Levodropropizin switcht |
Gegen Reizhusten gibt es ab Sommer eine neue Behandlungsoption für die Selbstmedikation. / Foto: Getty Images/Andrey Sayfutdinov
Offiziell switchte Levodropropizin im März in den Selbstmedikationsbereich. Allerdings mit der Auflage, dass PTA und Apotheker nur Packungen abgeben dürfen, die bereits als nicht verschreibungspflichtig gekennzeichnet sind. Dies betraf die Arzneimittel Quimbo Sirup und Tropfen.
Diese Auflage hat nun das Herstellerunternehmen Infectopharm mit seiner Tochterfirma Pädia erfüllt und eine OTC-Version seiner Präparate auf den Markt gebracht. »Ende Juli/Anfang August wird die OTC-Variante der Quimbo-Packungen in die Apotheken ausgeliefert und quasi gegen die RX-Packungen ausgetauscht«, informiert Dr. Simon Braun, Produktmanager bei Infectopharm/Pädia, auf Nachfrage von PTA-Forum. So haben dann Apotheker und PTA eine neue Beratungsoption für die Behandlung von trockenem Husten. Levodropropizin ist zugelassen ab einem Alter von zwei Jahren. Die Anwendungsdauer sollte einen Zeitraum von sieben Tagen nicht überschreiten.
Levodropropizin ist das (S)-Enantiomer von Dropropizin (wie Larylin® Saft und Pastillen), das bereits seit Jahren für die Selbstmedikation erhältlich ist. Es zählt zu den nicht opioiden Antitussiva. Dabei ist seine hustenhemmende Wirkung im Gegensatz zu den zentral wirkenden Arzneistoffen peripherer Natur. Es hemmt die afferenten C-Fasern im Rachen, Kehlkopf und der Luftröhre, die für die Reizweiterleitung an das Hustenzentrum im Gehirn verantwortlich sind, wie Tierversuchsstudien zeigen. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht vollumfänglich geklärt.
In der Tat sind die anderen für die Selbstmedikation zur Verfügung stehenden chemisch-synthetischen Antitussiva wie Dextromethorphan (wie Silomat® DMP Intensivkapseln, Wick® Husten-Sirup) und Pentoxyverin (wie Silomat® Pentoxyverin Tropfen oder Saft, Sedotussin® Hustenstiller) zentral wirksam. Sie dämpfen den Hustenreiz, indem sie die Reizschwelle im Hustenzentrum anheben. Auch dies vermindert die Hustenfrequenz und in einem gewissen Maß die -intensität. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch besteht kein Abhängigkeitsrisiko. Doch beide Arzneistoffe können aufgrund ihres zentralen Wirkmechanismus das Reaktionsvermögen herabsetzen. Das ist in der Beratung zum Beispiel besonders relevant, wenn Schulkinder die Arznei erhalten sollen.
Durch Levodropropizins peripher vermittelte Wirkung ist dem Hersteller zufolge von einem besseren Sicherheitsprofil sowie einer schnell eintretenden Wirkung auszugehen. In der Tat sind Nebenwirkungen des seit 1993 zugelassenen Arzneimittels sehr selten. In der Fachinformation wird keine Nebenwirkung häufiger als »sehr selten« (also < 1:10.000) genannt. Als besonderer Hinweis ist dennoch ein verändertes Reaktionsvermögen aufgeführt: »Das Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.« Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf der Arzneistoff nicht angewendet werden.
Die Wirksamkeit von Levodropropizin bei Reizhusten wurde in mehreren Studien untersucht, allen voran eine Metaanalyse aus dem Jahre 2015 mit sieben klinischen Studien mit insgesamt 1178 Teilnehmern. Dabei zeigte Levodropropizin einen statistisch signifikanten Unterschied in der antitussiven Wirksamkeit im Vergleich zu Kontrollbehandlungen mit Codein, Cloperastin und Dextromethorphan. Die Wirksamkeit wurde erfasst als Reduktion von Hustenintensität und -häufigkeit sowie nächtlichem Erwachen. Die Autoren stufen die Wirksamkeit des peripher wirkenden Antitussivums bei Kindern und Erwachsenen als höher ein als die der üblichen zentral wirkenden Behandlungsoptionen. Im Vergleich zu Pentoxyverin existieren keine kontrollierten klinischen Studien.