Lichttherapie ist heilsam für die Haut |
Verena Schmidt |
12.11.2021 09:00 Uhr |
Bei der Psoriasis hat sich die Phototherapie seit vielen Jahren bewährt. / Foto: Shotshop/Salomonus_
Die bekannteste Therapie mit Licht ist wohl die PUVA-Therapie, eine Photochemotherapie. Dabei wird Lichtstrahlung mit einer Wellenlänge von 320 bis 400 nm (siehe Grafik) mit einem pharmazeutischen Wirkstoff kombiniert. Aus diesen beiden Komponenten setzt sich auch die Abkürzung PUVA zusammen: Der Buchstabe P steht für den Wirkstoff Psoralen, der zusammen mit UV-A-Strahlung verwendet wird.
Häufig setzen Ärzte auch die sogenannte Schmalspektrum-UVB-Therapie ein. Dabei wird die Haut des Patienten mit UV-B-Licht der Wellenlänge von 311 bis 313 nm bestrahlt. Das enge Spektrum soll weniger Nebenwirkungen verursachen als Breitspektrum-UV-B-Licht.
Die wichtigsten Indikationen der Phototherapien sind mittelschwere und schwere Formen der Psoriasis. Aber unter anderem auch die atopische Dermatitis, die Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) und einige seltenere Hauterkrankungen, beispielsweise die Mycosis fungoides, die zu den Non-Hodgkin-Lymphomen zählt, können oft gut mit einer Lichttherapie behandelt werden. Die S1-Leitlinie zur UV-Phototherapie und Photochemotherapie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand 08/2015, zurzeit in Überarbeitung) gibt einen genauen Überblick zu den häufigsten Indikationen der verschiedenen Lichttherapie-Verfahren.
UV-Strahlung ist der energiereichste Anteil der optischen Strahlung. Sie umfasst den Wellenlängenbereich von 100 bis 400 nm und ist für den Menschen unsichtbar. / Foto: PZ Grafik/Frank Pfeifer
Konkret erhalten die Patienten im Rahmen einer ärztlich verordneten PUVA-Therapie ein Psoralen-Derivat, in der Regel Methoxsalen (8-Methoxypsoralen, 8-MOP). Der Wirkstoff wird entweder als Tablette eingenommen, als Creme oder Gel auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen oder auch als Badezusatz verwendet. Nach der Einnahme oder der topischen Anwendung werden die zu behandelnden Hautbereiche für einige Minuten mit UV-A-Licht bestrahlt.
Psoralen kommt natürlicherweise in den ätherischen Ölen einiger Pflanzen vor, darunter etwa Engelwurz und Nelke. Die Cumarin-ähnliche Substanz verstärkt die Wirkung der Strahlung, da es die Haut lichtempfindlicher macht. Wie genau die UV-Strahlung die Hauterscheinungen verbessert, ist noch nicht vollständig geklärt. Zumindest bei der PUVA-Therapie scheint sie die vermehrte Teilung der Keratinozyten zu bremsen. Als weitere wahrscheinliche Wirkmechanismen nennt die Leitlinie – sowohl für die PUVA- als auch für die UV-B-Therapie – eine Immunsuppression, die Induktion von Apoptose und eine Beeinflussung des Kollagenstoffwechsels.
Auch bei der UV-B-Lichttherapie wird die Strahlung oft mit einem pharmazeutischen Wirkstoff kombiniert, um das Ergebnis zu verbessern und die Strahlenbelastung zu senken. Möglich sind laut Leitlinie bei der Psoriasis etwa Kombinationen mit topischen Corticosteroiden, Cignolin oder Vitamin-D-Analoga.
Bei einem Großteil der Patienten kann mit der Lichttherapie eine deutliche Besserung des Hautzustandes erzielt werden, bei einigen verschwinden die Beschwerden sogar komplett. Allerdings sind die Behandlungen aus Patientensicht recht aufwendig. Meist finden die Bestrahlungen zwei- bis viermal pro Woche in der Arztpraxis statt, in der Regel über einen Zeitraum von vier Wochen bis zu drei Monaten. Die Strahlendosis wird dabei dem Hauttyp angepasst und nach und nach gesteigert.
Eine Dauer- oder Langzeitbehandlung mit UV-Licht ist aufgrund der Strahlenbelastung nicht angezeigt. Es gibt Hinweise, dass vor allem die orale PUVA-Therapie das Risiko für hellen Hautkrebs erhöht. Bei der topischen PUVA-Therapie und der Schmalband-UV-B-Therapie fällt die Risikoerhöhung wahrscheinlich geringer aus, aber es fehlen Studiendaten. Experten empfehlen, im Laufe des Lebens nicht mehr als maximal 250 PUVA-Behandlungen durchzuführen. Allerdings heben die Leitlinienautoren auch hervor, dass diese Empfehlung auf einer Nachbeobachtungsstudie aus den USA in den 1970er-Jahren basiert. Die moderne PUVA-Therapie gehe wahrscheinlich mit einem wesentlich geringeren Hautkarzinomrisiko einher, schreiben sie. Prinzipiell gilt aber: Das Risiko steigt mit der Strahlendosis und der Zahl der Behandlungen. Auch Menschen mit heller Haut, Personen, die schon an Hautkrebs erkrankt waren oder immunsupprimierende Medikamente wie Azathioprin, Ciclosporin oder Methotrexat einnehmen, haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko bei einer Strahlentherapie.
Die häufigsten akuten Nebenwirkungen sind laut Leitlinie sonnenbrandähnliche Erytheme nach einer UV-B-Bestrahlung sowie phototoxische Reaktionen bei Überdosierung der Bestrahlung bei der Photochemotherapie. Bei Letzterer kann es auch zu einem sogenannten PUVA-Juckreiz kommen, der therapeutisch kaum beeinflussbar ist. Hier muss eine Therapiepause eingelegt und die Behandlung anschließend mit einer niedrigeren Strahlendosis fortgesetzt werden.
Die orale Einnahme von 8-Methoxypsoralen führt bei rund einem Fünftel aller Patienten zu teils starken gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, gelegentlich auch zu Schwindelgefühl oder Kopfschmerzen. In diesen Fällen ist ein Wechsel zu 5-Methoxypsoralen möglich.
Während der Bestrahlung ist ein Augenschutz mit einer speziellen Brille, die UV-A- und UV-B-Strahlung bis 400 nm vollständig absorbiert, nötig. Werden sie nicht behandelt, sollten auch lichtexponierte Hautbereiche wie Gesicht, Hals, Nacken und Handrücken während der Bestrahlung abgedeckt werden.
Psoralen macht die Haut nicht nur empfindlicher gegenüber der therapeutischen UV-A-Strahlung, sondern auch gegenüber dem natürlichen UV-Licht. Nach oraler Einnahme von 8-Methoxypsoralen bleibt die behandelte Haut für etwa acht bis zehn Stunden stark lichtempfindlich, nach Auftragen einer Creme etwa zwei bis drei Stunden und nach der PUVA-Bad-Behandlung bis zu zwei Stunden. In dieser Zeit sollten die Patienten unbedingt Sonnenlicht meiden – auch indirekt im Schatten, hinter Fensterglas oder bei bewölktem Himmel. Ansonsten können mitunter schwere Verbrennungen auftreten. Für den Weg zur Behandlung und zurück empfiehlt sich hochgeschlossene, lichtundurchlässige Kleidung sowie eventuell Mütze und Handschuhe. Nach oraler Einnahme kann am Behandlungstag zusätzlich ein Lichtschutz für die Augen in Form einer speziellen Sonnenbrille notwendig sein.