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Schädel-Hirn-Trauma

Kopfschmerzen nach Sturz oder Unfall können bleiben

Jedes Jahr sind mehr als 400.000 Menschen in Deutschland von einem Schädel-Hirn-Trauma betroffen. Dieses äußert sich häufig in Kopfschmerzen, die bei vielen nach einiger Zeit vorübergehen. Doch was, wenn die Schmerzen bleiben?
AutorKontaktJuliane Brüggen
Datum 24.10.2022  16:00 Uhr

Ein Schädel-Hirn-Trauma kann von einer leichten Gehirnerschütterung bis hin zu Frakturen des Schädelknochens reichen. »Ursächlich sind ganz häufig Stürze bei sportlichen Aktivitäten oder Unfälle«, sagte Privatdozent Dr. Torsten Kraya, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum St. Georg in Leipzig im Rahmen einer Pressekonferenz. Bis zu 50 Prozent der Patienten berichten nach dem Trauma über Kopfschmerzen. Hierbei unterscheidet man zwei Formen: Bei der akuten Form tritt der Kopfschmerz innerhalb von sieben Tagen nach dem Trauma auf, bei der persistierenden oder chronischen Form bleibt der Schmerz länger als drei Monate. Letzteres betreffe bis zu ein Drittel der Betroffenen, so der Mediziner.

Wie schwer das Trauma war, spielt offenbar eine Rolle, wenn auch anders als vielleicht erwartet. Kraya: »Insbesondere das leichte Trauma führt laut wissenschaftlichen Untersuchungen zu Kopfschmerzen.« Die Erschütterung des Gehirns bleibe nicht ohne Folgen: Wie neuere Daten zeigten, verändere sich unter der mechanischen Belastung schlagartig die Durchlässigkeit der Nervenzellmembranen, was sich unter anderem auf Ionenströme, Signalstoffe, neuronale Aktivität, den Zellstoffwechsel oder regionale Blutflüsse im Gehirn auswirke. Auch die Freisetzung entzündungsfördernder Substanzen ist vermutlich an der Schmerzentstehung beteiligt.

»Diese akuten Veränderungen normalisieren sich innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder«, so Kraya. Weshalb die Schmerzen nach der akuten Phase bleiben, sei nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielten dauerhafte Veränderungen der Schmerzwahrnehmung, der körpereigenen schmerzhemmenden Systeme und eine Dysbalance des autonomen Nervensystems eine Rolle, welches unter anderem die Herz- und Atemfrequenz und die Durchblutung steuert. Dies könne auch weitere Beschwerden erklären, die bei manchen Patienten auftreten, etwa Schlafstörungen, Depressionen oder Angststörungen.

Gut untersucht sei, welche Personen ein besonders hohes Risiko für die Chronifizierung der Kopfschmerzen haben: Risikofaktoren sind demnach ein jüngeres Lebensalter, weibliches Geschlecht und vorbestehende Kopfschmerzerkrankungen wie Migräne. Auch die Einnahme zu vieler Schmerzmittel ist laut Kraya ein Problem. »Bei vielen Patienten sehen wir leider, dass diese zu oft Kopfschmerzmedikamente einnehmen. Das ist zwar nachvollziehbar, der Übergebrauch kann aber einerseits den Kopfschmerz ›unterhalten‹ oder verstärken und andererseits – je nach Medikament – auch Körperschäden verursachen.«

Wie sieht die Therapie aus?

Die Reaktion der Erstbehandler ist laut Kraya entscheidend: »Edukation ist wichtig«. Betroffene Patienten müssten schnell erfahren, dass es zu chronischen Kopfschmerzen kommen kann, vor allem, wenn Risikofaktoren vorliegen. Außerdem brauche es konkrete Empfehlungen. Die Kombination aus Sport und autogenem Training sei ein erster, nicht-medikamentöser Schritt. »Möglicherweise hilft schon einmal pro Woche Ausdauersport, zum Beispiel 60 Minuten, oder ein bis zweimal pro Woche 20–25 Minuten Yoga oder autogenes Training«, machte der Mediziner deutlich. »Studien weisen darauf hin, dass eine moderate körperliche und geistige Aktivierung bereits binnen 24 oder 48 Stunden nach dem Unfall sinnvoll ist, auch um das Einüben von Schonverhalten und eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden.«

Die medikamentöse Therapie richte sich unter anderem danach, ob Kopfschmerzen vom Migräne-Typ vorliegen oder Spannungskopfschmerzen. Hier stehen beispielsweise Triptane oder Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen zur Auswahl. Der Zeitpunkt der Behandlung scheint ebenfalls relevant zu sein. »Wenn der Schmerz sich erst einmal verselbstständigt hat, ist ihm nur noch schwer beizukommen«, sagte Kraya. Daher gehe die Tendenz heute dahin, möglichst früh medikamentös gegenzusteuern – besonders bei Risikopatienten.

Idealerweise sollte somit ein multimodaler Therapieansatz verfolgt werden, der neben einer frühzeitigen Schmerztherapie auch verhaltenstherapeutische Elemente sowie unter Umständen auch eine gezielte Aktivierung durch Physiotherapie beinhalte. Kraya betonte, dass noch viel Forschungsbedarf besteht – zur Häufigkeit der posttraumatischen Kopfschmerzen, Pathophysiologie, wirksamen Interventionen, um chronische Schmerzen zu verhindern, und zu den Therapiemöglichkeiten. »Es braucht mehr Daten, damit in der breiten Versorgung schon frühzeitig gehandelt wird«, so das Fazit des Mediziners.

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