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Zahnreport Barmer

Mehr Antibiotika, mehr Kreidezähne

Die Ursache von Kreidezähnen ist nach wie vor ungeklärt. Laut dem aktuellen Zahnreport der Barmer könnten Antibiotika eine Schlüsselrolle bei der Entstehung spielen.
Elke Wolf
16.08.2021  08:30 Uhr

Rund 450 000 Kinder in Deutschland haben behandlungsbedürftige Kreidezähne, das sind rund acht Prozent aller Sechs- bis Zwölfjährigen, die unter gelblich oder bräunlich verfärbten, porösen und beim Putzen schmerzenden Zähnen leiden, geht aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer hervor. Da diese Strukturbildungsstörung des Zahnschmelzes hauptsächlich die ersten Molaren, also die ersten bleibenden Backenzähne, und die Schneidezähne betrifft, wird das Phänomen medizinisch exakt auch als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) genannt. Dementsprechend wird die MIH meist um den 6. Geburtstag herum diagnostiziert. Im Jugend- und Erwachsenenalter kann man keine MIH mehr bekommen.

Zur Entstehung von Kreidezähnen existieren zahlreiche Hypothesen. So kommen unter anderem Mikroplastik in Spielzeugen oder in kosmetischen Produkten, Kunststoffweichmacher wie Bisphenol A etwa in Babyprodukten, Probleme in der Schwangerschaft oder die Einnahme bestimmter Arzneimittel als Auslöser infrage. Die Ursachen sehe man im Prozess der Zahnmineralisation, bevor die Zähne durchbrechen. Die Ernährung habe wahrscheinlich keinen Einfluss und regelmäßiges Zähneputzen könne Kreidezähne nicht verhindern, da die Zähne bereits geschädigt durchbrechen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Professor Dr. Christoph Straub, bei der Online-Präsentation. Jetzt scheint sich ein näherer Zusammenhang mit der Verordnungshäufigkeit und -menge von Antibiotika herauszukristallisieren.

»Für die Erhebung der Daten wurden unter anderem die Arzneimittelverordnungen bei Kindern mit und ohne Kreidezähne untersucht. Dabei sind Zusammenhänge von MIH mit größeren Verordnungsmengen und -häufigkeiten von Antibiotika in den ersten vier Lebensjahren nachweisbar gewesen«, erklärte Professor Dr. Michael Walter, Autor des Zahnreports 2021. »Häufig eingesetzte Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine wurden bei Kindern, die später der MIH-Gruppe zugeordnet wurden, in den ersten vier Lebensjahren deutlich mehr verordnet. Die Unterschiede zu nicht betroffenen Kindern betrugen bis zu 10 Prozent.« Bei einer selten angewandten Wirkstoffkombination gegen Harnwegsinfekte (Sulfonamide, Trimethoprim, Nitrofurantoin) betrug der Unterschied bis zu 30 Prozent. Diese Daten zeigten aber keinen kausalen Zusammenhang, betonte der Experte. Auch zugrundeliegende Mechanismen seien derzeit noch völlig spekulativ.

Walter und sein Team berücksichtigten die Daten von Kindern der Geburtsjahrgänge 2003 bis 2011 ein »Von knapp 300.000 Kindern wurden 22.947 anhand von bestimmten Behandlungsmustern der Kreidezahn-Gruppe zugeordnet«, erklärte der Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Technischen Universität Dresden. Mädchen waren häufiger betroffen als Jungen (9,1 Prozent versus 7,6 Prozent; Daten 2012 bis 2019).

Weitere deutliche Unterschiede gab es bei Medikamenten, die den Respirationstrakt (Rhinologika, vor allem Nasentropfen, Otologika, Medikamente zur Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen sowie Husten- und Erkältungspräparate) betreffen. Dabei zeigten die Kinder mit MIH eine größere mittlere Verordnungsmenge pro Person und Jahr als nicht betroffene Kinder. Dagegen gab es keine Unterschiede bei fiebersenkenden Medikamenten wie Paracetamol und Ibuprofen. Dies gelte auch für medizinische Maßnahmen wie Paukendrainage oder Tonsillektomie, die bei typischen »Kinderinfekten« stationär oder ambulant vorgenommen würden, erklärte Walter.

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