Medikamente gegen Reiseübelkeit im Test |
Carolin Lang |
01.06.2021 08:30 Uhr |
Reiseübelkeit kann einen auch im Flugzeug erwischen. Hier empfiehlt sich unter anderem, am Fenster auf Höhe der Tragflächen zu sitzen. / Foto: Adobe Stock/EdNurg
Von einer Kinetose sind laut Stiftung Warentest etwa 5 bis 10 Prozent aller Menschen betroffen. Bei dem auch als Reisekrankheit bezeichneten Beschwerdebild lösen ungewohnte Bewegungs- oder Beschleunigungsreize Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und gegebenenfalls Erbrechen aus. Neben nicht medikamentösen Maßnahmen stehen auch zahlreiche Medikamente zur Prävention der Symptome zur Verfügung. Stiftung Warentest hat 18 Präparate, darunter Tabletten, Zäpfchen, Pflaster und Sirupe getestet; allerdings jeweils ein Präparat mit Scopolamin (Scopoderm® TTS), Diphenhydramin (Emesan®) und Ingwer-Pulver (Zintona®); der Rest enthält jeweils Dimenhydrinat (Vomex®, Vomacur® und andere).
Für Erwachsene und Jugendliche eignen sich demnach das H1-Antihistaminikum Diphenhydramin sowie Scopolamin-haltige Pflaster, die allerdings der Verschreibungspflicht unterliegen. Das Pflaster soll einige Stunden vor Reiseantritt hinter das Ohr geklebt werden. Über die Haut gibt es dann kontinuierlich Wirkstoff ab. Die Wirkung kann bis zu drei Tage anhalten, weshalb es sich besonders für länger andauernde Reisen wie Langstreckenflüge oder Seereisen eigne. Tabletten mit 50 mg Diphenhydramin sollen Betroffene hingegen eine halbe Stunde vor dem Antritt der Reise einnehmen. Häufig führt die Einnahme zu Müdigkeit, was Reisekranken entgegenkommen kann. Selbst Auto fahren oder ein Boot steuern sollten sie nach der Einnahme jedoch nicht mehr.
Einen Extranutzen für Dimenhydrinat, das neben Diphenhydramin auch 8-Chlortheophyllin gegen die ermüdende Wirkung enthält, stellte Stiftung Warentest nicht fest. Der Zusatz könne jedoch das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöhen, weshalb Stiftung Warentest Präparate mit Dimenhydrinat nur als „mit Einschränkung geeignet“ bewertet und dazu rät, Monopräparate mit Diphenhydramin vorzuziehen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten seien stets zu beachten.
Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren sind besonders häufig von Reiseübelkeit betroffen. An erster Stelle sollten hier nicht medikamentöse Maßnahmen stehen, da keiner der verfügbaren Wirkstoffe für Kinder unter zehn Jahren uneingeschränkt geeignet sei, urteilt Stiftung Warentest. »Kinder reagieren empfindlicher auf die Mittel«, heißt es zur Begründung. Mitunter können Müdigkeit, aber auch Unruhe, Erregung, Verstopfung, ein trockener Mund sowie Fieberkrämpfe und sonnenempfindliche Haut auftreten. Daher lautet die Empfehlung an dieser Stelle: Bei Kindern gut abwägen.
Als pflanzliche Alternative stehen Ingwer-haltige Präparate für Reisekranke zur Verfügung. Die Wirkung beurteilt Stiftung Warentest als »mit Einschränkung geeignet«. Nebenwirkungen seien eher nicht zu erwarten, jedoch sei der Wirkeffekt schwächer als bei Antihistaminika und müsse zudem besser belegt werden. Das entsprechende Fertigarzneimittel ist ab sechs Jahren zugelassen.