Kommt es bei Fußpflege auf den pH-Wert an? |
Verena Schmidt |
17.08.2023 08:30 Uhr |
Hauptsache Pflege: Fußcremes müssen nicht pH-hautneutral sein, zeigt eine Studie. / Foto: Getty Images/Andrey Popov
Der pH-Wert gesunder Haut liegt im Bereich zwischen 4,1 und 5,8. »Für die Hautbarriere ist dieser Säureschutzmantel – ein Mix aus Talg, Hornzellen und Schweiß – essenziell. Kosmetische Zubereitungen sollten den Haut-pH-Wert nicht stören«, erklärte Dr. Andreas Fitzner, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Firma Eduard Gerlach, bei einer Presseveranstaltung.
Aus Gründen der galenischen Stabilität oder der verwendeten Inhaltsstoffe müssen Pflegeprodukte jedoch zum Teil auf einen leicht höheren pH-Wert eingestellt sein. Fitzner erklärte dies am Beispiel der Gehwol Soft Feet Creme und des Gehwol Softening Balsams: Beide Zubereitungen enthalten 10 Prozent Harnstoff. Damit sich der Harnstoff nicht zersetzt und die Verpackung aufbläht, müsse die Rezeptur durch einen Puffer oberhalb des hautneutralen pH-Wertes stabilisiert werden.
Aber verändern solche Zubereitungen das Hautmilieu? Es gibt dazu bislang wenig Forschung. Das Unternehmen Eduard Gerlach hatte daher für den Bereich der Füße eine klinische Untersuchung beauftragt, um herauszufinden, welchen Einfluss der pH-Wert von Zubereitungen auf den Säureschutzmantel der Haut hat. Die Studie wurde im April 2023 im »International Journal of Cosmetic Science« veröffentlicht.
Im Rahmen der randomisierten, doppelblinden Studie verwendeten 60 Probanden zwischen 35 und 75 Jahren, darunter 30 Diabetiker – alle mit intakter Haut–, über einen Zeitraum von 29 Tagen Fußpflegeprodukte mit unterschiedlichen pH-Werten: ein neutrales (pH 6,9 bis 6,25), eines im sauren Milieu (pH 4,5 bis 4,63) sowie eines im alkalischen Bereich (pH 8,5 bis 8,14). Alle drei Testprodukte basierten auf der Gehwol Soft Feet Creme, der Harnstoffgehalt in den Testprodukten war jedoch etwas reduziert und der pH-Wert entsprechend geändert worden.
Die Teilnehmer verwendeten jeweils zwei der drei Testpräparate, eines am linken und ein anderes am rechten Fuß morgens und abends jeweils an definierten Testarealen: auf der Fußoberseite, der Ferse, dem Ballen sowie zwischen den Zehen. Das Besondere: »Im Bereich der Füße gibt es zwei Sorten Haut: die Felderhaut mit Schweißdrüsen und Hautanhangsgebilden am Fußrücken sowie die Leistenhaut an der Fußsohle, in der sich nur Schweißdrüsen befinden«, sagte Fitzner, der auch Studienleiter der Untersuchung war. Die Kontrollgruppe verwendete nur eines der Testpräparate, der andere Fuß blieb unbehandelt.
Das Ergebnis war für Fitzner verblüffend: Die Integrität der Hautbarriere wurde von allen drei getesteten Zubereitungen bewahrt – der pH-Wert hatte keinen Einfluss, sowohl bei Diabetikern als auch Nicht-Diabetikern. »Offensichtlich ist die Regenerationsfähigkeit der Haut so schnell und die Pufferkapazität so hoch, dass die abweichenden pH-Werte der Pflegeprodukte zu keinen signifikanten Änderungen führen«, so Fitzner. Lediglich am Fußrücken ergab sich bei allen drei Produkten ein geringer Anstieg der mittleren pH-Werte, wobei diese aber immer noch deutlich im physiologischen Normbereich der Haut lagen.
Messungen hätten zudem gezeigt, dass die Hautfeuchtigkeit bei allen applizierten Prüfpräparaten zunahm, so Fitzner. »Eine deutlich höhere Zunahme der Feuchtigkeit zeigte sich am Fußrücken verglichen mit den Messarealen an der Fußsohle und im Zwischenraum großer Zeh. Hier läuft die Befeuchtung also deutlich langsamer.« Hornhaut, Schrunden, Risse und trockene Haut verschlechterten sich im Lauf der Untersuchung bei den Füßen ohne Pflege, bei Anwendung eines Pflegeproduktes verbesserte sich der Hautzustand bei allen Pflegeprodukten. »Pflege und Gesunderhaltung der Fußhaut sind also nicht vom pH-Wert der Formulierung abhängig«, fasste Fitzner zusammen. Leicht erhöhte pH-Werte bei einem Pflegeprodukt stören den Ergebnissen zufolge den sauren pH-Wert der Fußhaut nicht.