Medikationsfehlern mit Beratung gegensteuern |
Es gibt zahlreiche Gründe, warum Menschen Arzneimittel nicht so einnehmen wie verordnet. / © Adobe Stock/motortion
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erleiden jedes Jahr 134 Millionen Menschen einen Schaden durch medizinische Fehler. Die Hälfte wäre vermeidbar, und die Hälfte davon steht in Zusammenhang mit Arzneimitteln. Von Medikationsfehler spricht man laut Definition, wenn ein unbeabsichtigtes Handeln innerhalb des Medikationsprozesses Patientinnen oder Patienten schadet oder schaden könnte. Die Fehler können in jeder Stufe dieses Prozesses und bei allen Beteiligten auftreten. Diesem Thema widmet sich auch eine Sonderausgabe der Apotheken Umschau (Medikamente richtig einnehmen | Apotheken Umschau). Laut einer Untersuchung der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärztekammer (AkdÄ) aus dem Jahr 2018 passiert immerhin jeder fünfte Fehler bei Patientinnen und Patienten zu Hause. Und ein Drittel der Medikationsfehler hängt mit der Einnahme und Anwendung zusammen, häufig zum Beispiel aufgrund einer falschen Dosierung, wegen Wechselwirkungen, doppelter Verordnungen oder Verwechslungen.
Es gibt zahlreiche Gründe, warum Menschen Arzneimittel nicht so einnehmen wie verordnet. Manche vergessen ihre Tabletten, verschieben den Einnahmezeitpunkt wegen Unverträglichkeiten, teilen Tabletten, die man nicht teilen sollte, öffnen Kapseln, um sie besser schlucken zu können, oder lassen sie einfach weg. Andere stellt die Bedienung von Inhalatoren oder Insulinpens oder das korrekte Kleben von Schmerzpflastern vor Probleme. Eine falsche Anwendung kann dazu führen, dass Arzneimittel nicht richtig wirken oder sogar schaden.
Der Besuch mehrerer Arztpraxen führt mitunter dazu, dass Versicherte den gleichen Wirkstoff mehrfach, aber von unterschiedlichen Herstellern verordnet bekommen. Solche Doppelverordnungen bergen die Gefahr einer Überdosierung.
Für die meisten Arzneimittel ist ein dunkler, kühler Ort der beste Aufbewahrungsort. Große Hitze vertragen sie nicht, sie können bei zu viel Wärme ihre Wirkung verlieren oder sich verändern. Deshalb sollten sie vor allem im Sommer nicht längere Zeit im Auto liegenbleiben. Auch Sonnenlicht tut vielen Arzneimitteln nicht gut. Zu den lichtempfindlichen Wirkstoffen zählen zum Beispiel Amiodaron, Amlodipin, Cefaclor, Chinin, Cyanocobalamin, Furosemid, Isotretinoin, Molsidomin, Nifedipin, Nitrendipin und Zopiclon.
Doch nicht nur Wärme kann zu einem Problem werden. Mittel wie Insulin, manche Augentropfen oder Impfstoffe müssen vielmehr kühl gelagert werden. Einfrieren sollten sie jedoch nicht. Informationen dazu, was genau bei der Lagerung beachtet werden muss, liefert der Beipackzettel. Am besten verwahrt man die Medikamente zusammen mit der Packungsbeilage in der Verpackung und belässt sie bis zur Einnahme im Blister. Auf der Verpackung ist schließlich auch das Ablaufdatum vermerkt.
Bei ähnlich klingenden Namen (Soundalikes) oder ähnlich aussehenden Verpackungen (Lookalikes) steigt die Verwechslungsgefahr deutlich an. Das gilt nicht nur für Patienten, sondern auch bei der Verordnung, Abgabe und Anwendung in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Um Verwechslungen vorzubeugen, kann das BfArM mit Zulassungsinhabern und Meldenden Lösungen erarbeiten, zum Beispiel den Präparatenamen abwandeln oder durch Zusätze ergänzen. Bei Verpackungen steigt die Verwechslungsgefahr an, wenn etwa ein Hersteller ein Medikament in unterschiedlichen Dosierungen anbietet, die Mengenangaben aber nicht deutlich genug auf der Verpackung gekennzeichnet sind. Auch Tabletten ähnlicher Größe und Farbe lassen sich schnell verwechseln.
Nehmen Patientinnen oder Patienten mehrere Medikamente ein, resultieren daraus häufig Wechselwirkungen. Gleiches gilt für Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Mittel, Vitamin- oder Mineralstoffpräparate sowie Nahrungsmittel und Alkohol. Grapefruitsaft etwa interagiert mit vielen Wirkstoffen. Weitere Lebensmittel, die mit einigen Medikamenten in Wechselwirkung treten können, sind calciumreiche oder gerbstoffhaltige Lebensmittel.
Um eine falsche Anwendung, Lagerung oder die Gefahr möglicher Wechselwirkungen zu vermeiden, ist es immer wichtig, bei der Abgabe der Medikamente das Gespräch zu suchen und auf mögliche Risiken hinzuweisen. Es geht im Prinzip darum, die Gesundheitskompetenz der Patienten zu stärken, deren Fähigkeit, Informationen, die mit der Gesundheit zu tun haben, zu verstehen und beurteilen zu können und letztlich danach zu handeln. Dies kann gelingen, wenn PTA Kundinnen und Kunden möglichst gut, mit einfachen und leicht verständlichen Informationen beraten.
Ein Medikationsplan oder eine Medikationsanalyse helfen, den Überblick zu behalten und die Gefahr möglicher Wechselwirkungen zu erkennen. Eine weitere sehr wirksame Methode, um etwa die Therapie mit Inhalativa sicherer zu machen, ist die pharmazeutische Dienstleistung »Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik«. PTA können mit Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren üben, wie ein Device für ein inhalatives Arzneimittel korrekt genutzt wird.