Krumme Finger verhindern |
Isabel Weinert |
05.08.2025 14:00 Uhr |
Welche Erkrankung genau die Form der Hände verändert und Schmerzen hervorruft, bedarf der exakten Abklärung. / © Getty Images/Pascal Broze
Bei einem Morbus Dupuytren verändert sich das Bindegewebe in der Handinnnenfläche. Die Erkrankung ist gutartig.
Meist beginnend am zum Ringfinger führenden Sehnenstrang in der Handinnenfläche entsteht ein kleiner harter Knoten über dem Fingergrundgelenk. Oft zeigt sich der erste Knoten auch am kleinen Finger.
Innerhalb eines längeren Zeitraums bis hin zu mehreren Jahren können sich dann die der Handinnenfläche entspringenden, in die betroffenen Finger ziehenden Sehnen verkürzen.
Die gutartigen Veränderungen des Bindegewebes führen dazu, dass sich die Hohlhand und eventuell die Finger bis zum Mittelglied verkrümmen, die Beweglichkeit leidet deutlich darunter.
Laut »Kantonsspital Winterthur« tritt der Morbus Dupuytren meist ab dem mittleren Lebensalter auf, bei Frauen jedoch später als bei Männern. Es scheint auch eine erbliche Komponente für die Erkrankung zu geben, weil sie familiär gehäuft auftritt.
Dazu bedarf es in der Regel nur eines Blick eines erfahrenen Arztes, weil die typischen Fingerverkrümmungen mit einer eingeschränten Beweglichkeit, eventuell einer familiären Häufung und dem Tastbefund der Hand deutlich auf die Erkrankung hinweisen, informiert die »Schön Klinik«, München. Um sicher zu gehen, fragen Ärzte nach, ob diese Symptome bereits bei anderen Familienmitgliedern aufgetreten sind, ob der Betroffene auch an Diabetes (Typ 1 oder Typ 2), Epilepsie, an Leberzirrhose erkrankt oder eine Einengung von Nerven bekannt ist. All diese Faktoren erhöhen das Risiko, einen Morbus Dupuytren zu entwickeln.
Bei einem Verdacht auf Morbus Dupuytren sollte rasch gehandelt und nicht einfach zugewartet werden, denn die Erkrankung heilt nicht von selbst aus. Ihr Verlauf lässt sich jedoch bremsen. Konservativ gehen Mediziner mit gezielten physiotherapeutischen Übungen vor, die die Beweglichkeit der Finger verbessern und die Sehnen dehnen.
In einem frühen Stadium der Erkrankung verspricht eine Bestrahlung in vielen Fällen Erfolg. Die Finger sollten für diese Therapie nicht um mehr als maximal 10 Prozent verkrümmt sein, so das »Zentrum für Strahlentherapie« in Freiburg. Die Experten dort veranschlagen zwei mal fünf Sitzungen im Abstand von etwa acht Wochen. Die Strahlendosis ist sehr gering, die Haut reagiert lediglich mit leichten Reizungen, die sich in Hautrötungen an den bestrahlten Stellen zeigt. Mithilfe der Strahlentherapie bilden sich Knötchen und Stränge unter Umständen zurück, Schmerzen lassen nach, der Verlauf kann aufgehalten werden oder deutlich gebremst.
Eine weitere Option besteht in der Injektion von Kollagenase in die verdickten Stränge. das Enzym erweicht das Kollagen, sodass sich der betroffene Strang danach manuell aufbrechen lässt.
Als minimalinvasiver Eingriff kommt die sogenannte Nadelfasziotomie infrage. Dabei durchtrennen beziehungsweise perforieren Chirurgen unter örtlicher Betäubung einzelne verhärtete Stränge mit einer Nadel. Auf diese Weise lässt sich die Beweglichkeit der Finger oft wieder verbessern. Bei diesem Vorgehen kehrt bei etwa der Hälfte der Patienten die Erkrankung nach einigen Jahren zurück.
Der Erfolg ist größer bei einer Operation, in deren Rahmen das verdickte Bindegewebe entfernt wird. Das Rezidivrisiko liegt bei 10 bis 15 Prozent. Allerdings bedarf es erfahrener Chirurgen, um zu entscheiden, ob ein Morbus Dupuytren nur operativ zu behandeln ist, denn diese Maßnahme darf weder zu früh (dann können Narben unnötigerweise entstehen) noch zu spät durchgeführt werden. Stehen Patienten vor dieser Entscheidung, lohnt wahrscheinlich eine Zweitmeinung.
Vor der Diagnose »Morbus Dupuytren« schließen Mediziner andere Ursachen für die Symptomatik aus. Dazu gehören Arthrose, eine Entzündung der Beugesehnenscheiden (Schnappfinger), gutartige Gewebsgeschwulste (Ganglienzysten), ein geschädigter Ellennerv und – ganz selten – Weichteiltumoren. Ein Schnappfinger kann allerdings auch aus einem Morbus Dupuytren entstehen.