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Evidenzbasiert

Leitlinien für die Beratung nutzen

Bei der Vielzahl an Leitlinien, aktuell sind es etwa 800, ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Für die evidenzbasierte Beratung sind Leitlinien aber wichtig. Dr. Miriam Ude, Inhaberin der Stern-Apotheke in Darmstadt, gab Tipps, wie die Informationen aus Leitlinien gezielt für die Beratung genutzt werden können.
Annette Rößler
02.02.2022  14:00 Uhr

»Leitlinien bieten ein großes Potenzial für die Beratung zu OTC-Präparaten«, betonte die Fachapothekerin für Arzneimittelinformation. Diese stehe aber bei den auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) veröffentlichten medizinischen Leitlinien nicht immer an erster Stelle. Speziell auf die Situation in der Apotheke zugeschnitten seien die Leitlinien und Arbeitshilfen der Bundesapothekerkammer (BAK).

»Im OTC-Bereich ist es nicht nur wichtig, das richtige Arzneimittel auszuwählen, sondern es ist genauso wichtig, die Grenzen der Selbstmedikation zu berücksichtigen. Das alles ist in den Flussdiagrammen der BAK sehr gut aufbereitet«, sagte Ude. Gerade junge Kollegen, die noch nicht so viele Beratungsgespräche geführt hätten, könnten hier nachsehen, welche Fragen sie in einer Indikation unbedingt stellen müssten.

Mehrere Leitlinien berücksichtigen

Während es also bereits mehrere Adressaten von Leitlinien gibt, nämlich Ärzte, Apotheker, PTA oder auch Patienten, existieren in manchen Indikationen auch noch mehrere Leitlinien nebeneinander, etwa nationale und europäische oder auch solche für spezielle Patientengruppen wie Kinder. Es sei daher »unbedingt sinnvoll«, bei der Recherche zu einer bestimmten Fragestellung mehrere Leitlinien heranzuziehen, um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, sagte Ude. Das sei zwar sehr zeitaufwendig, lohne sich aber. Sie empfahl, im Apothekenteam kleine Gruppen zu bilden, die sich jeweils bestimmte beratungsrelevante Aspekte anschauen und dann das gesamte Team dazu unterrichten könnten.

Leitlinien sind keine Richtlinien, sie beinhalten keine strikten Handlungsanweisungen, sondern geben Empfehlungen. Abhängig davon, ob zu einer Fragestellung schon viel oder wenig geforscht und publiziert wurde, können diese Empfehlungen unterschiedlich gut wissenschaftlich begründet sein. Im AWMF-Regelwerk zur Formulierung und Graduierung von Empfehlungen ist genau beschrieben, wie aus Studienergebnissen Empfehlungen abgeleitet werden können.

Das höchste Evidenzlevel ist demnach Ia, hier existiert ein Evidenznachweis durch Metaanalysen oder systematische Reviews von randomisierten kontrollierten Studien. Beim niedrigsten Evidenzgrad GCP (Good Clinical Practice) besteht lediglich ein Expertenkonsens, ohne dass eine systematische Literaturrecherche stattgefunden hat. »Nicht in jeder Leitlinie findet die AWMF-Graduierung jedoch Anwendung. Daher sollte man immer auch im Methodenteil nachsehen, was im Einzelfall zum Beispiel ein Evidenzlevel II bedeutet«, sagte Ude.

Was die Entwicklungsgrade aussagen

Außer auf den Evidenzgrad der einzelnen Empfehlung sollten Leser einer medizinischen Leitlinie auch auf deren Entwicklungsgrad achten: Ist es eine S1-, S2k-, S2e- oder S3-Leitlinie, handelt es sich also um eine Handlungsempfehlung von Experten, eine konsensbasierte, eine evidenzbasierte oder eine konsens- und evidenzbasierte Leitlinie? »Die Graduierung gibt Aufschluss über das Ausmaß der Systematik im Entwicklungsprozess einer Leitlinie. Multiprofessionalität innerhalb des Leitliniengremiums und die Einbeziehung der Patientenseite finden Sie vor allem in S2k- und in S3-Leitlinien«, informierte Ude.

Nicht zuletzt müsse man auch berücksichtigen, ob eine Leitlinie unabhängig erstellt wurde oder ob bei den Autoren mögliche Interessenskonflikte vorlagen. Dies bewerte etwa die Initiative leitlinienwatch.de mit einem Punkte- und Ampelsystem. Wer selbst eine Bewertung vornehmen möchte, könne sich etwa am Deutschen Leitlinien-Bewertungsinstrument (DELBI) orientieren, so Ude.

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