Medikamente und Sonne |
Isabel Weinert |
09.07.2024 08:00 Uhr |
UV A-Strahlen der Sonnen können mit einigen Medikamenten derart wechselwirken, dass die Haut mitunter stark reagiert. Wer das weiß, sollte die Sonne möglichst meiden, stets einen hohen UV-Schutz verwenden und Kleidung, die möglichst wenig UV-Licht hindurchlässt. / Foto: Adobe Stock/Microgen
Mediziner unterscheiden zwischen phototoxischen und photoallergischen Reaktionen. Häufiger treten phototoxische Reaktionen auf. Im Gegensatz zu Photoallergien können sich Symptome einer Phototoxizität, die per se nicht immunologisch bedingt ist, bereits beim ersten Sonnenkontakt nach Beginn der Arzneimittel-Einnahme ausprägen. Dann hat die photosensibilisierende Substanz die Hautzellen erreicht. Dabei genügt auch eine Dosis an UV A-, und mitunter auch UV-B-Strahlen, auf die die Haut normalerweise noch nicht nennenswert reagiert. Unter Wirkung des Sensibilisators jedoch schon. Die von der Sonne erreichten Hautareale können mit einem schmerzhaften Sonnenbrand, Blasen und daraus folgend offenen Wunden reagieren.
Ob das geschieht, hängt auch von der Dosis des Arzneistoffs ab. Geringe Mengen eines entsprechenden Medikaments werden dann problemlos auch bei UV-Strahlung vertragen, höhere Dosen jedoch lösen womöglich schwere Reaktionen aus.
Die photoallergische Reaktion hingegen zeigt sich nicht sofort, denn es braucht erst eine Sensibilisierung auf den Allergen-Eiweißkomplex. Dieser entsteht binnen etwa einem Tag unter dem Einfluss von Sonnenlicht im Organismus und besteht aus dem durch die UV-Strahlen angeregten Arzneistoff und körpereigenem Eiweiß. Das Produkt heißt Photoallergen und löst die allergische Reaktion aus, die sich auch an vor der Sonne geschützten Hautarealen ausprägen kann. Die Haut kann sich röten, stark jucken, eventuell gar Krusten bilden und schuppen. Im Gegensatz zur phototoxischen Reaktion ist die photoallergische unabhängig von der Dosis des auslösenden Arzneimittels.
Diuretika und NSAIDs scheinen für den größten Teil der Exposition gegenüber photosensibilisierenden Medikamenten mit möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit verantwortlich zu sein. Bei den Diuretika spielen bei den Lichtreaktionen häufig Kombinationsarzneimittel eine Rolle. Sie werden oft auf Dauer und zudem vielen Menschen verordnet. Das erklärt, warum die Nebenwirkung relativ oft registriert wird.
Beim Einsatz von topischen Analgetika wie Diclofenac, Ibuprofen oder Ketoprofen sind auf den behandelten Arealen nach einigen Tagen Hautreaktionen unterschiedlichen Schweregrads möglich. Um das zu verhindern, können PTA ihren Kunden raten, die eingecremten Stellen direkt von Anfang an und nach Abschluss der Therapie noch 14 weitere Tage vor Sonnenlicht zu schützen.
Einige Medikamente können die Haut bräunlich bis graubläulich verfärben. Das kann unter der Einnahme von Chlorpromazin, tricyklischen Antidepressiva, Amiodaron, einigen Chemotherapeutika und Tetracyklinen geschehen. Besonders gefährdet sind hier Menschen hellen Hauttyps.
Kommen Patienten mit dem Verdacht auf eine durch ein Medikament bedingte Hautreaktion in die Apotheke, raten PTA am besten den sofortigen Gang zum Arzt. Eigenmächtig absetzen sollten Betroffene das Arzneimittel nämlich nicht, ebenso wenig jedoch warten, ob das »von alleine wieder weggeht«. Der Mediziner wählt entweder ein alternatives Medikament oder – falls das nicht möglich ist –, entscheidet über eine geringere Dosierung, sofern es sich um eine Phototoxizität handelt. Bei einer photoallergischen Reaktion würde das nicht ausreichen.
Gegen die Hautreaktionen helfen topische Glucocorticoide, Antihistaminika sowie bei offenen Blasen die Kombination mit Antiseptika. Kühle Umschläge verschaffen Linderung. Bei der Abgabe eines Medikaments mit eindeutig und häufig photosensibilisierendem Potenzial sind folgende Hinweise hilfreich: Wenn möglich und nicht anders verordnet, sollten Medikamente mit kurzer Halbwertszeit abends eingenommen werden.
Nicht nur, aber besonders auch zwischen 11 und 15 Uhr sollten sich Patienten nicht in der Sonne aufhalten. Weil UV-Strahlen auch durch Seitenfenster von Autos dringen, machen UV-Schutzfolien Sinn. Dunklere Kleidung hilft, die UV-Strahlen von der Haut fernzuhalten. Ein Sonnenschutzmittel mit hohem UV-Schutz sollte Standard sein. Sowohl auf ein Sonnenbad draußen als auch auf den Besuch von Solarien sollten Patienten verzichten.
Auch Pflanzen können phototoxische Reaktionen auslösen. Daran sollte man gerade in dieser Jahreszeit ebenfalls immer denken. Das bekannteste Beispiel ist der Riesen- oder Wiesen-Bärenklau. Die in ihm enthaltenen Furanocumarine wehren Bakterien und Pilze ab mithilfe unter UV-Strahlung entstehender Sauerstoffradikale, die das umliegende Gewebe schädigen – und so auch das der menschlichen Haut. Kommt sie in Kontakt mit dem Saft der Pflanze, können die Reaktionen von Hautrötungen und Juckreiz bis hin zu Fieber und Kreislaufproblemen reichen. Dabei befinden sich die Furanocumarine in allen Pflanzenteilen.
Nach dem Kontakt ist ein sofortiger Arztbesuch immer dann nötig, wenn sich Brandblasen, Juckreiz und eine stark gerötete Haut entwickeln und/oder der ganze Organismus reagiert, also das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege.
Im Folgenden eine Auswahl von Medikamenten mit möglicher Nebenwirkung auf die Haut in Verbindung mit Sonnenlicht: