Krank durch Personalnot |
Verena Schmidt |
01.06.2023 11:40 Uhr |
Personalnot ist auch in vielen Apotheken an der Tagesordnung. Die wenigen verbliebenen Mitarbeiter müssen dann die ganze Arbeit stemmen – und haben dadurch ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. / Foto: Adobe Stock/.shock
45 Prozent der Beschäftigten erlebten regelmäßig in ihrem Arbeitsalltag Personalnot, heißt es im aktuellen DAK-Gesundheitsreport 2023 »Gesundheitsrisiko Personalmangel – Arbeitswelt unter Druck«. Besonders angespannt sei die Lage etwa in der Kranken- und Altenpflege: Rund drei Viertel der Krankenpflegekräfte geben an, ihre Arbeit mit dem anwesenden Personal nur unter großen Anstrengungen zu schaffen.
Der Krankenstand in solchen Mangelberufen sei mit bis zu 7,0 Prozent überdurchschnittlich hoch, heißt es in der Auswertung des DAK-Reports, für den die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet und zusätzlich rund 7000 Erwerbstätige im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt wurden. Je stärker die Personalnot von den Beschäftigten erlebt wird, desto gängiger ist Präsentismus, das heißt, die Beschäftigten kommen zur Arbeit, obwohl sie krank sind. 70 Prozent mit regelmäßigem Personalmangel haben laut Report in den vergangenen zwölf Monaten gearbeitet, obwohl sie krank waren, aber nur 41 Prozent in Branchen ohne Personalmangel.
Arbeitnehmer berichteten in den Befragungen im Rahmen der Studie von starkem Termin- und Leistungsdruck, Überstunden und versäumten Pausen. Das Abschalten in der Freizeit fällt oft schwer, die Betroffenen verzichten auf Sport und haben weniger Zeit für Hobbys, Familie und Freunde. Es verwundert nicht, dass all das Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann: Mehr als die Hälfte der Befragten, die mit Personalmangel zu kämpfen haben, fühlt sich demnach häufig oder sehr häufig müde und erschöpft. 35 Prozent berichteten von Schlafstörungen oder Rückenschmerzen. Mehr als ein Fünftel (23 Prozent) gab an, unter Kopfschmerzen zu leiden.
»Man kann von einem Teufelskreis sprechen. Hohe Fehlzeiten und Personalmangel bedingen einander und verstärken sich jeweils in den Effekten«, kommentiert Professor Dr. Volker Nürnberg, Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), die Ergebnisse der Untersuchung. Gesundheitliche Aspekte würden bei der täglichen Arbeit in vielen Betrieben kaum berücksichtigt. Hier müsse ein Umdenken stattfinden und das Potenzial von BGM stärker genutzt werden, so Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstands der DAK-Gesundheit.