Krankschreibung per Telefon wieder möglich |
Der G-BA war im Sommer per Gesetz von der Ampel-Koalition beauftragt worden, Regelungen zur telefonischen Krankschreibung festzulegen. Lauterbach sagte: »So entlasten wir die Arztpraxen und Patienten gleichermaßen. Das ist gerade in Infektionszeiten wie jetzt besonders wichtig.« Aus Sicht des Gesundheitsministeriums sorgt die neue Regelung für Bürokratieabbau. Außerdem sollen unnötige Arztbesuche dadurch vermieden werden.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sprach von einer »Fehlleistung der Gesundheitspolitik«. »Damit wird eine Krankschreibung qualitativ entwertet, obwohl sie Grundlage für eine Lohnfortzahlung ist. Dies wird auch einen negativen Einfluss auf den Betriebsfrieden haben, da eine Untersuchung in einer Praxis stets Grundlage für eine gesicherte Diagnose-Stellung war«, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter. »Im teuersten Gesundheitswesen der Welt sollen Krankschreibungen per Telefon erfolgen, weil die Politik die Hausärzteversorgung jahrelang vernachlässigt hat.«
Der G-BA verteidigte seinen Beschluss. »Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine Krankschreibung zweiter Klasse«, sagte Gremiumsmitglied Monika Lelgemann. Die Regelungen trügen der besonderen Verantwortung Rechnung, dass Krankschreibungen eine hohe arbeits- und sozialrechtliche sowie wirtschaftliche Bedeutung haben. Die medizinische Sorgfalt bei der Feststellung der Arbeitsunfähigkeit müsse immer gewährleistet sein. Das gelte auch für die Untersuchung per Telefon.
Der Hausärzteverband hält die neue Regelung für richtig. »Die Hausarztpraxen sind derzeit wieder extrem voll«, sagte der Vorsitzende Markus Beier. Die telefonische Krankschreibung entlaste die Praxen in dieser angespannten Situation und helfe auch den Patienten. Der Verband hatte sich schon seit längerer Zeit für eine Krankschreibung per Telefon eingesetzt – mit der Forderung, dass Patienten bei der jeweiligen Arztpraxis bekannt sein müssen. Laut Hausärzteverband ist das immer wieder auch von Arbeitgeberseite angeführte Missbrauchsrisiko deshalb gering.