Männer sind häufiger krank |
Prävention sei wichtig, betont Sommer. Ein Beispiel: Kläre man die Ursache von Erektionsstörungen ab, könne man auf eine Gefäßproblematik stoßen, die manchmal zugrunde liege. Das wiederum könne auf eine generalisierte Gefäßerkrankung und ein drohendes Auftreten eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls mehrere Jahre später hinweisen. Decke man hier also frühzeitig auf, habe man die Möglichkeit, gezielte Prävention vor Herzinfarkt oder Schlaganfall zu betreiben.
Männer sollten motiviert werden, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen und das Bewusstsein für spezifische Risiken und einen achtsamen Lebensstil zu schärfen, mahnt die Stiftung Männergesundheit. Es brauche besondere Präventions- und Versorgungsangebote für ein physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden. Der Stiftung zufolge sterben etwa doppelt so viele Männer wie Frauen an Lungenkrebs. Und es sei davon auszugehen, dass Deutschland den europaweit höchsten Anteil an depressiven Männern habe.
Gesundheit spiele für viele eine untergeordnete Rolle. Etwa 62 Prozent der Männer seien übergewichtig. Gesundheitsgefährdender Alkohol- und Drogenkonsum komme bei Männern erheblich häufiger vor als bei Frauen. Zudem falle ihr Verhalten im Straßenverkehr riskanter aus – bei rund 75 Prozent aller Sterbefälle durch Verkehrsunfälle handele es sich um Männer.
Es gebe noch immer ein Männerbild, nach dem diese vor allen zu funktionieren haben. »Jedoch gerät dieses Männerbild allmählich ins Schwanken«, sagt eine Sprecherin der Stiftung. Besonders bei den Jüngeren zeichne sich ein Wandel ab. Zwar hänge ein Teil »noch einem traditionellen Bild des starken, unverletzlichen Mannes« an. Aber ein wachsender Anteil lasse eine »sensible Wahrnehmung« gesundheitlicher Probleme und eine tiefere Auseinandersetzung damit zu.
Und warum haben Männer eine geringere Lebenserwartung? Es gebe dazu eine Fülle von Theorien, die sich oft auf die Genetik und äußere Einflussfaktoren bezögen, erläutert Experte Sommer. Zur Genetik: Auf dem Y-Chromosom des Mannes – Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer hingegen X und Y – sind deutlich weniger genetische Informationen kodiert als auf dem X-Chromosom. Wenn das X-Chromosom des Mannes einen Schaden habe, könne das Y-Chromosom daher nicht alle Funktionen übernehmen. Im Gegensatz zum vielzitierten Spruch, Männer seien das stärkere Geschlecht, betont Sommer: »Wir Männer sind aus gesundheitlicher Sicht wirklich das schwächere Geschlecht.«