilfasten hat der Gemüsesaft einen hohen Stellenwert.
Knollensellerie passt hervorragend in eine ballaststoffreiche Ernährung, welche die Darmgesundheit und Verdauung fördert (4,2 g Ballaststoffe pro 100 g). Die ätherischen Öle und Bitterstoffe helfen zudem unterstützend bei Reizmagen und Reizdarm. Sein hoher Kaliumgehalt (circa 400 mg pro 100 g) wirkt harntreibend und trägt dazu bei, den Blutdruck zu regulieren und den Stoffwechsel anzuregen. Neben Betacarotin und einigen B-Vitaminen sind auch Calcium, Eisen und Zink zu nennen. Darüber hinaus enthält die Knolle auch bioaktive Pflanzenstoffe wie Flavonoide oder Polyacetylene, welche unter anderem antioxidativ und entzündungshemmend wirken. Aufgrund seiner speziellen Nährstoffkombination wird Sellerie auch Rheumatikern und Gichtpatienten empfohlen. Insgesamt stärkt Knollensellerie die Gesundheit des Immunsystems, der Blutgefäße, Nerven und Knochen – und das bei nur 26 kcal pro 100 g. Auch in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) und im Ayurveda spielt Sellerie eine wichtige Rolle: zur Blutdrucksenkung, Ausleitung und bei Verdauungsbeschwerden. Aber Vorsicht bei Allergien: Wer auf Birken-, Erlen- oder Haselpollen allergisch reagiert, verträgt auch häufig Sellerie nicht – Stichwort Kreuzallergie. Vorsichtig ausprobieren.
Knollensellerie als Standardzutat im Suppengrün kennt sicher jeder. Auch als Püree oder Cremesuppe in Kombination mit Kartoffeln haben viele Menschen schon geschmacklich Bekanntschaft mit ihm gemacht. Roh geraspelt zusammen mit Äpfeln, Möhren und Nüssen sowie einem schmackhaften Dressing ist die Knolle Hauptzutat im bekannten Waldorfsalat. Auch in Aufläufen oder reinen Gemüsegerichten oder Gemüsebeilagen macht sie eine gute Figur. Sellerieschnitzel sind hingegen bislang eher Veganern und Vegetariern bekannt.
Die Knolle sollte beim Kauf fest und trocken sein. Kühl und trocken gelagert hält sich das Gemüse bis zu zwei Wochen. Die Schnittflächen sollten abgedeckt werden (zum Beispiel mit Frischhaltefolie oder einem Bienenwachstuch), denn sie verfärben sich schnell. Es empfiehlt sich auch, den rohen geschnittenen Sellerie mit etwas Zitronensaft zu beträufeln oder den Saft oder Essig dem Kochwasser zuzugeben. Gar ist Knollensellerie, wenn man ihn mit der Gabel leicht einstechen kann.
Schnitzel in vegetarisch: Sellerie macht es möglich / Foto: Getty Images/ManuWe
Zubereitung (für 4 Personen): Eine Sellerieknolle schälen, waschen und in circa 1 bis 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. Diese im Anschluss in kochendem Salzwasser (mit einem Schuss Zitronensaft) für 5 Minuten blanchieren oder dämpfen. Anschließend mit kaltem Wasser abschrecken und trocken tupfen. Während des Garprozesses die Panierstraße vorbereiten: Ein paar Löffel Dinkelmehl (Typ 630) in eine Schale geben. In der zweiten Schale dann 2 Eier mit 3 bis 4 Esslöffeln Milch (kann man auch weglassen) verquirlen und mit Salz, schwarzem Pfeffer und Paprikapulver würzen. In die dritte Schale Pankomehl geben. Bei der äußeren Pankokruste kann man gerne kreativ werden: Auch etwas geriebener Parmesan, fein gehackte Walnüsse, Kürbiskerne oder auch Sesam geben der Kruste noch den letzten Pfiff. Aber für »Sellerieschnitzel-Einsteiger« reicht Panko pur.
Für den Dip etwa 20 g Schnittlauch und 20 g Petersilie fein hacken. Ab März ist auch Bärlauch statt Schnittlauch eine tolle Zutat. Nun 200 g Frischkäse, 150 g Speisequark und 100 g Schmand gemeinsam mit den Kräutern verrühren. Mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft würzen.
Nun 2 bis 3 Esslöffel Raps- oder Olivenöl in einer beschichteten Pfanne erhitzen. Die Selleriescheiben zuerst im Dinkelmehl wenden (überschüssiges Mehl abklopfen), dann durch die Eimasse ziehen und in der Pankomasse wenden. Dann ab in die Pfanne und von jeder Seite circa 5 Minuten goldbraun braten, kurz auf Küchenkrepp abtropfen lassen und gemeinsam mit dem Kräuter-Dip servieren. Auch Kartoffelstampf passt hervorragend zum Sellerieschnitzel oder statt des Kräuter-Dips ein Apfel-Frischkäse-Dip mit Kresse!