Malaria auf Reisen vorbeugen |
Juliane Brüggen |
21.05.2024 14:30 Uhr |
Besonders aktiv sind viele Mückenarten – wie auch die Anopheles-Mücken – zur Dämmerung und in der Nacht. Es gibt allerdings tagaktive Stechmücken – wie die Aedes-Mücken, die ebenfalls Erreger übertragen (zum Beispiel Dengue-, Zika-, Gelbfieber-Virus). / Foto: Getty Images/Oleh Tsyb / 500px
Bis es eine Malaria-Impfung für Reisende gibt, kann es noch dauern. Doch es gibt Maßnahmen, die das Risiko einer Infektion senken. »Im Idealfall sollte man sich bereits mehrere Wochen vor der Abreise mit dem Thema auseinandersetzen«, empfiehlt Professor Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM) in einer Pressemitteilung. Eine aktuelle Karte mit Risikogebieten ist bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) zu finden. Infektionen treten häufig im afrikanischen Raum auf, aber auch in asiatischen und südamerikanischen Regionen.
Ein Grundpfeiler der Malaria-Prophylaxe ist der Mückenschutz. »Gerade angesichts zunehmender Resistenzen gegen Malariamedikamente kommt dem Mückenschutz eine wichtige Rolle zu«, sagt Jelinek. Denn übertragen werden die Malaria auslösenden Parasiten (Plasmodien) über den Stich der Anopheles-Mücke. »Die Mücken sind dämmerungs- und nachtaktiv, weshalb man besonders zu diesen Zeiten auf lange Kleidung achten und unbedeckte Hautpartien mit Repellents schützen sollte«, empfiehlt Jelinek. Sinnvoll sind außerdem Moskitogitter und -netze – am besten imprägniert mit Insektiziden –, die die Fenster und das Bett schützen.
Bei Reisen in Gebiete mit einem hohen Malariarisiko wird eine vorbeugende Einnahme von Anti-Malaria-Medikamenten empfohlen. »Ob eine Chemoprophylaxe sinnvoll ist, und wenn ja, welche, sollte unbedingt mit ärztlicher Unterstützung geklärt werden«, so Jelinek. Relevant ist neben Reisezeit und -stil unter anderem, welche Plasmodium-Arten im Zielgebiet vorkommen, ob Resistenzen vorliegen und wie lange die Reise dauert. Auch individuelle Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen und Unverträglichkeiten fließen in die Entscheidung ein. Für Schwangere und Kinder gelten besondere Regeln. Zeitlicher Vorlauf ist wichtig: Die Einnahme sollte schon vor der Abreise beginnen, um wirksame Blutspiegel aufzubauen.
Die medikamentöse Prophylaxe dient vor allem dazu, eine Infektion mit Plasmodium falciparum (Malaria tropica) zu vermeiden. Denn diese kann unbehandelt binnen weniger Tage einen lebensbedrohlichen Lauf nehmen. Ähnlich gefährlich, aber deutlich seltener, ist die Knowlesi-Malaria, die in Südostasien vorkommt. Malaria tertiana – verursacht durch P. vivax oder P. ovale – verläuft hingegen meist ohne lebensbedrohliche Komplikationen, bedarf aber einer speziellen Rezidivprophylaxe. Oft komplikationslos verläuft auch die Malaria quartana (P. malariae).
Medikament | Prophylaxe (Erwachsene) | Therapie / notfallmäßige Selbstbehandlung (Erwachsene) | Einnahme/ Hinweise |
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Atovaquon/ Proguanil | 1 Tablette (250/100 mg) pro Tag, 1-2 Tage vor bis 7 Tage nach dem Aufenthalt, ab 40 Kilogramm (kg) Körpergewicht (KG) | Je 4 Tabletten (à 250/100 mg) als Einzeldosis pro Tag an 3 aufeinander folgenden Tagen, ab 40 kg KG | Mit Mahlzeit oder Milchprodukten zur jeweils gleichen Tageszeit |
Doxycyclin-Monohydrat (formal Off-Label) | 100 mg pro Tag, 1-2 Tage vor bis 4 Wochen nach dem Aufenthalt | Außerhalb Kombinationstherapie nicht geeignet | Mit Mahlzeit und reichlich Flüssigkeit, nicht mit Milchprodukten |
Mefloquin (in Deutschland außer Handel) | 1 Tablette (250 mg) pro Woche bei Personen unter 90 kg*, 1-3 Wochen vor bis 4 Wochen nach dem Aufenthalt | Aufgrund potenziell schwerwiegender Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen | Nur als Einzelimport erhältlich, besondere Vorsichtsmaßnahmen beachten (Kontraindikationen, Checkliste, Patientenpass) |
Artemether/ Lumefantrin | Nicht geeignet | Initial 4 Tabletten (à 20/120 mg), dann jeweils 4 Tabletten nach 8, 24,36, 48 und 60 Stunden, ab 35 kg KG | Mit Mahlzeit oder Milchprodukten |
Personen, die in Gebiete mit einem mittleren Malariarisiko reisen, sollten laut DTG-Empfehlungen eine Stand-by-Therapie mitnehmen, wenn die medizinische Versorgung am Reiseort schlecht ist. Das ist der Fall, wenn medizinische Einrichtungen nicht sicher innerhalb von 48 Stunden erreicht werden können. Auch für Langzeitreisende kommt die Mitnahme eines Notfallmedikaments infrage. Wie bei der Chemoprophylaxe entscheidet der Arzt gemeinsam mit der reisenden Person individuell, ob eine Stand-by-Therapie sinnvoll ist. Immer im Gepäck sollte ein Fieberthermometer sein.
Malaria äußert sich oft durch anhaltendes Fieber, deutliches Krankheitsgefühl, Schwitzen und Frieren mit Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Auch Durchfall und Erbrechen sind möglich. Grundsätzlich gilt, bei Auftreten von Fieber möglichst schnell einen Arzt zu konsultieren, wenn mindestens sieben Tage im Malariagebiet vergangen sind. Dies entspricht der Inkubationszeit von Plasmodium falciparum.
In Gebieten mit schlechter medizinischer Versorgung empfiehlt die DTG folgendes Vorgehen: Bei Fieber (auch episodisch) länger als 24 Stunden sollten Betroffene das Notfallmedikament entsprechend der Packungsbeilage oder der ärztlichen Anweisung einnehmen und trotzdem umgehend einen Arzt aufsuchen.
Auch nach der Reise ist Aufmerksamkeit gefragt: Eine mitgebrachte Malaria kann noch Wochen bis Monate später ausbrechen. »Jede und jeder Reisende sollte wissen, dass es eine absolut sichere Malariaprophylaxe nicht gibt – und dass eine unbehandelte Malaria lebensbedrohlich verlaufen kann«, sagt Jelinek.