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Zahnmineralisierungsstörung MIH

Kreidezähne immer häufiger – und nach wie vor rätselhaft

Bei manchen Kindern zerbröseln die Zähne regelrecht im Mund. Die Ursachen für die sogenannten Kreidezähne sind noch immer nicht bekannt, ebenso wenig eine Prävention. Eltern können trotzdem etwas tun.
dpa
25.09.2020  14:55 Uhr

Bei Kindern, die unter MIH leiden – kurz für Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation – ist die Mineralisation des Zahnschmelzes der ersten bleibenden Backenzähne (Molaren) und zum Teil der Schneidezähne (Inzisiven) gestört. In schwächeren Fällen sind die Zähne nur verfärbt, in schweren Fällen ist der Zahnschmelz stark geschwächt und bricht ein. Deshalb spricht man allgemein auch von Kreidezähnen. Die betroffenen Kinder reagieren an den Zähnen extrem empfindlich auf Berührungen und Temperatur. So erleben diese Kinder auch Zahnarztbehandlungen als sehr unangenehm, wenn beispielsweise der Luftbläser zum Einsatz kommt.

1987 haben schwedische Wissenschaftler die Krankheit erstmals beschrieben. Seitdem scheint sich diese auszubreiten. »Etwa 14 Prozent sind weltweit betroffen«, sagt Katrin Bekes, Professorin für Kinderzahnheilkunde an der Medizinische Universität Wien und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde. Die Zahlen schwankten aber stark von Studie zu Studie. In Deutschland leiden sogar 28 Prozent der Zwölfjährigen an MIH, wie die 5. Deutsche Mundgesundheitsstudie in der ersten bundesweiten Untersuchung herausfand. Bei dem Großteil davon treten allerdings nur Verfärbungen auf.

Der Kinderzahnheilkunde-Experte Norbert Krämer vom Universitätsklinikum Gießen hält diese Zahlen für zu hoch, sieht aber auch eine Zunahme der Erkrankungen. »Auch die Schwere der Fälle nimmt zu«, sagt er. Wie Bekes zählt er zu den MIH-Fachleuten, hat diverse Studien zu der Krankheit publiziert und gibt Fortbildungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte. »Der Blick hat sich geschärft«, sagt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer in Berlin. Heute würden mehr MIH-Fälle erkannt, die man früher für Karies gehalten hätte. »Deshalb streiten sich die Wissenschaftler, ob es sich um eine relative oder absolute Zunahme bei MIH handelt.«

Auf die Entstehung von MIH hat die Ernährung genauso wenig Einfluss wie das Zähneputzen. Die Wiener Expertin Bekes trifft oft auf verzweifelte Eltern, die sich Vorwürfe machen. »Die Eltern müssen wissen, dass sie nichts falsch gemacht haben«, sagt sie. Die Schäden entstehen, wenn sich der Zahnschmelz bildet, die Zähne also noch im Kiefer liegen. Bei den ersten bleibenden Backenzähnen sei das in der Hauptphase zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr, erläutert Bekes.

Auslöser noch unklar, Prävention nicht möglich

Auf Röntgenbildern lasse sich der geschwächte Zahnschmelz nicht erkennen. Deshalb würden die Schäden erst Jahre später sichtbar, wenn die Zähne durchbrechen. Das mache die Forschung nach der Ursache auch so schwierig, betont Bekes. »Es gibt plausible Erklärungsversuche, aber wir fischen immer noch im Trüben.«

Als Auslöser kommen unter anderem Antibiotika, Infektionskrankheiten, die Ernährung in der Schwangerschaft, Umwelteinflüsse wie Dioxine oder die Chemikalie Bisphenol A (BPA) infrage. »Es gibt immer noch viel Forschungsbedarf«, sagt Krämer. Inzwischen ist bekannt, dass auch andere bleibende Zähne betroffen sein können. Und auch die zweiten Milchbackenzähne können Mineralisierungstörungen aufweisen – Milchmolaren-Hypomineralisation genannt. Bei diesen Kindern sei die Wahrscheinlichkeit elffach höher, dass sie auch unter MIH litten, sagt Krämer.

Doch eben weil die Ursachen für MIH noch nicht bekannt sind, ist Prävention nicht möglich. Eltern können nach Ansicht von Krämer trotzdem etwas tun: Die Zähne ihrer Kinder genau beobachten und schon früh – bereits ab dem Alter von sechs Monaten bei Erscheinen der ersten Milchzähne – mit ihnen regelmäßig zum Zahnarzt gehen, damit sie sich daran gewöhnen und später keine Angst haben.

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