Masken weg, Pandemie zurück? |
Nach der weitgehenden Aufhebung der Maskenpflicht in Dänemark von heute an ist auch in Deutschland eine Diskussion über den Sinn des Mund-Nasen-Schutzes entbrannt. Zunächst könne die Maskenpflicht draußen grundsätzlich entfallen, hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) gesagt. In Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und hoher Impfquote könne die Pflicht auch drinnen nach und nach entfallen. FDP und AfD hatten zuvor die komplette Aufhebung der Maskenpflicht gefordert.
Nach Ansicht des Göttinger Forschers Bodenschatz steigt mit dem Wegfall der Testpflicht die Gefahr, einem hoch ansteckenden asymptomatischen Virusträger zu begegnen und etwa in Innenräumen höheren Viruskonzentrationen ausgesetzt zu sein, weil viele Infizierte nicht mehr erkannt würden. Mit dem Anstieg der Impfquote steige die Zahl der Neuinfektionen vielleicht langsamer, aber auch mit Blick auf die sich ausbreitende Delta-Variante sei mit einem neuerlichen Anstieg zu rechnen. «Ich bin gespannt, was passiert.»
Derzeit helfe das Wetter bei der Bekämpfung der Pandemie mit, weil bei der kühlen Luft am Morgen viel gelüftet werde. «Wenn es heiß wird, bleiben die Fenster oft zu. Das kann dann zum Problem werden, etwa auch in Schulen.»
Niedersachsen hatte schon vor einigen Wochen damit geliebäugelt, die Maskenpflicht im Einzelhandel in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 fallenzulassen – und zog das Vorhaben nach breiter Kritik zurück. Aus Expertensicht war das auch gut so: «Frühestens, wenn wir Impfquoten von 70 bis 80 Prozent erreicht haben, könnte man darüber nachdenken», hatte der Virologe Friedemann Weber von der Uni Gießen Ende Mai der dpa gesagt. Derzeit ist erst etwa ein Viertel der Bevölkerung vollständig geimpft.
«Wir haben immer noch eine Pandemie mit einem unklaren weiteren Verlauf unter anderem durch Virusvarianten», warnte Weber im Mai. Der Aufwand, Maske zu tragen, sei gering – der Gewinn für die Pandemie-Bekämpfung aber groß. Nach einer Studie des Virologen Christian Drosten liegt das Maximum der Virus-Ausscheidung ein bis drei Tage vor Beginn der Symptome. Der Infizierte merkt also noch gar nicht, dass er krank ist und andere anstecken könnte. Eine Maske kann da viel ungewolltes Ungemach verhindern.