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Aus dem Gleichgewicht

Können Hörgeräte bei Schwindel helfen?

Wenn Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Gangstörungen auftreten, könnte das an einem gestörten Hörsystem liegen. Zumindest legen einige Studien nahe, dass Gleichgewichts- und Hörsinn interagieren. Wie wahrscheinlich das ist und welche therapeutischen Möglichkeiten das eröffnet, haben Experten auf der Pressekonferenz zur 94. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie diskutiert.
Katja Egermeier
23.05.2023  16:00 Uhr

Die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts ist ein hochkomplexer Vorgang, wie Dr. Ingmar Seiwerth, HNO-Facharzt an der Universitäts- und Poliklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie des Universitätsklinikums Halle (Saale) erklärt. Dazu verarbeite das Gehirn im Hintergrund einen »Cocktail« an Informationen von vor allem drei Sinnesorganen: dem Gleichgewichtsorgan, dem Sehsinn sowie der Propriozeption, die Informationen über die Position des Körpers im Raum liefert.

»Die wichtigsten Informationen kommen dabei aus dem Vestibularorgan, dem paarig angelegten Organ des Gleichgewichtssinnes«, so Seiwerth. Dieses befindet sich unmittelbar neben den Hörschnecken und steht mit diesen in Verbindung. Eine anatomische Nähe zwischen Hör- und Gleichgewichtssinn sei also offensichtlich und lasse vermuten, dass Hör- und Gleichgewichtssystem auch funktionell interagierten.

Doch nicht nur deshalb mehren sich dem Experten zufolge die Hinweise, dass dem Hören hinsichtlich der Stabilisierung im Raum eine besondere Bedeutung zukommt. Auch in Studien habe sich gezeigt, dass gerade im Alter das Sturzrisiko mit einem Hörverlust assoziiert ist. Aus persönlicher Erfahrung weiß Seiwerth zudem zu berichten, dass Patienten nach Verwendung eines Hörgerätes ein sichereres Gangbild aufwiesen.

Das bestätigen dem HNO-Experten nach auch die Ergebnisse einiger wissenschaftlicher Untersuchungen. In mehreren Studien hätten besonders Patienten mit Gleichgewichtsstörungen von einem auditorischen Input profitiert. Seiwerth weist jedoch auf eine bislang uneinheitliche Studienlage hin. Zu stark würden sich Messmethoden, Untersuchungsbedingungen und Auswahl der Probanden unterscheiden.

Hörhilfen als Therapieerweiterung denkbar

Über die genauen Gründe dieses Effekts sei man noch im Unklaren. Nach Versuchen mit gesunden Probanden liege es jedoch nahe, dass Gehörtes wie eine auditorische Landkarte wirke und die Orientierung im Raum erleichtere. Dass die Stabilisierung in einigen Studien zudem umso höher war, je reichhaltiger das auditorische Umfeld gestaltet worden ist, bestätige dies. Auch, dass der Effekt bei der Verwendung von Kopfhörern wegfalle.

Daneben werde noch ein weiterer Mechanismus diskutiert, so Seiwerth: die sogenannten stochastischen Resonanzeffekte. Dabei erhöhe der auditorische Input die Sensibilität für andere sensorische Komponenten, die an der Gleichgewichtsregulation beteiligt sind. Insgesamt scheine das Hören zwar eine untergeordnete Rolle für die Kontrolle der Körperhaltung zu spielen, der stabilisierende Effekt sei aber gerade dann besonders hoch gewesen, wenn eine der anderen drei Achsen – Gleichgewichtssinn, Sehsinn oder Propriozeption – beeinträchtigt war. In diesen Fällen sei es also denkbar, dass etwa Hörgeräte über die reine Hörverbesserung hinaus auch die Gleichgewichtsregulation unterstützen können.

Letztendlich schlussfolgert Seiwerth, dass es deutliche Hinweise auf eine Interaktion zwischen Hören und Gleichgewicht gibt – mit einem gewissen stabilisierenden Potenzial. Das komme insbesondere dann zum Tragen, wenn eines der anderen Systeme fehlerhaft funktioniert. Die Erkenntnisse könnten daher die Bedeutung von Hörhilfen erweitern und diesen therapeutische Bedeutung bei Gleichgewichtsstörungen geben. Für eine wissenschaftlich fundierte Antwort seien jedoch noch kontrollierte, prospektive Beobachtungsstudien notwendig.

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