Körperlich aktiv trotz Herzschwäche? |
Katja Egermeier |
17.09.2024 16:00 Uhr |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, darunter auch Herzinsuffizienz, sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Besonders ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind betroffen. Bewegen sollten diese sich jedoch weiterhin. / Foto: Getty Images/Thomas_EyeDesign
Anders als noch vor 30 Jahren wird Patienten mit Herzschwäche nicht mehr empfohlen, sich möglichst zu schonen. Im Gegenteil: Zwischenzeitlich ist wissenschaftlich belegt, dass neben den Medikamenten auch körperliche Aktivität hilfreich ist. Dennoch zeigt eine aktuelle, im Fachmagazin »Plos One« veröffentlichte Studie, dass viele von Herzschwäche Betroffene Angst vor Bewegung haben. »Diese Angst trägt dazu bei, dass sie unabhängig von der Pumpleistung des Herzens Sport meiden«, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Trier.
Die Studie, für die die Pflegewissenschaftlerinnen 185 Patienten mit Herzinsuffizienz befragten, ergab, dass deren Angst vor Bewegung direkt mit ihrer Erkrankung zusammenhing. Die Vermeidung von körperlicher Aktivität sei auf eine spezifische Art von Angst bei Patienten mit Herzinsuffizienz zurückzuführen und nicht etwa auf eine grundsätzlich größere Angstneigung.
»Wenn Personen mit Herzinsuffizienz spazieren gehen oder Treppen steigen und dabei merken, dass sie außer Atem kommen, haben sie häufig das Gefühl, dass ihr Herz es nicht schafft«, erklärt Heike Spaderna, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Trier. Das sei der Grund, warum sie Bewegung vermieden. Dabei könnten auch gesunde Menschen beim Treppensteigen außer Atem kommen. Die Patienten sollten wissen, dass nicht alle Ermüdungserscheinungen auf die Herzerkrankung zurückzuführen seien.
Im nächsten Schritt gelte es zu überlegen, wie Erkrankten diese Bewegungsangst genommen werden kann, so Spaderna. Die Mobilisierung der Betroffenen sei beispielsweise mit virtueller Realität, spielerischen Übungen oder auch speziellen Bewegungs-Apps denkbar. Ein Problem sei jedoch, dass mit Herzinsuffizienz-Patienten nicht standardmäßig besprochen werde, wie sie trotz ihrer Erkrankung Bewegung in ihren Alltag integrieren können. »Nur manche haben einen Bewegungsplan oder Physiotherapie«, so die Professorin, die hofft, mit ihrer Forschung medizinischen Fachkräften mehr Wissen zu vermitteln, um auf die Bewegungsangst eingehen zu können. Denn Bewegung könne Betroffenen mehr Lebensqualität und im besten Fall mehr Lebenszeit schenken.