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Riskanter Präsentismus

Krank zur Arbeit? Bloß nicht!

Blaumachen ist leicht erklärt: Nicht zur Arbeit gehen, obwohl man kerngesund ist. Das Gegenteil heißt Präsentismus: Krank doch noch den Rechner einschalten, sich doch noch ins Büro schleppen. Hat Corona daran etwas geändert und wie können Betroffene Hilfe finden?
dpa
29.07.2022  13:30 Uhr

Mit positivem Corona-Test ist die Sache ganz klar: Das Büro bleibt tabu. Was aber, wenn Kopfschmerzen plagen oder gar eine depressive Phase beginnt? Viele Menschen schleppen sich dann doch zur Arbeit. Präsentismus nennt sich das Phänomen – und weder den kranken Arbeitnehmern noch den Arbeitgebern ist damit laut Experten geholfen. 

Jeder zweite Beschäftigte (51 Prozent) in Deutschland geht manchmal, häufig oder sehr häufig krank zur Arbeit, wie das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung aus Konstanz für die Techniker Krankenkasse herausfand. Frauen neigen der Studie zufolge eher zu Präsentismus als ihre männlichen Kollegen.

Unterschätzter Kostenfaktor von Präsentismus

»Betriebswirtschaftlich gesehen sind die Kosten, die durch Präsentismus entstehen, mindestens so hoch wie die Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten«, heißt es bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Nach Einschätzung des Psychologen Simon Hahnzog könnte der Anteil sogar noch größer sein. Die Kosten, die Unternehmen durch Präsentismus entstehen, seien etwa doppelt so hoch wie durch tatsächlich oder angeblich kranke Arbeitnehmer zusammen. Viele Firmen hätten aber mehr Sorgen wegen Blaumachern und steckten mehr Energie und Geld in den Kampf gegen diesen Absentismus.

Doch wer krank arbeite, sei nur eingeschränkt leistungsfähig, macht Hahnzog deutlich: »Ich bin acht Stunden da, arbeite effektiv aber nur fünf.« Auch passierten Kranken häufiger Fehler, was wiederum zu Folgekosten führe: »Das ist ein Lawineneffekt«, sagt Hahnzog, der auch Firmen zu dem Thema berät. »Wenn einer einen Fehler macht, müssen unter Umständen zehn andere eine Stunde mehr arbeiten.« Auch passierten signifikant mehr Unfälle, wenn man krank zur Arbeit gehe.

Pandemie und Homeoffice verschärfen Präsentismus-Problem

Und dauerhafter, regelmäßiger Präsentismus erhöhe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen. Die Zahl der Fehltage vor allem wegen psychischer Erkrankungen steige seit Jahren, sagt Simon Senner, Chefarzt im Zentrum für Psychiatrie Reichenau/Konstanz. Am Anfang der Corona-Pandemie habe dieser Trend gestoppt. Wahrscheinlich haben Existenzängste dazu geführt, dass»sich mehr Menschen zur Arbeit geschleppt haben«, sagt er. Spätestens seit Herbst 2020 gehe die Zahl der Fehltage wieder hoch.

Hahnzog geht davon aus, dass die Entwicklungen infolge der Pandemie die Lage sogar noch verschärfen: »Im Homeoffice ist die Schwelle viel kleiner geworden, doch zu arbeiten. So richtig krank bin ich ja nicht, da kann ich mich kurz in einen Zoom-Call schalten.« Die Erholungszeit zu Hause werde verringert. Arbeitnehmer seien nochmal mehr der Eigenverantwortung überlassen worden, sagt Hahnzog.

Führungskräfte wiederum hätten den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden im Homeoffice weniger gut im Blick. Nach dem Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, wie Senner betont. Nach seiner Einschätzung hat das aber nur die Hälfte gemacht. Während bei körperlichen Gefahren relativ einfach Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden könnten wie Abstandshalter, sei das bei psychischen Belastungen schwieriger. Führungskräfte könnten aber lernen, wie sie mögliche psychische Störungen erkennen und wie sie dann Mitarbeitende adäquat darauf ansprechen und Unterstützung anbieten können.

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