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Schmerz- und Schlafmittel

Medikamente mit Suchtpotenzial

Zwar scheint ein übermäßiger Konsum von Alkoholika und Rauchwaren beträchtlich häufiger als ein Missbrauch von Arzneimitteln zu sein. Die davon ausgehenden Gefahren, beispielsweise durch Schmerz- und Schlafmittel sind dennoch nicht zu unterschätzen. Sie lassen sich aber durch fachkundige Beratung in der Apotheke reduzieren.
Egid Strehl
11.11.2020  08:30 Uhr
Medikamente mit Suchtpotenzial

Es existiert in Fachkreisen keine Einigkeit darüber, ob Menschen mit zunehmendem Lebensalter häufiger unter Schmerzen leiden und deshalb vermehrt zu Analgetika greifen. Auch ein gegenteiliges Szenario ist denkbar: So sollen Kopfschmerzen bei Senioren sogar seltener auftreten. Und auch alle Nicht-Tumor-Schmerzformen zusammengenommen scheinen jenseits der 65 leicht abzunehmen. Dagegen nehmen Arthroseschmerzen bis zum Alter von 90 Jahren eindrucksvoll zu. Erstaunlicherweise gaben bei einer Befragung von Über-Hundertjährigen mehr als 26 Prozent von 59 Befragten an, nie Schmerzen zu verspüren. Zu bedenken: Schmerzen sind bei alten Menschen signifikant mit Depression und Ängstlichkeit assoziiert.

Damit ein beliebiges Pharmakon grundsätzlich als Suchtmittel wirken kann, sind psychotrope Effekte über das dopaminerge »Belohnungssystem« Voraussetzung. Aber auch bei nachweislich nicht hierüber wirkenden chemischen Substanzen kann zumindest eine Gewöhnung eintreten und sich in der Folge doch eine Abhängigkeit entwickeln. Darüber hinaus fiel unter einer Therapie mit Opioiden, ja sogar bei Heroin, die naturgemäß analgetisch wirken, gar eine Überempfindlichkeit für einige Schmerzformen auf, solange Menschen unter der Einwirkung dieser Opiate standen, und zwar besonders dann, wenn diese nicht ärztlich verordnet worden waren.

Weg vom Opioid

Will der Arzt eine Opioidtherapie zur Behandlung chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen beenden, kann neben dem Ausschleichen des Therapeutikums zusätzlich die Gabe von Buprenorphin erwogen werden. Das käme einer passageren Substitutionsbehandlung gleich, denn Buprenorphin weist dafür günstige pharmakologische Eigenschaften auf: etwa das Fehlen einer euphorisierenden Wirkung, die geringere Atemdepression und das Nicht-Provozieren einer Hyperalgesie.

Buprenorphin in oraler Applikationsform (Subutex®) ist entsprechend auch nicht zur originären Schmerzbekämpfung zugelassen, sondern es ist der Substitutionsbehandlung in spezialisierten Einrichtungen vorbehalten. Unter dem Warenzeichen Suboxone® ist es für dieselbe Indikation zur Vermeidung einer missbräuchlichen intravenösen Injektion in Sublingualtabletten mit Naloxon kombiniert.

Auch durch Nicht-Opioid-Analgetika kann sich – trotz (weitgehend) fehlender psychotroper Effekte – eine Gewöhnung und in der Folge eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Einige dieser Pharmaka wie Paracetamol und Phenacetin zeigen dementsprechend eine zentrale Wirkkomponente. Tatsächlich ist auch für Paracetamol und nicht steroidale Antirheumatika ein Missbrauch publiziert. Ein Aspekt, an den bei der Abgabe dieser Medikamente zu denken ist.

Der gleichzeitige Gebrauch von Paracetamol und Opioiden kommt gar nicht so selten vor. Werden letztere hoch dosiert, steigt auch das Risiko, dass von Paracetamol die oberen Dosierungsgrenzen (4 g/d für jüngere Erwachsene und 3 g/d für Hochbetagte) überschritten werden mit der Folge schwerwiegender Nebenwirkungen wie einer akuten Leberintoxikation.

Auch das Psychopharmakon Pregabalin (wie Lyrica®) weist ein beträchtliches Suchtpotenzial auf. Pregabalin wird dementsprechend von Opiatsüchtigen häufig bevorzugt. Regulär kommt es zur Behandlung von peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen zum Einsatz. Auch Gabapentin (wie Neurontin®) kann ein Entzugssyndrom provozieren, allerdings in geringerem Ausmaß und niedrigerer Frequenz als Pregabalin. Zu den Indikationen von Gabapentin zählen neben der Epilepsie-Behandlung auch periphere neuropathische Schmerzen bei Erwachsenen sowie schmerzhafte diabetische Neuropathie und postherpetische Neuralgie.

Grundsätzlich sollte eine Pharmakotherapie von nicht medikamentösen Ansätzen begleitet werden. Beispielsweise erfordert eine gleichzeitige Depression eine multimodale Behandlung, bei der die antidepressive Pharmakotherapie durch Psychotherapie ergänzt werden muss. Zu den indirekt wirksamen, nicht medikamentösen und eher unspezifischen Verfahren der Prävention eines Analgetika-Missbrauchs gehören unter anderem Stressabbau, Entspannungsverfahren, körperorientierte Therapien, kreative therapeutische Elemente, Musiktherapie, Aromatherapie und gegebenenfalls auch eine tiergestützte Therapie. Ferner können kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren, beispielsweise eine Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT)), erfolgreich sein.

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