Mehr Selbstreflexion statt Digital-Detox? |
Eine Social-Media-Pause kann gut tun. Ein Experte empfiehlt, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und zu reflektieren, was einem gut tut und was nicht. / Foto: Getty Images/Westend61
Viele Influencer und andere Nutzer schränken die Nutzung sozialer Medien in der Hoffnung auf positive Effekte mal für eine Woche ein. Eine kleine britische Studie zeigt nun: Bei nur einigen Tagen Enthaltsamkeit halten sich positive und negative Auswirkungen wohl eher die Waage. Entzugsähnliche Effekte wurden nicht gefunden, wie das Forscherduo im Fachzeitschrift »PLOS One« schreibt.
Michael Wadsley und Niklas Ihssen von der Durham University hatten 51 mäßige bis starke Nutzer sozialer Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter, TikTok und YouTube in ihre Analyse einbezogen. Forschungsarbeiten hätten nahegelegt, dass es bei einem abrupten Stopp der Nutzung sozialer Medien zu Entzugserscheinungen ähnlich wie bei Drogenkonsum kommen könne und dass »digitales Entgiften« – Digital Detox – sich positiv auf Wohlbefinden und psychische Gesundheit auswirke.
Für ihre 18 bis 25 Jahre alten Probanden – 16 Männer und 35 Frauen – ließen sich keine auffälligen solchen Zusammenhänge zeigen, erläutern die Forscher. Die Nutzungseinschränkung habe nuancierte und potenziell gegenläufige Auswirkungen auf das Wohlbefinden gehabt. Durch die Einschränkung könnten Erfahrungen wegfallen, die negative Emotionen auslösen – wie soziale Vergleiche oder die Angst, etwas zu verpassen. Das gelte aber ebenso für positive Emotionen wie soziale Anerkennung.
Die meisten Teilnehmenden waren demnach zwar in der Lage, ihre Nutzung sozialer Medien die ganze Woche lang deutlich zu reduzieren – nur sieben blieben allerdings erfolgreich komplett abstinent. Die Rückfall-Rate sei also sehr hoch. Zudem sei vielfach angegeben worden, dass zum Ausgleich mehr Zeit etwa mit Videospielen oder Online-Shopping verbracht wurde. Vorgaben, die Handynutzung insgesamt einzuschränken, hatte es bei der Studie nicht gegeben.
Es könne sein, dass potenzielle Negativeffekte durch das Ausweichen auf andere Digitalangebote sowie die überwiegend nur eingeschränkte, aber nicht komplett gestoppte Nutzung sozialer Medien verhindert wurden, erläutert das Forscherduo. Dazu müssten größere Studien folgen. Wesentliche Auswirkungen auf die eigene Stimmung hätten Menschen, die sozialen Medien lediglich für einige Tage den Rücken wenden, jedenfalls nicht zu erwarten.