Medikamente in der Schwangerschaft |
Wenn Schwangere gesundheitliche Beschwerden haben, muss also gründlich abgewogen werden. Lassen sich die Beschwerden ohne Medikamente tolerieren und sind für die Schwangerschaft vertretbar? Oder muss man aktiv werden, »dann möglichst mit erprobten Wirkstoffen«, wie Paulus sagt?
Die Entscheidung muss immer auf die individuelle Situation zugeschnitten werden. Die Hebamme Manuela Rauer-Sell weiß, dass die Bedürfnisse der Frauen da mitunter ganz unterschiedlich sind. »Es hängt auch sehr davon ab, wie die Person grundsätzlich gestrickt ist, was Medikamenteneinnahmen angeht«, sagt Rauer-Sell. Sie ist neben ihrer Tätigkeit als beratende Hebamme beim Deutschen Hebammenverband auch freiberuflich in dem Beruf tätig.
In ihrer Beratung geht sie der Frage nach, welche Symptome vorhanden sind und wie stark sie die Schwangere belasten. »Man muss nicht immer super tapfer sein und alles aushalten«, sagt Manuela Rauer-Sell. »Schmerzen beispielsweise können ebenfalls Probleme bringen und Stress bei der Mutter und dem ungeborenen Kind auslösen.« Sie hält es für wichtig, genau darüber aufzuklären und den Schwangeren damit mehr Freiheit zu geben, für sich selbst zu beurteilen, wann sie ein Medikament nehmen sollten und wann lieber nicht.
Dabei muss natürlich unterschieden werden: Handelt es sich um ein Medikament gegen eine Vorerkrankung, die schon vor der Schwangerschaft bestand? Oder ist Linderung bei akuten Beschwerden, etwa bei Schmerzen oder einer Erkältung, gefragt?
Bei Grunderkrankungen und damit zusammenhängenden Medikamenteneinnahmen sollten Schwangere unbedingt das Gespräch mit dem jeweiligen Facharzt oder der Fachärztin und gegebenenfalls weiteren Informationsdiensten suchen. »Ich habe es häufiger erlebt, dass die Frauen gut beraten sind, wenn sie sich eine Zweitmeinung einholen. Auf der Grundlage solider Informationen erhöht sich so die Akzeptanz einer Medikation«, sagt Manuela Rauer-Sell.
Neben der Universitätsklinik Ulm bietet auch die Charité in Berlin Informationen zum Thema. Per Fragebogen oder Telefon können sich Schwangere individuell beraten lassen. Über die Online-Plattform www.embryotox.de lassen sich allgemeine Informationen und Risikobewertungen für einzelne Medikamente und Wirkstoffe abrufen.