Köstliche Knolle |
Im Herbst ist Erntezeit: Süßkartoffeln vertragen keine Kälte. Möglichst vor dem ersten Bodenfrost müssen sie also raus. / Foto: Getty Images/Tom Werner
Die Süßkartoffel hat mit der Kartoffel eigentlich nur eines gemein: Beide Pflanzen bilden essbare unterirdische Knollen (Speicherwurzeln). Botanisch gesehen zählen die altbekannten »Erdäpfel« jedoch zu den Nachtschattengewächsen und Süßkartoffeln zu den Windengewächsen, die meterlange Ranken bilden können. Optisch wie geschmacklich kommen sie ebenso ganz anders daher: Sie leuchten mit einer rosa-rötlichen Schale und dem Fruchtfleisch – je nach Sorte und Pflanzenfarbstoff – von intensiv orange bis violett. Mit ihrem süßlich-milden Aroma erinnern Bataten (Ipomoea batatas) an gekochte Möhren oder Kürbis.
Süßkartoffeln haben eine lange Reise von Südamerika hinter sich bringen müssen, um nach Europa zu kommen. Ende des 15. Jahrhunderts gelang dies auf Schiffen des Amerika-Entdeckers Christoph Kolumbus. In Spanien und Portugal fühlte sich die Süßkartoffel-Pflanze sehr wohl, das neue Lebensmittel wurde schnell zur Speise der Armen. Übermittlungen zufolge konnte man beobachten, wie zunehmend feurig-leidenschaftlich die Unterschicht wurde. Die Batate erhielt dadurch den Ruf einer aphrodisierenden Wunderknolle, sie wurde nun zunehmend auch von den Reichen verspeist.
Die Knolle fühlt sich besonders wohl in tropischen und subtropischen Ländern, wo sie zu den Grundnahrungsmitteln zählt. Auch in den USA ist sie sehr angesagt. In der weltweiten Anbau-Hitliste liegt die Süßkartoffel gleich hinter Kartoffeln und Maniok auf Platz 3. Die hierzulande angebotene Ware stammt meist aus Israel, Südamerika oder Südeuropa. Besonders robuste Sorten werden mittlerweile auch in Deutschland angebaut, sodass es in den nächsten Jahren zunehmend heimische Bataten geben wird. Nach dem Kauf können Süßkartoffeln ein bis zwei Wochen gelagert werden – am besten kühl und dunkel (zum Beispiel im Keller, kühlen Vorratsraum, nicht im Kühlschrank). Zur monatelangen Vorratshaltung wie Kartoffeln sind die Süßkartoffeln also eher nicht geeignet. Aus diesem Grund werden die Knollen in den Tropen immer nur bedarfsgerecht ausgegraben. Wer gekochte Süßkartoffeln in grobe Würfel schneidet und sie einfriert, hat noch deutlich länger etwas davon. Importierte Ware ist mittlerweile fast ganzjährig erhältlich.
Die Süßkartoffel liefert keinen nennenswerten Anteil an Fett und Eiweiß und ist mit rund 90 kcal pro 100 g etwas gehaltvoller als die Kartoffel (77 kcal). Dabei liefert sie aber wertvolle Energie und neben 4 g Zucker vor allem komplexe Kohlenhydrate (24 g), darunter eine Menge (resistente) Stärke und Ballaststoffe (3,1 g). Letztere quellen im Darm auf, steigern das Sättigungsgefühl und fördern eine intakte Mikroflora, da sie als Futter für die Darmbewohner fungieren. Low Carb ist die Süßkartoffel zwar nicht, aber wer bei einer kohlenhydratarmen Ernährung auf »Good Carb« setzt, der kommt an Süßkartoffeln nicht vorbei. Auch bei einer Fructose- und Histaminintoleranz ist das Herbstgemüse meist gut verträglich.
Das typisch süßliche Aroma der Süßkartoffel lässt erwarten, dass das Lebensmittel eher ungeeignet ist für Diabetiker. Aber je nach Sorte und Zubereitungsart kann der Glykämische Index (GI) beispielsweise bei gekochten Süßkartoffeln laut Bundeszentrum für Ernährung (BZFE) unter 55 liegen. Lebensmittel aus diesem GI-Bereich werden Diabetikern empfohlen, um Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Gebacken liegt der GI aber auch schnell außerhalb des empfohlenen Bereiches.
Wer die Bataten mit Schale verzehrt, ist auf der besonders blutzuckerfreundlichen Seite. Nicht nur die Ballaststoffe sorgen für einen konstanten und langsamen Blutzuckeranstieg. In der Schale ist zudem besonders viel der exotisch klingenden Substanz Caiapo enthalten. Studien zufolge kann diese dabei helfen, den Blutzucker- und Cholesterolspiegel zu senken.
Bezüglich ihres Mikronährstoff-Cocktails punkten Süßkartoffeln eindeutig: Die kräftige rot-orange Färbung hat die Batate sekundären Pflanzenstoffen zu verdanken wie dem Betacarotin (Carotinoid). Das Provitamin A wirkt antioxidativ, stärkt die Abwehrkräfte, schützt Haut und Schleimhäute und ist wichtig für die Netzhaut im Auge. Auch Anthocyane sind je nach Sorte (und Farbe) in unterschiedlicher Menge enthalten. Sie wirken ebenfalls antioxidativ sowie antientzündlich. Als fettarmes Lebensmittel liefert die Knolle erstaunlich viel des fettlöslichen Vitamins E (4,6 mg/100 g). 100 g liefern damit etwa ein Drittel des empfohlenen Tagesbedarfes für Erwachsene. Vitamin E stabilisiert die Zellmembran und hat zellschützende beziehungsweise antioxidative Effekte.
Mit etwa 337 mg/100 g Kalium tut die Süßkartoffel auch Herz und Kreislauf gut, denn: Der Mineralstoff ist von zentraler Bedeutung für den Wasserhaushalt des Körpers (schwemmt überschüssiges Wasser aus), die Blutdruckregulation und die Reizweiterleitung in Muskel- und Nervenzellen. Süßkartoffeln sind ebenso eine Quelle für Magnesium, Calcium, Vitamin C und B.
Ob als Süßkartoffel-Pommes, Wedges, Stampf, im Auflauf, Eintopf oder in Currys, Suppen oder einfach klassisch als Gemüsebeilage: Das Herbstgemüse lässt sich ähnlich vielseitig zubereiten wie Kartoffeln, Kürbis oder Möhren. Sogar roh geraspelt im oder als Topping auf einem Salat oder als Rohkost-Gemüsesticks mit einem Dip können Süßkartoffeln – im Gegensatz zu Erdäpfeln – verzehrt werden. In der ayurvedischen Küche wird die Knolle in köstliche Süßspeisen verwandelt. Die Blätter sind ebenfalls essbar (ähnlich wie Spinat zubereitet), werden aber hierzulande selten zum Verzehr angeboten.
Werden die Süßkartoffeln im Ganzen in Salzwasser gekocht, benötigen sie 30 bis 40 Minuten. Im gewürfelten Zustand verkürzt sich die Garzeit auf etwa 15 Minuten. Im Ofen dauert es bei 180 bis 200 °C für die ganze Knolle 45 bis 60 Minuten und für beispielsweise Wedges oder Pommes 25 bis 30 Minuten. Wer die Schale der Batate mitessen möchte, sollte auf Bio-Ware zurückgreifen und die Schale mit einer Gemüsebürste vor dem Kochen gründlich reinigen. Wem die Schale zu fest ist für das entsprechende Gericht, der kann sie auch zu Gemüse-Chips weiterverarbeiten (in Pflanzenöl ausbraten).
Knusprig: Süßkartoffel-Pommes mit Dip / Foto: Getty Images/Justin Ong
Für 4 Portionen: 4 große Süßkartoffeln schälen (Schale aufbewahren, etwa für Chips) und in lange, dünne Sticks (etwa 6 bis 8 mm) schneiden. Diese in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser etwa eine Stunde (besser über Nacht) baden. Anschließend den Backofen auf 220 °C Ober-/Unterhitze vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen. Alternativ können die Pommes auch in der Heißluftfritteuse zubereitet werden (190 °C).
Nun werden die eingeweichten Sticks kurz mit frischem Wasser abgespült und mit einem sauberen Küchentuch trocken gerubbelt. Die Süßkartoffel-Stäbchen werden nun in eine Schüssel (oder in einen verschließbaren Gefrierbeutel) gegeben und mit 2 EL (Mais-)Stärke, 4 EL Olivenöl, Paprikapulver, (Kräuter-)Meersalz und je nach Vorliebe noch mit Pfeffer und Chili gewürzt. Nun das Ganze mit Deckel beziehungsweise im verschlossenen Beutel so lange mischen/schütteln, bis alle Sticks gleichmäßig bedeckt sind.
Jetzt werden die gewürzten Sticks gleichmäßig auf dem Blech verteilen, sodass sie möglichst nicht überlappen. Nun 25 bis 30 Minuten knusprig ausbraten lassen, nach der Hälfte der Backzeit einmal wenden. In der Fritteuse brauchen die Sticks etwa 10 bis 15 Minuten. Die knusprigen Pommes schmecken auch ohne Beilage wunderbar mit einem Dip, zum Beispiel Guacamole, Hummus, (Trüffel-)Mayo, Aioli oder Ketchup.