Macht schmutzige Luft Covid-19 gefährlicher? |
Berthold Jany zufolge, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), ist das noch nicht sicher. Stärkere Luftbelastung sei nicht zwingend der Grund für schwerere Krankheitsverläufe und auch nicht für häufigere Infektionen. Jany zufolge hängen Luftverschmutzung und Sterblichkeit zwar zusammen, das sei unbestritten. Zum Beispiel etwa sterben Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen eher, wie der Experte sagte. Ob dies aber auch zu einem schlimmeren Verlauf von Covid-19 führt, sei spekulativ.
Ein Grund dafür: Vorgeschädigte Lungen sind dem Experten zufolge nicht das Hauptproblem bei einer Infektion mit SARS-CoV-2. Über einen komplizierten Verlauf von Covid-19 entscheide nicht nur der Lungenzustand, sondern vor allem auch das Alter des Patienten und Begleiterkrankungen. »Da gibt es überhaupt keinen Zweifel.« Patienten mit kompliziertem Krankheitsverlauf haben dem Experten zufolge oft auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sterben häufig an Herzversagen.
Auch Frank Heimann, Vorsitzender des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner sieht bislang keinen ganz eindeutigen Zusammenhang zwischen Schadstoffen in der Luft und dem Tod nach Corona-Infektion. Luftverschmutzung könne die Abwehr von Infektionen langfristig schwächen, sagt er. Aber: »Zigaretten rauchen ist viel schlimmer«: Das Rauchen einer Zigarette schwächt sofort die lokale Schleimhautabwehr für Stunden, wie er erklärte. Die Flimmerhärchen werden gelähmt und können ein eingeatmetes Virus nicht mehr aus den Atemwegen entfernen.
Wie Jany sagt auch Heimann, dass nicht nur Menschen mit vorgeschädigten Lungen nach einer Corona-Infektion sterben. »Natürlich geht Menschen mit Lungenerkrankungen schneller die Luft aus als gesunden Menschen«, sagte der Experte. Aber hinsichtlich Covid-19 seien auch ein gutes Herz, gute Nieren und eine intakter Stoffwechsel notwendig.
»Jede schwerwiegende Vorerkrankung gefährdet die Menschen zusätzlich«, sagte Heimann. Wenn ein Lungengeschädigter an Covid-19 erkranke, sei die Wahrscheinlichkeit, dass er beatmet werden muss, höher als bei Menschen mit intakter Lunge. Ob die Krankheit tödlich endet, hänge aber letztlich von der Summe der krankheitsbedingten Einschränkungen des Patienten ab.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.