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Von Herzinfarkt bis Alzheimer

Krankheiten an den Augen ablesen

Die Augen erlauben wertvolle Einblicke in die Gesundheit eines Menschen. Innere Erkrankungen hinterlassen auch hier oft Spuren. So finden Ophthalmologen bei Routineuntersuchungen nicht selten erste Hinweise zum Beispiel auf Diabetes mellitus oder Hypertonie.
Christiane Berg
01.09.2020  11:00 Uhr

»Zumeist schonend und wenig belastend für den Patienten liefern Augenuntersuchungen oft Hinweise auf Krankheiten, die man zunächst überhaupt nicht mit dem Auge in Verbindung bringt«, so macht der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Düsseldorf, in einer aktuellen Mitteilung deutlich.

Herzinfarkt und Morbus Wilson

So erlaube der Blick auf die Hornhaut zum Beispiel Rückschlüsse auf den Fettstoffwechsel. Ringförmige Fettablagerungen (Arcus lipoides) am Rand der Hornhaut beeinträchtigen zwar das Sehvermögen nicht und sind im fortgeschrittenen Alter häufig – doch treten diese schon bei unter 50-Jährigen Menschen auf, ist aus Sicht der Experten Vorsicht geboten und möglicherweise Handlungsbedarf gegeben. Die Gefahr der Entstehung eines Herzinfarkts könne hier erhöht sein.

Fällt beim Blick auf die Hornhaut ein grünlicher bis bräunlicher Ring an ihrem Rand auf, kann dies aus Sicht des BVA hingegen ein Hinweis auf einen Morbus Wilson, eine ererbte Stoffwechselkrankheit mit einer Störung des Kupferstoffwechsels sein, die zu Schädigungen der Leber und der Niere führt. Durch eine frühzeitige Therapie unter anderem mit sogenannten Chelatbildnern kann der Krankheitsverlauf meist gestoppt oder verlangsamt werden.

Besonders aufschlussreich sei auch der Zustand der Blutgefäße der Netzhaut, der wiederum Rückschlüsse auf die Gesundheit der Gefäße im gesamten Körper erlaubt. Auf diese Weise, so der BVA, lassen sich Hinweise zum Beispiel auf Bluthochdruck oder Diabetes mellitus finden.

Für Untersuchungen der Netzhaut habe sich in den vergangenen Jahrzehnten die optische Kohärenztomographie (OCT = Optical Coherence Tomography) als Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe sich – unterstützt von Künstlicher Intelligenz (KI) und Algorithmen – Fotos und hochauflösende Bilder der Netzhautschichten quasi automatisiert auswerten lassen.

Multiple Sklerose, Parkinson und Demenz

Die so gewonnenen Befunde seien nicht nur für die Diagnose, sondern auch für die Verlaufskontrolle von Augen- und Allgemeinerkrankungen von Bedeutung. Sei zum Beispiel bei der Multiplen Sklerose häufig auch der Sehnerv entzündet, so lassen sich gemäß des BVA aus OCT-Bildern Rückschlüsse ziehen, mit deren Hilfe sich der Behandlungserfolg einer MS-Therapie dokumentieren lässt.

Auch bei Krankheiten des zentralen Nervensystems wie Morbus Parkinson oder Alzheimer-Demenz beziehungsweise Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie der Uveitis, die mit Entzündungen der Aderhaut einhergehen, könne die augenärztliche Expertise und somit die verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen erforderlich sein.

Mobile Scanner in der Entwicklung

Zur Sicherstellung der Behandlungsqualität ophthalmologischer Krankheitsbilder darf die OCT nur von Fachärzten für Augenheilkunde durchgeführt werden. Die KI könnte die Ophthalmologie jedoch in ein neues Zeitalter führen. Unter anderem im Rahmen des Projektes »iAuge« als Teilprojekt des überregionalen Verbundprojektes »KI-Space für intelligente Gesundheitssysteme« (KI-SIGS) wird derzeit in Norddeutschland an einer auf KI basierenden Plattform für die integrierte Versorgung von Patienten mit Augenerkrankungen wie zum Beispiel der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) oder der Retinopathia Centralis Serosa (RCS) gearbeitet, die neben der multimodalen Bildanalyse beim Augenarzt die Homecare-OCT-Anwendung und somit Krankheits- und Verlaufskontrolle im häuslichen Bereich umfasst.

Die Kooperationspartner, sprich: Wissenschaftler an den Universitäten Lübeck, Kiel und Bremen sowie dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, versprechen sich durch die regelmäßige Überprüfung des Augenzustandes und somit durch die Ermittlung optimaler Behandlungszeitpunkte mit Hilfe mobiler OTC-Scanner durch den Patienten selbst eine wesentliche Therapieverbesserung, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität zu Lübeck.

Kein Ersatz für Augenärzte

Solche Erfolgsmeldungen gehen mit der Frage einher, ob KI-gestützte Geräte vielleicht künftig den Augenarzt ersetzen können. »Ich verstehe die Beunruhigung», machte Professor Johann Baptist Roider, Direktor der Klinik für Ophthalmologie am Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und Kooperationspartner des KI-SIGS-Projektes »iAuge«, gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung und dem PTA-Forum deutlich. »Dazu besteht jedoch kein Grund, weil jetzt schon in der Augenarztpraxis die Menge der nötigen Untersuchungen kaum bewältigt werden kann, von den Therapien ganz zu schweigen.«

Derzeit werde zum Beispiel nur bei einem Drittel der Menschen mit Diabetes mellitus, die an einer behandlungsbedürftigen Retinopathie leiden, diese auch erkannt. Bei allen anderen verschlechtere sich das Augenlicht stetig, ohne das Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Ob Verhinderung von Komplikationen bei Augen- oder Allgemeinerkrankungen oder Therapiekontrolle: Die Homecare Augendiagnostik und intelligente Bildauswertung in der Augenheilkunde berge große Chancen.

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