Kommt bald das Honorar-Plus? |
Um die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken steht es schlecht. Glaubt man dem Sondierungspapier, könnten Apotheken bald finanziell entlastet werden. / © AdobeStock/Stockfotos-MG
Die 8,35 Euro Apothekenfixum könnten bald Geschichte sein, zumindest haben sich Union und SPD laut dem Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Gesundheit auf eine Erhöhung geeinigt. Demnach soll das Fixum »einmalig« auf 9,50 Euro steigen, für ländliche Apotheken sogar auf bis zu 11,00 Euro. Zukünftig soll die Vergütung zwischen den Apothekern und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt werden.
Auch Skonti sollen wieder für die Verhandlungen zwischen Großhändlern und Apotheken freigegeben werden. Diese galten seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Februar 2024 als Rabatte und waren in der Folge nicht mehr zulässig. Viele Großhändler haben daraufhin die Konditionen der Apotheken gekürzt.
Der Apothekerberuf soll laut dem Sondierungspapier weiterentwickelt werden, außerdem Präventionsaufgaben verstärkt und Arzneimittelabgabe und -austausch erleichtert werden.
Der überbordenden Bürokratie wollen die Koalitionäre ebenfalls Einhalt gebieten. Binnen sechs Monaten soll ein Bürokratieentlastungsgesetz Abhilfe schaffen. Es soll Dokumentationspflichten und Kontrolldichten »massiv« verringern und damit die Eigenverantwortlichkeit der Gesundheitsberufe betonen.
Die Verordnung und Abrechnung von Heil- und Hilfsmitteln zu Lasten der Krankenkassen soll »wesentlich« vereinfacht werden. Alle Gesetze in dem Bereich würden einem Praxistest unterzogen. Nullretaxationen aus formalen Gründen will die künftige Regierung abschaffen.
Auch auf »gleichlange Spieße« bei Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken einigten sich die Verhandler. Laut dem Papier sollen die Vorgaben, insbesondere bei der Einhaltung von Kühlketten und Nachweispflichten, vereinheitlicht werden.
Um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen, sollen auch Rahmenbedingungen und Honorierung für Videosprechstunden, Telemonitoring und Telepharmazie verbessert werden. Die Digitalagentur Gematik soll »zu einer modernen Agentur« weiterentwickelt werden, um Akteure besser zu vernetzen.
»Das Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Gesundheit ist ein deutlicher Bruch mit der Ära Lauterbach und kann eine echte Stärkung der Apotheken bedeuten«, schreibt PZ-Chefredakteur Alexander Müller in einem Kommentar. »Endlich wird das Honorar erhöht und die Betriebe auch strukturell entlastet. Doch die Herausforderungen sind größer – und mit Geld allein nicht zu meistern.« Lesen Sie hier den ganzen Kommentar.
Zu den bekannt gewordenen Ergebnissen der Koalitions-Arbeitsgruppe erklärte ABDA-Präsident Thomas Preis: »Wir begrüßen es, dass die Gesundheitsexpertinnen und -experten von Union und SPD die Apotheken in dem geplanten Koalitionsvertrag als erste Anlaufstelle in der Gesundheitsversorgung anerkennen. Dieser Aufgabe können die Apotheken aber nur gerecht werden, wenn sie nach zwölf Jahren Honorar-Stillstand endlich wirtschaftlich stabilisiert werden.«
Die chronische Unterfinanzierung der Apotheken habe dafür gesorgt, dass in den vergangenen zehn Jahren fast 20 Prozent aller Apotheken verloren gegangenen seien. »Insofern ist es nachvollziehbar, dass die Gesundheitsexpertinnen und -experten einer möglichen schwarz-roten Koalition nun einen ersten Schritt in die richtige Richtung gehen und die Apotheken wirtschaftlich stärken wollen«, betonte er.