Menopause viel zu früh |
| Isabel Weinert |
| 10.04.2025 16:00 Uhr |
Für von einer POI betroffene Frauen fühlt sich die Diagnose oft schockartig an, geht doch mit ihr einher, dass die Chancen auf eine Schwangerschaft erheblich sinken und auch gegen null gehen können. Das junge Alter zu Erkrankungsbeginn bedeutet aber eben in vielen Fällen, dass die Familienplanung noch gar nicht begonnen hat oder noch nicht beendet wurde. Deshalb möchten Betroffene wissen, warum ihnen diese Erkrankung widerfährt.
POI hat verschiedene Ursachen. Beim größten Teil der Betroffenen – zwischen 50 und 90 Prozent – finden Mediziner keine Ursache. Diese Fälle bezeichnen sie deshalb auch als »idiopathisch«. Das heißt, die Erkrankung tritt auf, ohne dass man wüsste, warum. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen sind es genetische Defekte, die eine POI verursachen. Dabei sind vorrangig die X-Chromosomen betroffen, also das Geschlechtschromosom, dass mit zwei mal X bei Frauen vorliegt und beim Mann mit einmal X, kombiniert mit dem Y-Chromosom. Außerdem können autoimmune Prozesse, und hier besonders Morbus Addison und Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse, zum frühen Versiegen der Eizellen führen. Nicht zuletzt führen Krebstherapien in der Kindheit im Bereich des kleinen Beckens häufig zu POI. Aber auch Operationen an den Eierstöcken können die Erkrankung nach sich ziehen.
In den Fällen, in denen eine Therapie geplant ist, die eine POI nach sich ziehen kann, ist es gleichermaßen möglich wie wichtig, die Frau darüber zu informieren, dass es mittels unterschiedlicher Methoden möglich ist, Eizellen vor der Behandlung zu retten, sodass damit zu einem späteren Zeitpunkt noch zu befruchtende Eizellen zur Verfügung stehen.
Weil der frühe Mangel an Östrogen in besonderem Maße die Knochenstabilität und die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems gefährdet, ist ein Hormonersatz zwingend, und zwar bis zu einem Alter von etwa 50 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt sinkt auch natürlicherweise der Östrogenspiegel. Über die Art und Weise der Hormontherapie sprechen Patientinnen mit ihrem Arzt. Ein zusätzlich lokal verabreichtes Hormonpräparat kann gegen Scheidentrockenheit wirken. Gegen als störend empfundenes geringes oder fehlendes sexuelles Verlangen eignen sich Testosterongaben transdermal eher nicht, beziehungsweise besteht unter Medizinern Uneinigkeit über deren Nutzen und Risiken.
Frauen mit POI finden sich oft in einer psychisch sehr herausfordernden Situation wieder. Mediziner sollten das berücksichtigen und entsprechende Hilfsangebote benennen können. Käme die Sprache in der Apotheke auf das schwierige Thema ungewollte Kinderlosigkeit (durch POI oder aus anderen Gründen) wäre es sinnvoll, PTA könnten in diesem Zusammenhang professionelle psychologisch geschulte Ansprechpartnerinnen in der näheren Umgebung nennen.