Lauterbachs Pläne für die PTA-Vertretung |
Nach den Vorstellungen des Bundesgesundheitsministers sollen PTA auch allein in einer Filiale arbeiten dürfen, sofern diese digital mit der Hauptapotheke verbunden ist. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Laut FAZ-Bericht soll der Ausbau von Filial- und Zweigapotheken mit geringeren Auflagen gefördert werden – ohne Rezeptur, Labor und Notdienstpflicht.
Was die Lockerung des Mehrbesitzes angeht, ist die genaue Zahl an zulässigen Betriebsstätten laut Bericht noch unklar. Auch die Möglichkeit zur »Telepharmazie« soll damit eingeführt werden. Dabei sollen PTA ohne Aufsicht eines approbierten Apothekers tätig sein können. Ferner seien Lockerungen bei den Dienstzeiten geplant, heißt es . »Flexible Öffnungszeiten schaffen Spielraum für Apotheken vor Ort«, heißt es dazu.
Die FAZ zitiert aus einer Absichtserklärung, wonach auch das »das Honorarsystem zu überarbeiten« sei. Von einer konkreten Erhöhung ist zwar nichts zu lesen. Das System müsse »partiell neu justiert werden, um einen Honoraranreiz für strukturschwache Standorte zu schaffen«. Bis zum Jahresende will Lauterbach laut Bericht seine Pläne in Gesetzesform eingebracht werden.
Gegenüber der Zeitung sagte Lauterbach: »Wir müssen auch neue Wege wagen, um gute Gesundheitsversorgung weiterhin überall anbieten zu können.« Gut qualifizierte PTA sollten die Beratung vor Ort allein übernehmen können, wenn sie digital an die Hauptapotheke angebunden seien.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kritisierte den unerwarteten Vorstoß des Ministers scharf: »Kommt Lauterbach mit diesen Plänen im Parlament durch, würde er den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen.« Der Koalitionsvertrag verspreche eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken, Lauterbach bewirkte nun das Gegenteil: »Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen, die Versorgung mit Rezepturen, wie beispielsweise Salben und Fiebersäften für Kinder wird gänzlich gestrichen, und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können«, so Overwiening.
Lauterbachs Ideen zu Filialisierung schwächten die Versorgung auf dem Land. »Der Minister muss einfach verstehen: Das gesamte System benötigt mehr Geld.« Sie sprach von »Strukturzerstörung« und »Herabwürdigung der Apotheken durch den Minister«.
Es sei »ein Affront«, dass der Minister seine »zerstörerischen Pläne« noch vor seiner Videobotschaft auf dem morgigen Apothekertag über die Medien verkündet, kommentierte Overwiening. Auch inhaltlich interpretiere sie diese Ideen als »Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft.«
Damit nicht genug. Sie bezeichnete es als beängstigend, dass der Minister nun jegliche Diskussionsebene und Konstruktivität verlassen habe und die vollversorgenden Apotheken abschaffen wolle. Auch eine neue Protestwelle kündige sie an.