Männer in den »Wechseljahren« |
Katja Egermeier |
11.06.2025 12:00 Uhr |
Auch Männer können Probleme mit dem hormonellen Wandel im Alter haben. / © Getty Images/Westend61/Thomas Degen
Bei Männern spreche man statt von »Menopause« von »Andropause« oder eben den »Wechseljahren des Mannes«. Anders als bei Frauen sinken die wichtigsten Geschlechtshormone – bei den Frauen hauptsächlich Estradiol und Progesteron, bei den Männern das Testosteron – jedoch nicht sprunghaft, sondern graduell: ab dem 40. Lebensjahr jährlich um etwa 0,4 bis 1 Prozent. Übergewicht oder Begleiterkrankungen können diesen Prozess jedoch deutlich verstärken.
Durch den schleichenden Prozess machen sich etwaige Symptome meist erst später bemerkbar, wie Professor Dr. Sven Diederich erklärt. Etwa ab dem 60. Lebensjahr verspürten manche Männer bestimmte Symptome, so der Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Andrologie und Diabetologe (DDG) am Medicover Berlin-Mitte MVZ. Dazu zählen:
Ob die Symptome von einem Testosteronmangel verursacht werden und ob es sich dabei um einen krankhaften Mangel handelt, lasse sich jedoch nur durch eine Blutuntersuchung zuverlässig feststellen.
Werde ein niedriger Testosteronspiegel diagnostiziert, sei dieser jedoch nicht automatisch behandlungsbedürftig, so der Androloge. Denn ein gewisser Rückgang des wichtigsten männlichen Geschlechtshormons ist normal und eine Hormonersatztherapie nur bei einem krankhaften Testosteronmangel angebracht. Ein solcher liegt beispielsweise vor bei einem Wert unter 8nmol/l – die Normalwerte liegen zwischen 12 und 40 nmol/l. Dann könne die Ursache eine Hodenerkrankung oder Störung der Hirnanhangdrüse sein und dies bedürfe lebenslanger Behandlung. Liegen die Werte zwischen 8 und 12 nmol/l, kann nach individueller Beurteilung ebenfalls ein Hormonersatz in Frage kommen. Für gesunde Männer mit altersbedingt normal niedrigen Testosteronwerten ist eine Hormonersatztherapie im Übrigen gar nicht zugelassen.
Häufig seien die Testosteronwerte bei Männern zudem nur vorübergehend gesenkt, ausgelöst beispielsweise durch Schlafmangel, Übergewicht, Stress oder Alkoholmissbrauch, so Diederich. In diesen Fällen seien Hormonpräparate unnötig und meist schon kleine Änderungen der Lebensweise für eine Besserung der Symptome ausreichend. Das könne beispielsweise mehr Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sein.
Grundsätzlich warnt die DGE vor einer voreiligen Behandlung mit Testosteron. »Testosteron ist kein Lifestyle-Mittel, sondern ein lebenswichtiges Hormon«, formuliert es die DGE-Mediensprecherin und Privatdozentin Dr. Birgit Harbeck. Daher sei auch der Griff zu Speicheltests oder frei verkäuflichen Testosteron-Boostern kritisch zu sehen. Auch aus Sicht der Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie ist eine sorgfältige Diagnostik durch eine endokrinologische Fachpraxis die richtige Vorgehensweise. Denn nur, wenn ein echter Testosteronmangel nebst Beschwerden vorliegt, sei eine Therapie auch sinnvoll.