Männer erhalten häufiger Schmerzmittel als Frauen |
Einer Studie mit Daten aus den USA und Israel zufolge mussten Frauen nicht nur durchschnittlich 30 Minuten länger in der Notaufnahme warten, sie bekamen auch deutlich seltener Schmerzmittel als Männer. / Foto: Getty Images/Caiaimage/Robert Daly
Frauen erhalten nach dem Aufsuchen der Notaufnahme seltener ein Rezept für Schmerzmittel als Männer – zumindest legt das eine Studie mit Daten aus den USA und Israel nahe. Für den geschlechtsspezifischen Unterschied spielt es demnach auch keine Rolle, ob die Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin durchgeführt wird. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin »PNAS« veröffentlicht.
»Diese Unterbehandlung der Schmerzen weiblicher Patienten könnte schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Frauen haben und möglicherweise zu längeren Genesungszeiten, zu Komplikationen oder chronischen Schmerzzuständen führen«, erklärt Shoham Choshen-Hillel. Die Professorin der Hebrew University of Jerusalem (Israel) leitete die Studie, für die mehr als 20.000 elektronische Patientenakten aus Israel und den USA ausgewertet wurden.
Ob man die Erkenntnisse auf Deutschland übertragen könne, lasse sich wissenschaftlich nicht beantworten, sagt Felix Walcher, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). »Zur Medikamentengabe in Notaufnahmen – gar zu einer geschlechterspezifischen Medikation – erheben wir in Deutschland bislang keine Daten.«
Choshen-Hillel und Kollegen vermuten hinter den Ergebnissen ihrer Studie eine geschlechtsspezifische Verzerrung: »Es wird angenommen, dass Frauen ihre Schmerzen im Vergleich zu Männern übertrieben beschreiben«, führen sie aus. Dieses Vorurteil sei unter Männern wie Frauen im medizinischen Dienst weit verbreitet. Ein weiterer Grund könnte den Forschern zufolge sein, dass Männer öfter nach Schmerzmitteln fragen als Frauen. Die Forschergruppe fordert Schulungen für Klinikpersonal, um einer Unterversorgung von Frauen mit Schmerzmitteln entgegenzuwirken.