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Mehr Lebensqualität

Langzeittherapie mit Sauerstoff

Sauerstoff ist neben Wasser, Nahrung, und Schlaf eine der Grundvoraussetzungen für menschliches Leben. Schränken schwere Erkrankungen die Atmung ein, können Sauerstoffgeräte die Versorgung übernehmen. Das steigert nicht nur die Lebensqualität der Patienten, sondern beugt auch Folgeerkrankungen vor.
AutorIsabel Weinert
AutorCarina Steyer
Datum 31.08.2020  09:30 Uhr

Im gesunden Organismus arbeiten Lunge, Herz, Kreislauf und Muskulatur zusammen, um eine kontinuierliche und konstante Sauerstoffversorgung von Zellen und Organen sicherzustellen. Schwere Funktionseinschränkungen an einem dieser Organe können das System zum Kippen bringen. Die Folge ist ein chronischer Sauerstoffmangel. Mediziner sprechen von einer chronischen Hypoxie, die besonders Patienten mit schweren Lungenerkrankungen betrifft. Dazu gehören die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Lungenfibrose, Cystische Fibrose sowie wiederkehrende Lungenembolien oder ein Lungenemphysem. Aber auch Herz- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der Lungenhochdruck, ein Lungenherz oder eine schwere chronische Herzinsuffizienz, starke Verformungen von Rippen oder Wirbelsäule sowie Lähmungen der Atemmuskulatur kommen als Ursache in Frage.

Teufelskreis stoppen

Ein chronischer Sauerstoffmangel äußert sich zunächst recht unspezifisch. Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen, die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt. Mit zunehmender Unterversorgung werden die Belastungen, die zu Atemnot und Erschöpfung führen, immer geringer. War es zu Beginn das Treppensteigen, ist es nun bereits der Gang in die Küche. Neben diesen, für den Patienten deutlich spürbaren Folgen, verursacht ein chronischer Sauerstoffmangel Schäden an den für die Sauerstoffversorgung zuständigen Organen. Das Herz pumpt verstärkt Blut aus der rechten Herzkammer in die Lungenarterie. Es kommt zum Lungenhochdruck, einer Verdickung und Verengung der Gefäßwände sowie einer Rechtsherzinsuffizienz. Alle Veränderungen führen dazu, dass die Sauerstoffversorgung des Körpers weiter herabgesetzt wird. Das blutbildende System reagiert mit einer verstärkten Bildung von Erythrozyten (Polyglobulie). Durch die hohe Anzahl an roten Blutkörperchen dickt das Blut ein, das Blutvolumen und der Strömungswiderstand erhöhen sich. Es entstehen Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen, das Thromboserisiko steigt.

Betroffene geraten in einen Teufelskreis aus Sauerstoffmangel, Folgeschäden und weiter zunehmendem Sauerstoffmangel, der nur gestoppt werden kann, wenn das Sauerstoffangebot im Körper erhöht wird. Mittel der Wahl ist eine Sauerstoff-Langzeittherapie, auch LTOT (»long term oxygen therapy«). Sie gilt laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin als indiziert, wenn der arterielle Sauerstoffpartialdruck unter Ruhebedingungen während einer stabilen Krankheitsphase von vier Wochen mindestens dreimal bei einem Wert von 55 mmHg oder darunterliegt und medikamentöse Maßnahmen erschöpft sind. Für Patienten mit COPD und Begleiterkrankungen wie das Lungenherz liegt der Grenzwert bei 60 mmHg.

Je länger, desto besser

Bei der Sauerstoff-Langzeittherapie gilt das Prinzip: Je länger, desto besser. Als optimal gilt die Versorgung rund um die Uhr, als Mindestwert gelten 16 Stunden. Patienten, die eine Sauerstoff-Langzeittherapie erhalten, sind somit die meiste Zeit des Tages mit dem Sauerstoffgerät verbunden. Um den Alltag für sie so unkompliziert wie möglich zu gestalten, gibt es inzwischen eine umfangreiche Auswahl an unterschiedlichen Systemen und Geräten. Welches Versorgungssystem im Einzelfall das Passendste ist, wird individuell entschieden. Dabei spielen neben der Wohnsituation, das familiäre und soziale Umfeld sowie die Mobilität des Patienten eine Rolle.

Stationäre Sauerstoffgeräte werden vor allem zu Hause eingesetzt. Sie sind relativ groß und schwer und damit nur eingeschränkt transportabel. Zu ihren wesentlichen Vorteilen zählen die Zuverlässigkeit, Unabhängigkeit von Akkus und die andauernde Sauerstoffversorgung durch den sogenannten »kontinuierlichen Flow«. Geräte mit einer »Atemzugsteuerung« hingegen geben nur Sauerstoff ab, wenn durch die Nase eingeatmet wird. Sie arbeiten damit wesentlich sparsamer und werden vor allem in mobilen Geräten eingesetzt. Mobile Geräte sind im Vergleich zu stationären deutlich kleiner und leichter, so dass sie in einem Rucksack oder einer Umhängetasche transportiert werden können und Patienten Unabhängigkeit verschaffen. Mit ein wenig Planung sind mit mobilen Geräten auch längere Ausflüge oder Reisen möglich. Beachten müssen Patienten lediglich die begrenzte Akkulaufzeit und Füllmenge der einzelnen Systeme.

Eine entscheidende Rolle beim Tragekomfort spielt die Nasenbrille. Sie sollte keine Druck- und Reibungsschmerzen verursachen und darf keine allergischen Reaktionen auslösen. Welche Sauerstoffbrille die Richtige ist, finden Patienten oft erst durch Ausprobieren heraus. So gibt es zum Beispiel Nasenbrillen mit extra weichem Nasensteg, geräuscharme Modelle oder Sauerstoffbrillen, die für die Mundatmung geeignet sind. Sie müssen nicht in die Nase eingeführt werden und eignen sich deshalb gut für Patienten, die häufig unter Nasenbluten, Schnupfen oder Entzündungen am Naseneingang neigen. Inhaliert wird eine Sauerstoffwolke, die über Nase und Mund aufgenommen werden kann und sich deshalb auch für nächtliche Schnarcher eignet. Unabhängig vom Modell sollten Sauerstoffbrillen mindestens einmal pro Monat ausgetauscht werden.

Flüssig oder gasförmig

Die Sauerstoffversorgung erfolgt wahlweise mit flüssigem oder gasförmigem Sauerstoff. Letzterer wird über Sauerstoffkonzentratoren erzeugt, die den Sauerstoff aus der Umgebungsluft entnehmen. Dafür wird die Raumluft über einen Kompressor durch ein Molekularsieb gepumpt, in welchem große Moleküle wie Stickstoff und Kohlendioxid gefiltert werden. Die kleineren Sauerstoffmoleküle können es passieren und werden im Konzentrator gesammelt. Über eine Nasenbrille werden sie anschließend direkt an den Patienten abgegeben oder in Druckflaschen für die mobile Nutzung abgefüllt. In eine Sauerstoff-Druckflasche passen bis zu zwei Liter gasförmiger Sauerstoff, der je nach Verbrauch zwischen zwei und sechs Stunden ausreicht. Wird eine Atemzugsteuerung verwendet, kann die Nutzungszeit verlängert werden.

Systeme mit Flüssigsauerstoff auch LOX (»liquid oxygen«) genannt, greifen auf einen stationären Flüssigsauerstoff-Tank zurück, den die Patienten zu Hause lagern. In dem Tank wird Sauerstoff in flüssigem Zustand bei minus 183 °C aufbewahrt. Aus einem Liter Flüssigsauerstoff können etwa 850 Liter gasförmiger Sauerstoff erzeugt werden. Für mobile Geräte gibt es eine spezielle tragbare Einheit, die über den Vorratsbehälter aufgefüllt werden kann. Der Vorratstank muss etwa alle ein bis drei Wochen von einem Sauerstofflieferanten befüllt werden.

Trockene Schleimhaut vermeiden

Grundsätzlich ist die Sauerstoff-Langzeittherapie frei von Nebenwirkungen, auch wenn sie über Jahre hinweg angewendet wird. Wichtig ist, dass der Patient die vom Arzt verordneten Sauerstoff-Flussraten einhält. Eine anhaltende Überdosierung erhöht den Kohlendioxid-Partialdruck, was zu Benommenheit, Übelkeit oder Schwindel und im schlimmsten Fall zu einer tödlichen CO2-Narkose führen kann. Bei hohen Sauerstoff-Flussraten können die Nasenschleimhäute austrocknen, was sich durch eine verstopfte Nase, Schmerzen oder Nasenbluten bemerkbar macht. PTA und Apotheker können Kunden die Verwendung von pflegenden Nasensprays oder Salben empfehlen. Sinnvoll ist außerdem der Einsatz eines sogenannten Befeuchters. Damit wird der Sauerstoff vor der Zuführung durch die Nasenbrille durch einen Behälter mit sterilem Wasser geleitet. Idealerweise werden geschlossene Sterilwassersysteme eingesetzt, um das Eindringen von Keimen zu verhindern. Eine Alternative ist destilliertes Wasser aus der Apotheke oder das Abkochen zu Hause. Hier müssen Patienten allerdings darauf achten, dass das Wasser vor dem Einfüllen vollständig abgekühlt ist, um zu vermeiden, dass sich in den Schläuchen Kondenswasser bildet. Zudem sollten die Behälter bei destilliertem Wasser wöchentlich, bei abgekochtem Wasser täglich gereinigt werden. 

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