Körpergröße hat Einfluss auf die Gesundheit |
Für Dr. Norbert Stefan, Professor für klinisch-experimentelle Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, ist das Ergebnis keine Überraschung: Seit Jahren sei bekannt, dass zahlreiche Gene bestimmten, wie groß oder klein ein Mensch werde. Eben jene Gene seien aber nicht nur mit der Körpergröße, sondern auch mit anderen Vorgängen im Körper verbunden und damit direkt oder indirekt mit bestimmten Krankheitsrisiken. «Dennoch sollte die Genetik nicht überbewertet werden», betont der Mediziner.
Auch sozioökonomische Faktoren könnten eine Rolle spielen: Große Menschen hätten Studien zufolge häufig einen höheren sozialen Status. Der gehe damit einher, dass sie weniger stark von bestimmten Volkskrankheiten betroffen seien. Noch stärker würden sich wahrscheinlich Umweltfaktoren auswirken, so Stefan mit Blick auf China, wo die Körpergröße seit Jahren zunehme: «Ein Grund dafür ist, dass die Menschen dort immer mehr Milch- und Molkeprodukte konsumieren, welche die Gene IGF-1 und IGF-2 aktivieren und das schon im Mutterleib.»
Diese Gene würden das Körperwachstum treiben und – einmal aktiviert – lebenslang aktiv bleiben. IGF-1 fördere das Zellwachstum, was das erhöhte Risiko großer Menschen für bestimmte Krebsarten erkläre. Eine stärkere IGF-1-Aktivierung sorge aber auch dafür, dass Fette in den Organen besser verbrannt würden. Daher zeige sich bei großen Menschen seltener eine Fettleber, sagt Stefan unter Verweis auf eigene Untersuchungen. Da sie gleichzeitig aufgrund ihrer längeren Gliedmaßen über eine stärkere Hebelwirkung verfügten und so bei jeder Bewegung mehr Energie verbrennen, sei ihr Risiko für Typ-2-Diabetes und Herzinfarkt geringer.
Allerdings bedeuteten lange Extremitäten auch lange Beinvenen – das Blut müsse somit einen längeren Weg zum Herzen gepumpt werden, was das Risiko für Thrombosen erhöhe. Entsprechend sollten sich insbesondere große Menschen bei Langstreckenflügen oder langen Autofahrten regelmäßig bewegen, genug trinken und im Flieger Stützstrümpfe tragen.